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      Geschichten um den M 48; das Original in der BW
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Thema: Geschichten um den M 48; das Original in der BW

[ - Antworten - ]
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02.02.2023, 19:11 Uhr
Radfahrer besucht im Moment nicht das Board.Radfahrer eine private Nachricht schreibenRadfahrer


Hallo Gerhard,
sehr unterhaltsam und lehrreich, bitte weiter fortführen, danke!
--
Isch ´abe ga´ keine Fahrrad!

Olaf (der Radfahrer)
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02.02.2023, 23:57 Uhr
rennkiste besucht im Moment nicht das Board.rennkiste eine private Nachricht schreibenrennkiste
Sorry für den Vergleich mit dem Landser.

Die Geschichten im Landser sind meines Wissens, eh nicht wirklich echt! Und natürlich aus dem zweiten Weltkrieg!

Also vor deiner Zeit bei der BW.

Was du aber aber schreibst, klingt so geil...mehr davon...


Gruß Reimund
--
Leopard 2A4 von Bauplanmaster im Bau
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03.02.2023, 09:15 Uhr
Lodla besucht im Moment nicht das Board.Lodla eine private Nachricht schreibenLodla


Wirklich sehr interessant!
Mega dass du uns hier deine Einblicke wieder gibst! :-)
Weiter So!

Schönes Wochenende!

Gruß
Richard
--
Panzer IV FOA 1:6 RC; Armortek Panzer III; Armortek Stug III; Dragon Kübelwagen + Schwimmwagen + Kettenkrad 1:6 RC; Armor Hobbies SdKfz 250 1:6 RC; Opel Maultier selbst gebaut 1:6 RC
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03.02.2023, 10:41 Uhr
Oldchap besucht im Moment nicht das Board.Oldchap eine private Nachricht schreibenOldchap


quote:
Original von rennkiste:
Sorry für den Vergleich mit dem Landser.

Die Geschichten im Landser sind meines Wissens, eh nicht wirklich echt! Und natürlich aus dem zweiten Weltkrieg!

Also vor deiner Zeit bei der BW.

Was du aber aber schreibst, klingt so geil...mehr davon...


Gruß Reimund
--
Leopard 2A4 von Bauplanmaster im Bau



Hallo Reimund,

meine Antwort war doch lustig gemeint! Ich habe ganz früher auch ein paar Landser-Hefte gelesen und fand Deinen Vergleich eher spaßig! :D
--
Viele Grüße

Gerhard

_________________________
Bigtanks-Köti 1:6, Hermann-Porsche-Köti 1:6, Bigtanks-Jati 1:6, Armortek-Japa 1:6, Spearhead Pz. IV 1:6
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03.02.2023, 10:59 Uhr
Oldchap besucht im Moment nicht das Board.Oldchap eine private Nachricht schreibenOldchap


So, jetzt aber weiter im Text....

Nach der sog. Spezialausbildung, also der funktionsspezifischen Ausbildung als Richtschütze, Ladeschütze / Funker oder eben Fahrer (eine spezielle Kommandantenausbildung gab es nur für freiwillig Verpflichtete; Spitzname "Z-Säue" für Zeitsoldaten) begann der "Einsatz". Jeweils ein Kamerad fuhr als "Hobby-Kommandant" in denjenigen Panzern mit, die keinen "echten" Kommandanten aus der Stamm-Mannschaft hatten. Im KpFhr-Wagen gab es i.d.R. einen "zugekauften" Leutnant als Gast-Kommandanten, der öfters mal wechselte. Die 3 Zugführer-Wagen waren mit Stammpersonal-Kommandanten besetzt (ein OFw und zwei StUffze), wobei der OFw als ZgFhr des 1. Zuges quasi die taktische Führung der Truppe mit übernahm. Der Mann hieß Gilch.

