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      Jagdpanzer 38 Eigenbau in 1:16
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Thema: Jagdpanzer 38 Eigenbau in 1:16

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11.12.2021, 17:37 Uhr
Stahlsturm besucht im Moment nicht das Board.Stahlsturm eine private Nachricht schreibenStahlsturm
(steelfire)
Die Laufräder benötigen natürlich auch Bandagen, und um diese anfertigen zu können braucht man ein Urmodell. Klar, ein Drehteil, kein Problem, aber hier fehlt noch die Beschriftung.

Vorab etwas zu Bandagen von Voll- und Halbkettenfahrzeugen der Wehrmacht. Diese waren bei allen Typen beschriftet mit Formatangabe und Hersteller, teils noch mit weiteren Zeichen und Symbolen. Jeder Hersteller hatte seine eigene Art wie das aufgebaut war und auch eine andere Schriftfahrt, also kurzerhand fertige Buchstaben nehmen wird nichts. Weiterhin, dies scheint aber kaum jemnden zu interessieren, auch die Modellbauhersteller nicht:

Continental war zwar damals ein großer Hersteller aber bei weitem nicht der Einzige. Statt also bei einem Modell verkrampft "etwas Farbe reinzubringen" (wozu?!), und die typische "Ersatzlaufrolle" in einer anderen Farbe zu lackieren, was heute jeder macht um sich der Mode anzupassen um kein zu realistisches Modell zu bauen, könnte man auch Bandagen mit Beschriftung nehmen von: Dunlop, Vorwerk, Deka, Semperit, Metzler, Phönix-Harburg usw.

Weiterhin haben solche Bandagen am Großteil der üblichen Modelle auch nichts mehr zu suchen, da serh viele Modellbauer bevorzugt Fahrzeuge der Zeit um 1944/45 bauen, und da waren längst Herstellercodierungen eingeführt. Bei einem späten Panther G stand nicht mehr "Continental" auf dem Rad, sondern nur "jnk". Sicherlich gab es hier große Überschneidungen mit Restbeständen, aber wer Wert auf Details legt, kann speziell sich bei solchen unscheinbaren filigranen Besonderheiten von plakativ auffälligen Spielzeugen absondern.

Soweit zum Original.

Nun zu den Buchstaben. Die einfachste Methode ist das Aufbringen von photogeätzten Zeichen auf das Urmodell. Man kann solche Ätzteile kaufen, aber ob man hier genau die richtige Schriftfahrt und auch die richtige Größe findet? Ich möchte von sowas nicht abhängig sein und bin immer interessiert, neue Technologien auszuprobieren. Ich habe selbst geätzt und mir dafür eine einfache Ätzküvette gebaut, die mit einem gebrauchten Aquarien-Heizstab und auch auch einem Aquarien-Kompressor ausgestattet ist. Ein eingebautes Thermometer erweitert den Bedienkomfort.



Was man aber überhaupt erst benötigt ist die Vorlage, und es dauerte sehr lange, bis ich Bandagen vom Jagdpanzer 38 mit Beschriftung fand, da diese sich bei diesem Typ schnell durch die Kette abnutzt und nur selten überlebt hat. Meine dann tatsächlich genutzt Vorlage ist im Original mit recht geringer Schriftgröße versehen und ich habe etwas widerwillig die Schrift unmaßstäblich größer angefertigt, damit man überhaupt noch die Zeichen erkennt.

Das zu ätzende Blech wird mit Photo-Positivlack beschichtet, dies war für mich das größte Problem. Ich hatte dafür den "Positiv 20" Sprühlack und damit oft Probleme, eine deckende aber wirklich gleichmäßige Schicht hinzubekommen. Ungleichmäßige Schichtdicke wird dann beim Belichten und Entwickeln zum Problem. Man kann auch fertigbeschichtete Bleche verwenden, aber um möglichst flexibel zu bleiben versuchte ich es selbst mit dem Sprühlack.

