02.02.2023, 15:42 Uhr Oldchap
|
Das große Pedal ist übrigens weder Kupplung (der M 48 hatte eine 2-Gang-Automatik) noch Bremse, sondern das Gaspedal (jawohl: links; die Bremse war rechts davon und ist hier nicht zu sehen). Die seltsame Form des Pedals erlaubte 2 Fußstellungen; einmal für den angehobenen Sitz (Fahrer guckt oben mittig aus der Wanne raus) und einmal für den abgesenkten Sitz zur Benutzung der 3 Winkelspiegel, von denen der mittlere als weiße Fläche oben im Bild zu sehen ist. Mehr selbst geschossene Fotos vom Fahrerplatz habe ich leider nicht, daher beschreibe ich den Platz hier mal mit Worten. Rechts an der Fahrerseite war das eigentliche Armaturenbrett mit Tacho, Drehzahlmesser, Öldruckanzeige und Tankuhren für beide Tanks, dazu der kombinierte Lichtschalter und der Kombischalter für die 2 Zündbänke und den Anlasser. Der deutsche Tigerpanzer lässt grüßen, was die Anordnung angeht. Der M 48 fuhr wie der Tiger auch mit Benzin. Er hatte allerdings einen luftgekühlten Taumelscheiben-Einspritzmotor, der eigentlich aus einem Hubschrauber stammte. Daher auch die doppelte Magnetzündung. Getankt wurde daher auch Flugbenzin F100. Ebenso wie den Tiger konnte man den M 48 auch rein manuell anlassen, hier aber über einen Hilfsmotor mit Seilzugstarter und großer Lichtmaschine, die den Anlaßstrom für den Hauptmotor liefern konnte. Hinter dem Fahrer befanden sich der Spritverteilhebel mit den Stellungen AUS, Tank 1, Tank 2, beide Tanks und "nur Hilfsmotor" sowie die Hand-Einspritzpumpe zur Startunterstützung.
Der Fahrer rutschte entweder vom Turmboden aus auf seinen Sitz durch (dazu ließ sich die Lehne nach hinten abklappen), oder er stieg durch seine Luke in die Wanne. Vom Turm aus kam man nur auf den Sitz, wenn die Kanone mehr oder weniger in der 6 Uhr Stellung stand, sonst war die Turminnerei im Weg; bevorzugt die Kanone. Stand die Kanone auf 12 Uhr und war nicht hoch gestellt, kam der arme Fahrer auf diesen 2 Wegen überhaupt nicht mehr aus dem Panzer heraus, weil die Kanone ja genau über seinem Kopf aufragte! Deswegen hatte er direkt bei seinem Sitz eine Notausstiegsluke im Wannenboden für den Fall, dass es brenzlig wurde. Bei nur 38 cm Bodenfreiheit kam man da am besten so raus, daß man sich (nach genauer Geländebeobachtung mit peniblem Hindernischeck) mit den Füßen zuerst nach hinten aus der Luke gleiten und sich sozusagen vom Panzer mit dessen Restschwung ganz herausholen und überrollen ließ, bis man (hoffentlich) wohlbehalten hinter ihm zum Vorschein kam. Wir, die Fahrer, haben das auf der geteerten Fläche in der Kaserne geübt, und es ging eigentlich ganz gut. Wichtig war, sich flach und locker zu machen, damit sich die Gliedmaßen (speziell die Beine) nicht zwischen Wanne und Boden einklemmen konnten, denn 38 cm Platz nach oben sind nicht üppig. Die 3 Mann im Turm mussten i.d.R. nach oben raus, wenn die Kanone nicht auf ca 6 Uhr stand. Trotzdem mussten alle das Überrolltwerden üben, allerdings seltsamerweise mit Stahlhelm, der doch im Panzer nie getragen wurde. Genau dabei kam es dann zu einem leichten Unfall.