In dieser Zeit gab es ein bekanntes Waschmittel namens Dash, das lt. Werbung "den Gilb rauswusch". Dieser Gilb war eine Art Knollenmännchen. Ich kam wegen der Namensähnlichkeit darauf, von meiner Mutter Wimpel mit diesem Gilb nähen zu lassen, denn die langen Stabantennen unserer Fahrzeuge waren allzu verlockend. Beim 1. Ausritt auf den StOÜbPl steckten wir diese Wimpel auf und waren fortan der "Zug Gilb". Das war natürlich hoheitsrechtlich höchst unzulässig, und ich bekam gleich vor Ort meinen Anschiß. Wir murrten deutlich dagegen, denn die Dinger sahen schon lustig aus. Der OFw schmunzelte schließlich doch mit, und es wurde tatsächlich geduldet, die Fähnchen weiterhin auf dem Übungsplatz zu "führen". Eine ganze Kompanie aus fast nur Wehrpflichtigen war eben doch irgendwie anders und weniger tierisch ernst als andere Einheiten.

Irgendwann ging es zum 1. Scharfschießen. Die rund 45 km zum Schießplatz wurden selbstredend auf der Bundesstraße gefahren. Dann wurde zuerst mit einer Spezialvorrichtung die Kanone mit der Zieloptik in Übereinstimmung gebracht; alles gemäß englischem Handbuch (was sonst?). Dann wurde Munition übernommen und in den Panzer gewuchtet. Ein Mann stand seitlich neben der Wanne, der 2. auf der Kettenabdeckung, der 3. auf dem Turm und der 4. im Panzer. So wurde Granate um Granate geladen; zwar nicht die volle Beladung, aber so 40 Schuß pro Panzer können es gewesen sein. Munition hatten wir in Hülle und Fülle. Die Dinger waren schwer, und die Arme wurden lahm. Außerdem stellte sich mit der Zeit eine gewisse Routine ein, und das ist selten gut. So passierte es, daß der Mann auf dem Turm die Granate schon losließ, als der Kamerad im Turm noch nicht fest zugegriffen hatte. Die 90 mm - Granate rutschte ihm aus der Hand und fiel mit dem Hülsenboden voran durch bis auf den Turmboden! Die Granathülsen waren mit Aufschlagzündern versehen und hätten durchaus zünden können, wenn sie passend gefallen wären. Zum Glück ist das nicht passiert, aber der Schreck war doch allseits groß. Als Konsequenz aus diesem Vorfall bekamen wir auf dem Schießplatz Leitern für außen, obwohl das das Mißgeschick keinesfalls geändert hätte.

Dann ging es ans Schießen, von dem beim M 48 noch niemand eine praktische Ahnung hatte. Also mußte wieder die Panzerbibel herhalten. Der erste Schuß in jedem Panzer wurde aus Sicherheitsgründen bei abgesessener Besatzung mit einem Seil abgezogen, das aus dem Turm heraus hinter den Panzer verlegt wurde. Alles ging glatt, also wurde aufgesessen. Jeder durfte mal schießen; unabhängig von seiner Funktion, also auch die Fahrer. Der Raumbild-Entfernungsmesser war tricky zu handhaben, und etliche Kameraden, so auch ich, waren auf Grund von leichten Augenfehlern nicht in der Lage, die Entfernung richtig einzustellen. Man mußte ein Zielkreuz räumlich AUF bzw genau über das Ziel setzen, nicht davor und nicht dahinter. Das gelang nur mit 2 perfekten Augen, und die Richtschützen waren vor der Ausbildung auch diesbezüglich ausgesucht worden.

Die nagelneuen Kanonen waren beachtlich genau! Bei warmgeschossenem Rohr war der Streukreis auf 2.500 m bei 5 Schuß nicht größer als 30 bis 40 cm; ein ausgezeichneter Wert!