Die zusammengestellte Vorlage druckt man sich auf transparenter Folie aus. Diese wird zwischen Glasplatten auf das vorbereitete Blech gelegt und belichtet. Ich hatte dazu einen gebrauchten Gesichtsbräuner gekauft. Welche Zeit man hierfür benötigt und welcher Abstand optimal ist, kann man nur ausprobieren.



Dann folgt das Entwickeln in Natriumhydroxid. Die Flüssigkeit rührt man sich selbst an (200g auf 1l), das Wasser darf nicht zu kalt sein, sonst löst sich das Mittel nicht. Die belichteten Bereiche lösen sich in der Flüssigkeit auf.

Nun ist alles bereit um endlich Ätzen zu können. Ich ätze mit Natriumperlsulfat, auch hier benötigt man 200g auf 1l Wasser und damit es auch wirkllich ätzt, braucht man eine Temperatur zwischen 45-50°, bei normaler Raumtemperatur hingegen passiert fast nichts. Daher auch der Heizstab in der Küvette. Durch die Belüftung geht es noch etwas schneller.

Jetzt kann man entspannt und voll froher Erwartung zuschauen, wie das Blech erst matt wird, man bald ein Relief erkennt, und so nach und nach der restliche "Messing-Schleier" verschwindet.



Für meine Zwecke reicht das einseitige Ätzen aus, und ich ätze die Zeichen komplett frei und muß keine Stege entfernen, was bei 1 mm großen Schriftzeichen unzumutbar wäre. Meine Bleche sind rückseitig mit normalen Lack beschichtet und noch mit Folie beklebt. Benötige ich dann später ein Zeichen, löse ich es mit einem Pünktchen Nitroverdünnung ab.

Die Zeichen klebe ich mit einem ganz einfachen Metallkleber auf den gedrehten Rohling. Den Kleber verdünne ich mit Nitroverdünnung zu einer milchigen Konsistenz, und kann mit Verdünnung den Kleber immerwieder lösen, und die Lage der Zeichen nachkorrigieren. Ja, und damit wäre dann das Urmodell fertig.




Nach Nutzung der Chemikalien diese zwingend und ausschließlich bei der Giftstoffannahme/Sondermüll abgeben!
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11.12.2021, 18:37 Uhr
TriadeDragon besucht im Moment nicht das Board.TriadeDragon eine private Nachricht schreibenTriadeDragon
Boar wow. Richtig großes Kino. Ich werde dir gespannt weiter folgen und bin gespannt wie du so manches Problem, das sicher noch aufkommen wird, lösen wirst. Immer weiter so. Gruß Patrick
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11.12.2021, 23:09 Uhr
paul182 besucht im Moment nicht das Board.paul182 eine private Nachricht schreibenpaul182


hallo Falk,

es macht mir wieder Freude, Deinen Teilbericht über die Bandagen zu lesen.
Die Herstellercodierung in den letzten Kriegsjahren war auch mir neu.
Das Selber-Ätzen hast Du schulmäßig gut beschrieben und ich denke, daß der eine oder andere sich, davon neugierig gemacht, auch daran versuchen möchte.

Grüße von Reinhard
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24.12.2021, 10:07 Uhr
Stahlsturm besucht im Moment nicht das Board.Stahlsturm eine private Nachricht schreibenStahlsturm
(steelfire)
So konnte es an die tatsächliche Anfertigung der Bandagen gehen, es brauchte nur noch das Musterteil abgeformt werden.

In einem ungefähr passenden Metallring habe ich das Urmodell "eingeknetet". Man nimmt dazu schwefelfreies (!) Plastilin, mit normaler Kinderknete funktioniert das nicht, da bleibt das Silikon an der Oberfläche zum Plastilin schlierig und härtet nicht aus, weil es miteinander reagiert.