Wir lagen in einer langen Linie hintereinander auf dem Bauch. Der Panzer kam von hinten und überrollte diese Linie in bestenfalls halbem Schritttempo, assistiert von 2 Einweisern, die nebenher liefen und darauf achteten, dass unter dem Panzer alles ruhig blieb. Ein Kamerad bekam es mit der Angst, als das Ungetüm über ihm auftauchte, und wollte sich schräg nach seitlich vorne aus der Gefahrenzone retten (was ihn plattgewalzt hätte). Der Panzer wurde sofort gestoppt, der Kamerad durfte nach vorne wegrobben, stand auf und erhielt seinen Anschiß. Ich weiß nicht mehr, ob er wieder drunter mußte; aber irgendwann rollte der Panzer wieder an, und da passierte es. Der Fahrer hatte bei dem Aufenthalt vorschriftsmäßig das Standgas von 750 auf 1.000 Touren hochgefahren, damit der Motor nicht verdreckte. Leider vergaß er, die erhöhte Leerlaufdrehzahl von dem Einlegen der 1. Fahrstufe wieder zurückzunehmen, und der Panzer ruckte deutlich an. Auch das wäre kein Thema gewesen, aber der vorherige Kamerad in der Reihe, der noch hinten unter dem Panzerheck lag und sich langweilte, hatte aus Bequemlichkeit den Kopf auf beide Unterarme gestützt. Über ihm war der Panzerwulst um den Ölablaßdeckel des Motors. Der Panzer federte durch den Ruck hinten nach unten, schlug eine beachtliche Delle in den Stahlhelm und klatschte das Kinn des Rekruten bis auf die Fahrbahn durch. Aua! Der verdellte Stahlhelm wurde ein Souvenir für den Betroffenen.
Das Thema Standgas etc. ruft mir in Erinnerung, daß dieser Panzertyp für alle in der Kompanie Neuland war, nicht nur für uns Rekruten! Es gab de facto noch keine deutschen Unterlagen dazu, und einiges von dem, was uns erzählt wurde, beruhte schlicht auf Hörensagen! Aber zu jedem Panzer gab es eine über 750-seitige Bedienungsanleitung, natürlich in Englisch, und die wurde schnell zur Bibel für uns alle. Daraus stammte z.B. auch die Weisheit mit der erhöhten Leerlaufdrehzahl, aber auch alles andere, was Fahren und Schießen betraf. Der Rest war learning by doing, und das sozusagen bei völliger Umkehrung der Befehlskette. Die Abiturienten, die ja eh schon als Fahrer ausgesucht worden waren, solange der Vorrat reichte, wurden wegen der vorhandenen Englischkenntnisse als Übersetzer und "Erklärer" eingesetzt und hatten fortan sogar zu bestimmen, was beim sog. technischen Dienst nun wirklich zu machen war. Das ging so weit, daß wir uns einmal sogar mit dem höchsten technischen Kommandoträger der Kaserne, dem sog. T-Offizier anlegten (immerhin ein Major), weil der uns Dinge aus seinen Unterlagen verkaufen wollte, die einfach nicht zutrafen. So wollte er z.B. darauf bestehen, daß der Hauptmotor erst angeworfen werden dürfe, wenn der Hilfsmotor liefe, um die Batterien nicht zu überlasten. Das war für den kleinen 2-Zylinder Hllfsmotor des M 47 noch okay; der M 48 hatte aber einen fetten Einzylinder mit einer Dynastartanlage (Lichtmaschine und Anlasser in einem), und dessen Lichtmaschine hatte als Anlasser einen derart schlechten Wirkungsgrad, daß das Ding beim Anlassen mehr Saft brauchte als der ganze Hauptmotor. Also haben wir dem Mann freundlich, aber bestimmt erklärt, daß er auf Grund falscher Unterlagen Unsinn verbreiten würde, und wir haben ihn danach nie mehr gesehen! Es ist schon ein Vorteil, wenn man als Wehrpflichtiger nicht auf seine soldatische Karriere achten muß. Unser Stammpersonal bezeichnete uns fortan übrigens als "Kopfgesteuerte", und es blieb offen, ob das eher anerkennend oder abwertend gemeint war. :whistling: -- Viele Grüße
Gerhard
_________________________
Bigtanks-Köti 1:6, Hermann-Porsche-Köti 1:6, Bigtanks-Jati 1:6, Armortek-Japa 1:6, Spearhead Pz. IV 1:6
|
|
|
|
|