Hier schnell noch 2 Bilder aus dem Turm:








Das ist ein Blick von unten her auf den Richtschützensitz. Auf beiden Fotos erkennt man den flugzeugartigen Steuerknüppel für das Seiten- und Höhenrichten und rechts davon Teile des Zielrechners. Auf dem oberen Bild sind offene Teile des Turmdrehkranzes erkennbar, die einem Kameraden bei meinem unfreiwilligen Panzer-Weitsprung fast zum Verhängnis geworden sind.

--
Viele Grüße

Gerhard

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03.02.2023, 19:30 Uhr
OliverRauls besucht im Moment nicht das Board.OliverRauls eine private Nachricht schreibenOliverRauls
3D - Drucker



Hallo Gerhard,
äusserst spannend zu lesen. Vielen Dank dafür und gern mehr. Ich kann mit solchen Stories leider nicht dienen da ich seit meiner Kindheit im Rotkreuz war. So war natürlich KatS meine "BW Zeit". 10Jahre- fast jedes Wochenende auf bescheuerten Sportplätzen sich mit dem VW KRKW langweilen. Freitagsabends "Dienstabend"- die Zeltstangen waren schon abgenutzt so oft haben wir die Dinger Freitags auf- und wieder abgebaut. Und natürlich Bierchen getrunken. Danach im Auto heim. Heute undenkbar. Kameraden landeten mal mit einem KrKw nach einem "Dienstabend" mit Alkohol im Vorgarten neben der Strasse- da wurde noch ein "Deal" mit der Polizei gemacht.

Technisch interessant war unser Funkzug. Unimog 401 mit Koffer ex BW. Allerdings so alt und "verranzt" das man nicht zu stark auf den Holzboden im Funkkoffer treten durfte- sonst "durchgetreten". Aber die Jungs waren cool (heute würde man sagen "Nerds")- alles "Funkamateure" die immer ihre riesigen Antennen aufbauten um weltweit Nachrichten anderer Funkamatuere zu empfangen.

Ichhab auch einen Truppführerlehrgang gemacht im Warnamt 2 (?) bei Wunstorf. Ein riesen Bunker der im "Ernstfall" dazu gedient hätte Meldungen an die Bevölkerung über Atombombenabwürfe/ Verstrahlungen etc. übers Radio zu verbreiten. In dem Bunker hätte man x- wochen autark "überleben" können. Heute übrigens- in Privatbesitz.

Ich schweife völlig ab.

Danke für deine Erinnerungen!

Oli
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03.02.2023, 23:13 Uhr
Oldchap besucht im Moment nicht das Board.Oldchap eine private Nachricht schreibenOldchap


Hallo Oli,

es ist schön zu lesen, dass auch Du mit Erfahrungen aus früheren Zeiten aufwarten kannst, wenn auch in einer anderen Sparte.

Nennenswerten Funk betrieben bei uns nur die Pioniere, die, wenn ich mich recht erinnere, einen gut ausgestatteten Funk-Borgward besaßen. Die Funkgeräte dieser Zeit waren alles Röhrenapparate mit teils heftigen Leistungen und satten Anodenspannungen. Ich kann mich erinnern, dass die Jungs bei passender Gelegenheit ihr Erdungskabel gerne mal in einen Teich warfen. Erstens ersparte das das Einbuddeln im Boden, zweitens trieben schon ab und zu mal elektrisierte Fische kieloben um das Kabel herum. Die bereicherten dann das Abendessen :D
--
Viele Grüße

Gerhard

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04.02.2023, 00:40 Uhr
rennkiste besucht im Moment nicht das Board.rennkiste eine private Nachricht schreibenrennkiste
quote:
Original von Oldchap:
quote:
Original von rennkiste:
Sorry für den Vergleich mit dem Landser.

Die Geschichten im Landser sind meines Wissens, eh nicht wirklich echt! Und natürlich aus dem zweiten Weltkrieg!

Also vor deiner Zeit bei der BW.

Was du aber aber schreibst, klingt so geil...mehr davon...