Bei dem ganzen Aufwand lohnt es sich, gleich noch Bandagen für andere Fahrzeuge herzustellen, hier sieht man nebenan noch die Triebradbandage für Zgkw. 3t.



Zum Abformen verwende ich Silikon S-Mint, es läßt sich sehr leicht und problemlos verarbeiten, Mischungsverhältnis 1:1, und wird eigentlich immer blasenfrei.



Der Rest ist eigentlich klar, nachdem die erste Hälfte fertig ist, kann man darauf das Urmodell einlegen und die andere Hälfte der Form gießen. Ein Trennmittel zwischen dem Silikon ist dringend nötig! Ich verwende Vaseline.




Jetzt kommt der schwierige Teil, das eigentliche Gießen der Bandagen aus GM 973 von Ebalta (liefert nicht an Privatkunden!). Davon habe ich keinerlei Photos erstellt, der Vorgang ist weder sehr ansehlich noch hat man die Zeit dafür, zwischendurch eine Kamera in die Hand zu nehmen. Hier aber einige Erfahrungen und Winke für andere:

- Das Mischungsverhältnis ist sehr ungünstig. Eine sehr kleine Menge Härter kommt zur Grundkomponente, und gerade bei modellbaumäßig geringen Mengen die man anmischt ist es schwer, das genau passende Verhältnis zu treffen.

- Die Masse wird schon nach wenigen Minuten zäh und läßt sich nicht mehr verarbeiten, als muß man sehr schnell sein.

- Man muß die Komponenten sehr sehr gründlich verrühren, sonst hat man später klebrige Schlieren im Teil.

- Es ist schwer, Teile ohne Blasen zu gießen. Trotz großer Sorgfalt und verschiedensten Versuchen war es eher Zufall, wenn ich Teile ohne auch nur eine kleine Blase an der Oberfläche hatte. Nun mache ich es so: ich befülle ganz sauber und ohne Verschmieren der schließenden Flächen die beiden Formhälften und lasse die Masse erst anhärten, so daß sie nicht mehr fließt. Dann rühre ich frisches Gebinde an und "klebe" damit die Formhälften zusammen. So befinden sich Blasen meist nur noch im Inneren des Teiles.

Wenn man es einmal im Griff hat, ist es eine schöne Sache, sich selbst Bandagen, Kettenpolster, Antennensockel und Reifen anfertigen zu können. Und man hat das angenehme Gefühl, seine Lebenszeit wieder etwas verkürzt zu haben, denn wer das Sicherheitsdatenblatt grob überliest der versteht, wieso diese netten Mittelchen nicht an Privatpersonen abgegeben werden ;-)




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24.12.2021, 11:02 Uhr
SLT50-2 besucht im Moment nicht das Board.SLT50-2 eine private Nachricht schreibenSLT50-2
Der Dachsmaster



Hallo Falk ,
das ist mal wieder genial umgesetzt :rotate: :rotate: :rotate: :rotate: :rotate:

frohe Weihnachten und einen guten Rutsch wünsche ich Dir
Grüße
Michael
--
nicht´s ist unmöglich,wenn man es nur will
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30.12.2021, 12:54 Uhr
paul182 besucht im Moment nicht das Board.paul182 eine private Nachricht schreibenpaul182


hallo Falk,

danke wieder für die gut brauchbaren Hinweise, auch für den mit dem schwefelfreien Plastilin.

Bei Anwendung des GM 973-Ebalta kann ich mir vorstellen, daß dieser Stoff nur mit Profi-Atemschutz zu verwenden ist.

