03.01.2016, 12:34 Uhr Oldchap
|
Hallo Bernd,
hihi, mit dem Platz hast Du völlig recht! Bei unseren 1:6-ern denkt auch jeder: ach wie riesig; da muß ja massig Platz sein! Hinterher sieht das dann z.B. so aus :
Aber zurück zum Thema:
Ein LÜG ist eine feine Sache und beim Verbrenner nahezu unumgänglich. Beim E-Antrieb frage ich mich aber doch, warum ich mir den ganzen Aufwand machen soll bzw. ob der Effekt des LÜG nicht auch rein elektronisch erzeugbar ist. Und da gibt es bei den Großmodellen inzwischen echte Fortschritte bei den Reglern, die das fast uneingeschränkt ermöglichen!
Die Originale hatten bzw. haben entweder 1- oder Mehrradien-LÜGs, oder sie sind gar stufenlos (hydraulisch) gesteuert. Der Zweck der Sache ist eine saubere, reproduzierbare Kurvenfahrt durch eine genau bestimmbare Bremsung einer Kette bei gleichzeitiger Beschleunigung der anderen (im Stil eines Differentials). Die Ein- oder Mehrradien-LÜGs fahren je Gang auch nur eine bzw. mehrere feste Kurve(n), nur die hydraulischen sind (meistens) wirklich stufenlos.
Im Modell haben wir i.d.R. je Kette einen E-Motor, der mit den modernen Reglern auch völlig stufenlos zu steuern wäre. Unser Antrieb sollte es also jederzeit mit der besten LÜG-Variante aufnehmen können. SOLLTE! Bei aufgebocktem Modell klappt das auch erst mal so richtig gut.
Tja, warum besteht dann manchmal immer noch der Wunsch nach einem LÜG im Modell? Bei manchem Erbauer natürlich wegen der Originaltreue. Weil man das Ding aber sowieso nicht sieht, wäre das für mich kein Grund. Viel wichtiger ist (mir) dagegen das Lenkverhalten des Modells!
Dazu muß man sagen, daß die Modelle mit zunehmender Größe den Originalen immer ähnlicher werden. Will heißen, das Panzerchen braucht -speziell im Gelände- nur wenig Kraft für die Geradeausfahrt, aber sehr viel mehr Kraft für die Kurve! Das ist so, weil bei Geradeausfahrt die 100 kg des Modells kugelgelagert (vom Motor übers Getriebe bis zur letzten Laufrolle) und mit ganz wenig Reibung auf der eigenen Kette dahinrollen, während in einer Kurve die griffige, teils im Boden "versunkene" Kette mit dem gesamten Gewicht drauf zur Seite verschoben werden muß! Ich kann jederzeit den Panzer mit dem kleinen Finger vorwärts schieben, muß aber mit beiden Händen und aller Kraft an einem "Eck" ziehen, wenn ich ihn drehen will.
Beim E-Antrieb ist das auch schön am Stromverbrauch aubzulesen. Das Panzerchen braucht 6 A oder weniger geradeaus, aber 50 - 60 A in der engen Kurve oder beim Drehen auf der Stelle (Tableturn); der Unterschied ist also grob 1:10! Gut, das könnte dem Fahrer noch egal sein, wenn es nur um den Saft ginge, aber leider kommt ein weiterer Effekt dazu:
Wir verwenden (außer bei Armortek mit seinem Schneckentrieb) i.d.R. Motoren mit kostengünstigen und unverwüstlichen Stirnradgetrieben. Die sind mit ihrer Kugellagerung sehr leichtgängig und haben einen optimalen Wirkungsgrad, und genau das wird hier zum Verhängnis. In der Kurve gibt der Regler dem kurveninneren Motor weniger Saft. Weil der Panzer aber 10 mal "lieber" geradeaus fährt als eine Kurve zu fahren, treibt jetzt die kurveninnere Kette ihren Motor sozusagen selbst an, statt sich zur Seite zu bewegen. Der äußere Motor bringt die Kraft für beide Ketten auf und der Panzer fährt immer noch geradeaus! Das klappt auf griffigem Boden sogar dann noch, wenn der kurveninnere Motor ganz abgeschaltet, also vom Strom getrennt wird! Erst wenn der Motor umgepolt wird, fängt er zu bremsen an und zwingt den Panzer in die Kurve, dann aber meist ruckartig. Das Ganze ist bei Vollgas nicht ganz so ausgeprägt, aber unsere Modelle fahren im Gelände vorbidgetreu mit nur etwa 1/3 Gas, und da ist der Effekt sehr deutlich.
Ein solches Fahrverhalten ist natürlich unerwünscht, also muß Abhilfe her! Ein Schneckengetriebe ist mehr oder weniger selbstsperrend und wäre daher gut geeignet, nur gibts die in unseren Größen kaum und, viel schlimmer, im Defektfall (und da genügt schon ein leerer Akku) wird der 100 kg-Panzer mit seinen blockierenden Ketten zur "Immobilie", und der arme Fahrer kann den ADAC rufen.....
Also muß ein Regler her, der dafür sorgt, daß der kurveninnere Motor wirklich langsamer rennt, selbst wenn ihn seine Kette schieben will. Das kann man z.B. dadurch erreichen, daß der Motor per Kurzschluß gebremst wird. Dieser Kurzschluß muß aber regelbar sein, sonst schlägt der Panzer Haken wie ein Wildhase!
Die -ziemlich elegante- Lösung bei den PWM-Reglern sieht so aus, daß der Motor in den Impuslpausen nicht einfach leer weiter läuft, sondern grundsätzlich kurzgeschlossen wird ("Flyback"-Diodenmatrix). Der Motor wechselt also ständig zwischen Vollgas und Kurzschluß. Das kostet insgesamt mehr Strom, und Regler sowie Motoren werden heißer, aber die Kurve wird so wie mit dem besten LÜG!
Eine nochmals elegantere Lösung wäre ein Vierquadrantenregler, nur erfordert der leider eine IST-Drehzahl-Rückmeldung vom Motor, und sowas haben wir nicht. Ein Tachogenerator läßt sich auch bei den meisten Motoren nicht so einfach nachrüsten; nur die Brushless-Motoren könnten sowas bauartbedingt von alleine. BL-Motoren mit Getriebe für unsere Panzer gibt es aber leider noch nicht, also bleiben wir beim Flyback-Regler und sind damit erst mal zufrieden.
-- Viele Grüße
Gerhard
_________________________
Bigtanks-Köti 1:6, Hermann-Porsche-Köti 1:6, Bigtanks-Jati 1:6
|
|
|
|
|