Gruß Reimund
--
Leopard 2A4 von Bauplanmaster im Bau



Hallo Reimund,

meine Antwort war doch lustig gemeint! Ich habe ganz früher auch ein paar Landser-Hefte gelesen und fand Deinen Vergleich eher spaßig! :D
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Viele Grüße

Gerhard

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Alles gut. Hatte ich auch so aufgefasst.

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04.02.2023, 23:10 Uhr
Oldchap besucht im Moment nicht das Board.Oldchap eine private Nachricht schreibenOldchap


Hallo zuammen,

bevor ich zu weiteren Einsatz-Erlebnissen komme, möchte ich auf eine Sache eingehen, die (nicht nur) mir seltsam vorkam. W18-er begannen ihre Laufbahn -natürlich- als niedrigster Dienstgrad; hier als "Panzerschütze". Nach der 3-monatigen Grundausbildung wurden wir alle "Gefreite". So weit, so klar. Wir Fahrer wurden dann zu unserem Erstauen nach Ende der Spezialausbildung / Fahrschule zum "Hauptgefreiten" ernannt, jedoch ohne mehr Wehrsold zu bekommen als unsere Kameraden, die bis zum Ende der Wehrpflicht "Gefreite" blieben. Ob das Ernennen so vorgesehen war, weiß ich bis heute nicht. Wir bekamen wegen der 3 schrägen Streifen den Spitznamen "Nato-Zebra". Auch das war an sich falsch, denn es gebührte nur dem sog. "Oberstabsgefreiten" mit seinen 5 Streifen, von denen wir nur nie einen zu sehen bekamen. Ich weiß nicht mal, ob dieser Dienstgrad in der BW überhaupt vergeben wurde, bis mich ein Kollege erst vor Kurzem darauf aufmerksam machte, dass der "Oberstabsgefreite" in der BW erst lange nach meiner Zeit eingeführt wurde! Egal, ob wir den Spitznamen nun zu recht trugen oder nicht; es war jedenfalls so.

Noch toller erlebten es Kameraden, die schon zum Studium immatrikukiert waren, wenn die Einberufung kam. Die durften ihre Wehrpflicht nach dem Ende des Studiums nachholen, wurden (bei erfolgreichem Abschluß) als "Hauptmann" eingezogen und wurden nach der (für sie deutlich anderen) Grundausbildung sogar "Major". Ich weiß nicht genau, ob ich mich da richtig erinnere oder ob das nur für Promovierte galt, aber das ist letzlich auchg egal. Fakt ist, daß Leute in diesem hohen Rang und gleichzeitig ohne jede militärischen Kenntnisse praktisch "unvermittelbar" waren, denn was hätten sie in der Truppe tun können oder sollen?

Ich erwähne das, weil wir genau so einen Späteinsteiger mal als Kommandanten für ein Kompaniemanöver bekamen. Prompt kam es zunächst zu einem beinahe tödlich verlaufenen Ereignis und danach noch zu einem "richtigen" Unfall mit ein paar Verletzten.

Das "Beinahe-Ereignis" ging auf meine Kosten. Der Aushilfs-Kommandeur bestand darauf, daß wir jederzeit "geschlossen" agieren mußten; sprich: Luken dicht! Wir, speziell die Fahrer, waren noch nie zuvor so gefahren, und zu allem Überfluß regnete es stark. Ich sah buchstäblich NICHTS und sollte in diesem Zustand einen Angriff fahren. Natürlich entsprach das wohl der Kriegs-Realität, aber ich weiß bis heute nicht, wie man da was sehen können soll. Wir meldeten diese gefährliche Behinderung, aber der Befehl blieb bestehen. Ich kannte zum Glück das Gelände und fuhr blind auf eine Felsgruppe zu, in deren Deckung ich meine Spiegel wenigstens reinziehen und reinigen wollte. Als es im Hauptspiegel genügend finster geworden war, stoppte ich den Blindflug und ersetzte den nassen und schmutzigen Spiegel durch einen sauberen. Durch den sah ich.... meinen Herrn Major in seinem Munga, keine 2 m vor mir! Wäre ich weitergefahren, wären der Munga und vermutlich auch der Kommandeur platt gewesen, denn der ahnte nicht mal, dass ich ihn gar nicht gesehen hatte. Im ersten Schreck öffnete ich die Luke und schrie ihn an, ob er denn wisse, was da beinahe passiert wäre. Er sah das immerhin ein und erlaubte ab sofort einen Halt zum Spiegelwechsel, wenn die Sicht zu schlecht wurde.