Du schreibst von einem "angenehmen Gefühl, die Lebenszeit wieder etwas verkürzt zu haben". Dann rate ich Dir allerdings von weiteren Ebalta-Versuchen ab. :-)

Alles Gute im neuen Jahr und
beste Grüße von Reinhard
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09.05.2022, 15:27 Uhr
Stahlsturm besucht im Moment nicht das Board.Stahlsturm eine private Nachricht schreibenStahlsturm
(steelfire)
So zwischendurch kurz die Stützrollen und die Lagerböcke; an sich nichts besonderes, alles mit den schon beschriebenen Methoden gefertigt. ​


Der Lagerbock ist nicht völlig maßstäblich, im Original ist er schlanker. Aber so konnte ich zwei Kugellager einbauen. Heute würde ich es anders machen, und lieber die richtigen Maße einhalten und dünne Gleitlagerbuchsen verwenden, was voll und ganz dem Zweck genügt hatte.



Und hier im montieren Zustand:


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19.08.2022, 17:24 Uhr
Stahlsturm besucht im Moment nicht das Board.Stahlsturm eine private Nachricht schreibenStahlsturm
(steelfire)
Folgender Teil baut abermals auf die gute Erklärung von Martin "Mortimer" auf. Für seinen damaligen Bericht danke ich.

Der Guss von Kettengliedern im Schleudergussverfahren. Ideensammlung und Erfahrungsbericht.


Um filigrane Gusstücke herzustellen braucht man Über- oder Unterdruck, man könnte ein Druckgussverfahren anwenden (es gab auch handbetriebene Druckgussmaschinen für Einzelstücke), oder aber das Wachsausschmelzverfahren (enorm aufwändig) oder das Schleudergussverfahren, und damit kommt man als Modellbauer mit improvisierten Mitteln schon sehr weit.

Der Formenbau gestaltet sich sehr einfach, da man hitzebeständiges Silikon verwenden kann. Durch die Temperatur, welche man den Silikonformen zumuten kann, ist auch die Metallwahl vorgeben: eine Zinklegierung. Diese nennt sich "Sizin" und wird von der Firma Weissmetall Tim Dicke unter dem Titel "Wedicitin" vertrieben.

Es ist eine sehr beeindruckende Legierung, trotz des geringen Schmelzpunktes von 395°C hat es eine ähnliche Festigkeit wie ungeglühtes Messing.

Ein anderer Modellbauer nutzt Zink welches er von Druckgussfirmen bekommt, er meint es würde sich ganz genauso verarbeiten lassen wie das Sizin, mir selbst fehlt es an Bezugsquellen um einen Versuch durchführen zu können.

Vorab etwas zu den späteren Bolzenlöchern. Es gibt mehrere Methoden, man kann diese weglassen und nachträglich bohren, bei langen dünnen Bohrungen bräuchte man eine gehärtete Bohrvorrichtung, die das Verlaufen des Bohrers verhindert. Variante zwei, was aber nur bei größeren Maßstäben geht, ist der Einguss von Messingröhrchen, welche im Gusstück verbleiben und nur Segmente in den Freiräumen des Kettengliedes herausgetrennt werden.

Dann könnte man mit Kernen arbeiten. Ein Versuch mit 1 mm Edelstahldraht bei Zgkw.-Kettengliedern war mir nicht geglückt, die Bolzen waren kaum raus zu bekommen. Das Metall haftet wohl leicht am Edelstahl an, und dann kommt noch die Schrumpfung dazu. Über einen anderen Modellbauer weiß ich, daß er wohl Nadeln als Kerne verwendet und diese problemlos entfernen kann. Auch hier fehlt mir der eigene Versuch.

Ich habe verlorene Kerne verwendet, und zwar 0,5 mm starke Graphitbolzen - Fallbleistiftminen, welche ich kistenweise als Konvolut erworben hatte. Damit hat man eine Führung für den Bohrer, wenn man auf das Endmaß erweitert (bei mir: 0,65 mm). Nachteil ist, daß man vor jedem Gießvorgang erst die vielen kleinen Kerne einlegen muß.



Der Anfang ist wie immer beim Gießen ein Urmodell. Hier zusammen mit anderen Urmodellen. Als ich die Kette für den Jagdpanzer goß, gab es die von Asiatam noch nicht, aber ich wollte ohnehin alles selbst anfertigen und letztlich ist meine Kette auch die gewünschte Variante, während Asiatam die frühe Version produziert hat.