Keine halbe Stunde später passierte dann der wirkliche Unfall, wieder durch die ungewohnte Aktion mit geschlossenen Luken verursacht. Allerdings hääte sich der schon vermeiden lassen, wenn die Mannschaft des betroffenen Wagens mitgedacht hätte. Ich muß hier aber erst mal abbrechen, weil der Tag zu Ende geht.

--
Viele Grüße

Gerhard

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06.02.2023, 10:42 Uhr
Oldchap besucht im Moment nicht das Board.Oldchap eine private Nachricht schreibenOldchap


So, und jetzt zu dem schon angedeuteten Unfall. Da spielten zwar mehrere Dinge zusammen, aber die Fahrt mit "Luken dicht" war sicher eines davon.

Wir fuhren "kriegsmäßig" einen Waldweg entlang, d.h. das Zugführerfahrzeug hatte den Turm auf 1200, die restlichen 4 Panzer hatten den Turm abwechselnd auf 1000 und 0200. Die Turmbesatzung war bei solchen Fahrten i.d.R. nicht wirklich wach, denn eine reale Bedrohung gab es natürlich nicht (wenn man mal vom KpFhr in seinem Munga absieht, der uns beobachtete :D ). Ich habe es bei reinen Verlegungsfahrten sogar schon erlebt, daß im Turm ein Skat geklopft wurde.

Mein Panzer war das 3. Fahrzeug, somit hatte ich 2 Vorderleute, als wir an einen Bahnübergang kamen. Den mußten wir streng einhalten, denn bei einer "wilden" Gleisüberquerung hätten Bahnkörper und Gleis beschädigt werden können. Der Führerpanzer stoppte vor dem Übergang, denn auf der wenig befahrenen Nebenbahnstrecke kam tatsächlich ein sog. Schienenbus, ein rotes Gefährt in Omnibusgröße mit einem Anhänger. Ich konnte ihn wild hupen hören (der Benzinmotor im M 48 war im Leerlauf relativ leise) und sah ihn auch im linken Spiegel herankommen. Ich sehe das noch wie heute: von links kam er, verschwand im toten Winkel meiner Vorderpanzer und kam rechts wieder ein Stück zum Vorschein, bis er zum Stehen kam. Nur war er da schon ziemlich ramponiert! Wir erklärten den Krieg für beendet und stiegen aus, um uns den Schaden anzusehen. Schnell merkten wir, dass das nicht lustig war, denn es gab Verletzte.

Was war passiert? Der Fahrer hatte -nach seiner Ansicht- weit genug vorm Gleis angehalten, was für die Wanne auch zutraf. Nur leider konnte er das Rohr nicht sehen, das über ihm nach vorne ragte. Die Mündungsbremse muß wohl einen halben Meter in den Weg des Schienenbusses eingetaucht sein, denn dessen rechte Frontscheibe war zersprungen, dann die Einstiegstür verbeult und ein paar von den rechten Seitenfenstern kaputt. Zum Glück hatten die Fahrgäste entweder den Kopf eingezogen oder waren der Kanone anderweitig ausgewichen, aber es gab kleinere Schnittverletzungen durch das Glas.