Aus Polystyrol entstand also das Kettenglied, und ich mußte um manches Zehntel kämpfen; es geht sehr eng zu und es gibt Wandstärken von unter 0,5 mm - leider nicht vermeidbar, wenn die Maße vorbildgerecht werden sollen.



Mit Plastilin wird es abgeformt...



und eine Silikonform erstellt...



damit man es vervielfältigen kann....



und damit die Grundlage hat zum Bau der Schleudergussform:



Meine Erfahrung ist, daß man gar nicht genug Noppen einarbeiten kann, damit die Formhälften nicht durch die Fliehkraft verrutschen. Mit der gezeigten Variante bin ich aber auch nicht ganz zufrieden, doch es ging.

Als Gießmasse hat man nun die Wahl: das WM 900 von Weissmetall Tim Dicke ist etwas teurer, aber ganz hervorragend. Es ist reißfest und man könnte auch mit Hinterschneidungen arbeiten, und es zeigte in meinem Fall keinerlei Veränderung nach sämtlichen Abgüssen.

Das Silikon HB von anderen Anbietern ist für Zinn gedacht und soll kurzzeitig 400°C aushalten. Für keine zu großen Stückzahlen kann man es auch für Zink verwenden, ich habe es versucht. Es ist aber nicht so reißfest wie das WM 900 und man merkt, daß es unter der großen Temperatur etwas leidet.



Damit die Luft entweichen kann, habe ich an den Führungszähnen mit einem 1 mm Bohrer die obere Formhälfte durchbohrt. Da das Silikon sehr zäh ist, bildet sich nur ein ganz feiner Kanal und nicht etwa eine Bohrung von einem Millimeter aus. Dies hat zum Entlüften auch völlig genügt, auch trotz der Aluplatte die beim Guss auf die Form drückt.

Das Metall will auch geschmolzen werden, ich mache das mit Propangas. Beliebt sind auch elektrische Schmelzöfen. Meine Gießkelle ist ein dickwandiges Küchenprodukt, bei welchen ich den Kunststoffgriff gegen einen hölzernen getauscht habe.




Wie Schleudergussmaschinen eigentlich aussehen, kann man über Suchmaschinen herausfinden, aber wir improvisieren. In unserem tollen Rechtsstaat kann man nie wissen und daher: was im Folgenden gezeigt wird ist hochgefährlich und sollte keinesfalls nachgeahmt werden!

Die Improvisation besteht aus einer Bohrmaschine als Antrieb und darauf aufgesetzter "Keksdosen"-Gussvorrichtung. Die Keksdose ist nur der Schutz, im Inneren hat man eine untere Aluminiumronde und eine obere (natürlich mit offenem Zentrum zum Einfüllen des Metalls) und dazwischen verschraubt die beiden Silikonformhälften.

Der Aufbau zum Gießen kann so aussehen:



Zur eigentlichen Gefahr zu Zink, welches schlecht eingefüllt und von der drehenden Dose verteilt wird: durch die Fliehkraft fliegt kein dicker heißer Klumpen durch die Luft, sondern filigrane dünne "Häute", welche mangels Masse schnellstens erkalten. Was das angeht hält sich die Gefahr in Grenzen. Aber dennoch: Beim Gießen sollte man komplett geschützt mit langer Lederschürze, Gießerhandschuhen, lederner Schweißermaske usw. arbeiten. Auch auf geeignete Schuhe ist zu achten!

Vor dem Gießen muß die Form zum Schutz mit Talkumpuder versehen werden, wenn alles gut verschraubt ist kann die Keksdose in Rotation versetzt werden, dann entfernt man die Zunderschicht von der Schmelze und schöpft etwas Metall aus dem Kessel um es schnellstens fein säuberlich und ohne zu Kleckern in die Öffnung der Form zu gießen.