Dies war der erste und einzige Einsatz in 15 Monaten Panzerei (in der Grundausbildung waren wir ja nur Fußgänger), den wir mit geschlossenen Luken gefahren haben. Ich habe heute noch keine Ahnung, wie das im Ernstfall hätte klappen sollen.
--
Viele Grüße

Gerhard

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08.02.2023, 08:30 Uhr
Lodla besucht im Moment nicht das Board.Lodla eine private Nachricht schreibenLodla


Wow.... zur jetzigen Zeit undenkbar..
Zum Glück ist nicht mehr passiert!

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08.02.2023, 10:39 Uhr
Oldchap besucht im Moment nicht das Board.Oldchap eine private Nachricht schreibenOldchap


Ja, die Unterschiede zu heute sind teils so eklatant, dass man sich fast nicht mehr traut, das zu berichten. Das wird sich auch noch weiter zeigen.


Mit der Bahn hatten wir noch mehr Probleme. 2 davon habe ich ja schon erwähnt; die Verladung des stotternden M47 und den Schienenbus. Aber den vermutlich teuersten Schaden habe ich selbst angerichtet. Zum Glück gab es dabei keine Personenschäden.

In kurzer Entfernung von unserer Kaserne gab es einen Feldweg mit einer Bahnunterführung, den wir nie befahren hatten. Ich weiß nicht mehr, aus welchem Anlass mein Hobbykommandant (also auch ein WPfl) auf dem Weg zu unserer Einheit da durch wollte; es war wohl eine Abkürzung. Auf jeden Fall hing da das obligatorische Schild mit 3,6 m Durchfahrtshöhe, und der M 48 war lt. Handbuch 3,61 m hoch. Ich wollte daher nicht durchfahren, weil mir die Höhe der Brücke zu niedrig war, aber mein Kommandant sagte, die Schilder würden aus Sicherheitsgründen sowieso immer mindestens 5 cm zu niedrig angegeben. Ich wollte immer noch nicht, aber er kehrte den Kommandanten raus. Ich ließ mir die Weiterfahrt förmlich über die Ei-V befehlen (die Besatzung hörte mit) und fuhr los. Der übliche Munga, der auch bei einzelnen Panzern als Begleitung vorgesehen war, war schon durchgefahren, weil er von unserem Disput nichts mitbekommen hatte. Zunächst ging alles gut, aber dann gabs ein Kratzen und einen gewissen Widerstand. Der Kommandant rief noch "gleich sind wir durch"; da gab es einen Ruck und mein Panzerchen lag plötzlich 10 cm tiefer! Ich stoppte sofort und hupte den Munga an. Der Fahrer berichtete mir bestürzt, daß ich die Brücke rund 30 cm seitlich von ihren Lagerrollen runtergeschoben hatte, worauf sie auf den Panzer runtersackte und zusätzlich direkt auf ihren Pfeilern auflag. Das waren die 10 cm Höhenunterschied, die der Panzer abgesackt war. An ein Weiterfahren war natürlich nicht mehr zu denken. Der Munga raste los, um die Nebenstrecke sperren zu lassen, bevor womöglich auch noch ein Zug verunglückte. Zum Glück gab es im nahen Bahnhof einen Reparaturtrupp mit einem Eisenbahnkran, der zunächst mal den Panzer aus dessen misslicher Lage befreien konnte, indem er die Brücke etwas anhob. So konnte ich ohne weiteren Flurschaden unter der Brücke vorfahren. Der Brücke selbst war damit noch nicht geholfen, denn für die endgültige Reparatur brauchte die Bahn einen 2. Kran, der von der anderen Seite heranfuhr. Beide Kräne zusammen konnten die Brücke dann wieder seitlich verschieben und auf auf ihre Lager zurückheben, nachdem die Rollen wieder an ihren Platz befördert worden waren.

Wir bekamen einen Riesenanschiß, der sich aber zu 95 % über den Hobbykommandanten ergoß, weil man mir nachsah, daß ich keine formelle Befehlsverweigerung begehen wollte. Die Bundesrepublik bezahlte den Schaden, wie das bei uns so schön hieß.
--
Viele Grüße

Gerhard

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09.02.2023, 14:51 Uhr
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Hallo zusammen,

der M 48 hatte als "Luftabwehr" ein MG cal .50. Zur Abwehr von Flugzeugen, die später als im 1. Weltkrieg gebaut worden waren, dürfte das Ding kaum getaugt haben; aber gegen Erdziele war es in seinem handgekurbelten Türmchen prinzipiell nicht zu verachten. D.h. es HÄTTE so sein KÖNNEN. Dazu hätte es aber zuverlässig funktionieren müssen, und das tat es in unseren M 48 erst mal nicht, wie die ersten Tests ergaben. Es war im Panzer seitlich liegend eingebaut, und der schwere Verschlußblock hobelte mit seiner scharfen Vorderkante regelrecht Material von der Seitenwand ab, baute sich damit selbst einen Hügel auf und blockierte daran. Wir schossen selten mit dem Ding, also fiel die Ursache zunächst auch nicht auf. Mein Kommandant, der das MG bedienen musste, murrte aber darüber und fragte mich, ob ich mir das mal ansehen wollte. Ich ging beim nächsten technischen Dienst zum WuG und wollte die Waffe haben. Das gab erst mal fragende Blicke, denn der hatte von dem Problem noch gar nichts gehört. Immerhin bekam ich das Ding ausgehändigt, aus Sicherheitsgründen aber ohne eingeschraubtes Rohr. Das war mir nur recht, denn das Teil war auch so schon schwer genug für 2 Mann. Der gerade beschriebene Fehler war nach dem Zerlegen ziemlich schnell erkannt, und ich ging mit dem Block rüber zur Panzerwerkstatt und ließ die Kante anfasen und kurz polieren. Der Kamerad erkannte das Teil nicht als MG-Komponente, sonst hätte das vermutlich den nächsten Aufstand gegeben. Er dachte wohl an einen "Privatauftrag", was damals gar nicht so selten war. Es wurden dort immerhin auch Privat-PKWs repariert, die bei uns in der Kaserne übrigens einen eigenen Parkplatz hatten. Nach einer Stunde konnte ich den Block abholen und einbauen.

Irgendwann kam dann das erste "offizielle" große sMG-Schießen auf dem TrÜbPl; zuvor hatten wir nur erste Tests gemacht. Ich war sehr gespannt. Um es kurz zu machen: mein MG war die einzige Waffe der Kompanie, die das Schießen komplett durchhielt. Das war leider schlecht, denn prompt blieb jede Menge Munition übrig, die verschossen werden sollte, um den Terz mit der Rückgabe samt Begründung zu vermeiden. Also kamen etliche Kameraden mit ihrem Gurt über der Schulter zu meinem Panzer. Irgendwann war das langweilig, und jemand steckte die Zerfallgurte einfach zu einer langen Kette zusammen, um sie in einem Rutsch durchrattern zu lassen. Ich sehe das noch wie heute: es war Hochsommer; ich stand außen schräg hinter dem Panzer und sah mir die Sache an. Das MG wirkte ganz normal, bis es plötzlich stoppte. Dann traf uns fast der Schlag: kaum war Ruhe, senkte sich das Rohr in seinem vorderen Drittel langsam nach unten! Es war wohl längst rotglühend gewesen und hatte sich nur noch durch die Schüsse gerade gehaten, aber das hat man in der prallen Sonne nicht gesehen! Der ersten Verblüffung folgte ein dröhnendes Gelächter, denn das traurig runterhängende Rohr sah aber auch zu dämlich aus!

Wieder daheim war mein MG DAS Gespräch in der ganzen Kaserne. Ich wollte das Rohr als Andenken haben, aber das wurde mir leider verweigert mit dem Hinweis, dies sei ein "wesentliches Teil einer Kriegswaffe". Formal mag das ja gestimmt haben, aber in diesem Zustand sicher nicht mehr! Die Verschlußblöcke der anderen MGs wurden dann übrigens offiziell umgearbeitet.
--
Viele Grüße

Gerhard

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10.02.2023, 13:02 Uhr
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Das waren wirklich noch andere Zeiten ;D
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12.02.2023, 23:28 Uhr
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Eins der Highlights der Wehrdienstzeit war das sog. Einzelpanzer-Gefechtsschießen, in dem die gesamte Besatzung zeigen mußte, was sie gelernt hatte. Der besten Crew winkten immerhin 3 Tage Sonderurlaub. Gewertet wurden Trefferergebnisse sowie Gesamtzeit. In Verbindung mit der Siegprämie war das nicht ganz ungefährlich, denn jeder wollte den Urlaub haben. Nicht nur die Fahrer fuhren wie die Teufel, auch die Turmcrew ließ die eine oder andere zeitraubende Vorsichtsmaßnahme außer Acht.

Eine der Prüfungen war ein Hartzielschießen mit Wuchtmunition auf ausgemusterte Panzer (siehe M 47). Leider vergaß mein Richtschütze in der Hektik, den elektromechanischen Zielrechner einzuschalten. Er visierte vermutlich perfekt an, aber die Granaten bohrten sich vor dem Ziel in den Boden, weil die nötige Überhöhung durch den Rechner nicht gesetzt wurde. Das war schlecht für uns, aber noch harmlos.

Eine andere Besatzung war da sozusagen cleverer: sie ignorierte die Reihenfolge zur Herstellung der Feuerbereitschaft und ein paar ausdrückliche Anweisungen obendrein, und schon passierte es. Ort des Geschehens war der Schießhalt "LKW in Querfahrt", der mit dem Koax-MG im Turm (ein MG 1) zu bekämpfen war. Ein langer Erddamm zog sich quer vor dem Schießhalt hin. Dahinter lag unsichtbar für den Panzer ein Gleis, darauf stand ein kleiner Wagen und darauf ein großer Holzrahmen mit einer Stoffscheibe, auf der ein LKW aufgedruckt war. Die Scheibe guckte natürlich über den Erddamm hinaus und stellte das Ziel dar. Gesteuert wurde der vermutlich elektrisch angetriebene Wagen aus einem kleinen Bunker an einem Ende des Damms.

Für unser Sichtfeld fuhr also diese Scheibe gleichmäßig von rechts nach links quer vor dem Panzer vorbei. Bei meinem Vordermann passierte dann Folgendes: Der Panzer raste in den Schießhalt (eine Art Mulde) und machte dort eine Vollbremsung, als der Richtschütze schon mit dem Turm wedelte und gleich danach den Abzug betätigte. Auf ein paar Kugeln des MG mehr würde es ja wohl nicht ankommen. Wir alle waren heftig überrascht, als es statt Tacktacktack heftig BUMM und danach gleich noch einmal BUMM machte! Was war passiert? Der Richtschütze hatte nach dem Hartzielschießen vergessen, den Waffenwählschalter von Kanone auf MG umzustellen, und der Ladeschütze hatte "vorsichtshalber" schon eine Sprenggranate für den übernächsten Halt geladen, was streng verboten war. Alles hätte noch gutgehen können, hätte die Sprenggranate nicht zufällig den Holzrahmen der Scheibe getroffen (so vermuteten wir zumindest). Die Granate explodierte jedenfalls an der Scheibe, statt einfach hindurch zu fliegen. Die Scheibe war danach weg, der Wagen war weg, der Damm war für etwa 10 m weg, das Gleis guckte korkenzieherartig in die Höhe und der Bediener stürmte aus seinem Bunkerchen auf uns zu und tobte, was das Zeug hielt.

Muß ich eigens erwähnen, daß die Schau damit beendet war und der Sonderurlaub diesmal nicht gewährt wurde...? :teufel:
--
Viele Grüße

Gerhard

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