Das größte Problem ist die Drehzahl der Bohrmaschine, damit steht und fällt alles. Man braucht einen niedrigen Drehzahlbereich, weil sonst das Zink durch die Formhälften hindurchgepresst wird und die Gussteile deutlich mehr Höhe bekommen. Ist sie zu niedrig, wird aber die Form nicht völlig ausgefüllt. Hier läge der große Vorteil einer professionellen Schleudergussmaschine: man könnte die Drehzahl genau regeln.



Mit etwas Glück sehen die Gussteile dann so aus:



Und schon hat man viele kleine Gussteile die nachbearbeitet werden wollen, und das brauchte viel Zeit:



Hat sich aber letztlich doch gelohnt.





Was mich erschreckt ist, daß mein Kettenguss nun schon zehn Jahre zurück liegt.
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19.08.2022, 20:09 Uhr
paul182 besucht im Moment nicht das Board.paul182 eine private Nachricht schreibenpaul182


hallo Falk,

danke für Deinen aufwändigen Baubericht, der wahrscheinlich keine Frage offenläßt.
Alles ist behandelt: Die Legierungen und die Lieferanten - Varianten sowie Vor- und Nachteile mit Bolzenlöchern - die Abformvorgänge und ihre Tücken - der Gußaufbau und die Drehzahl der Bohrmaschine samt der Sicherheitsbekleidung und zum Schluß das geglückte Ergebnis des Tüchtigen.
Dein Bericht wird sicher den einen oder anderen ermuntern, selbst Versuche zu machen.

Grüße von Reinhard
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30.09.2022, 16:54 Uhr
Stahlsturm besucht im Moment nicht das Board.Stahlsturm eine private Nachricht schreibenStahlsturm
(steelfire)
Es geht unspektakulär weiter mit banalen Dreh- und Frästeilen. Die rotierenden Laufwerkteile brauchten noch etwas, was sie später mit der Wanne verbinden würde, und das Seitenvorgelege hatte ich schon sehr früh angefertigt.

Mittlerweile hatte ich auch die Möglichkeit zu fräsen, und so kam ich ohne Feilvorrichtungen und andere Improvisationen aus.

Für den Laufrollenwagen die Blattfederhaltungen zu fräsen war schon ein Vergnügen.



Eingesetzt sieht es dann so aus:



Und mit Blattfeder aus Bronze folgendermaßen:



Die Federblätter werden mit einer zentrischen Bohrung gegen Verrutschen gesichert.

Bei der Leitradlagerung/Kettenspanner kam ich auch wieder auf meine Kosten als ich diese beiden Teilchen fräsen konnte. Da freut sich der Miniaturmaschinenbauer...



Und wenn dann alle Teile vorbereitet sind - und bereits munter zu Rosten beginnen, dann darf montiert werden:



Und so sah es dann aus:



Die Kurbelschwinge ist selbstverständlich aus einem Stück gefertigt und nicht etwa aus Rund- und Flachmaterial verlötet.

Bei dem Spindelantrieb habe ich geschummelt, dieser hat nun einen Sechs- und keinen Vierkant, wie es sein müßte. Ich hätte auch einen Vierkant anfräsen, härten und anlassen können, aber den perfekten Härtegrad zu erreichen bei dem das kleine Teil weder durch Härte bricht noch durch Torsion sich verdreht, war mir ein zu ehrgeiziges Unterfangen. Daher wurde ein abgetrenntes Teil eines käuflichen Sechskantschlüssels in eine etwas kleinere Bohrung eingeschlagen.

Kurz nach dem diese Photos entstanden waren lackierte ich die Teile. Das waren nur Probemontagen.
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30.09.2022, 17:56 Uhr
Radfahrer besucht im Moment nicht das Board.Radfahrer eine private Nachricht schreibenRadfahrer


Hallo Modellstürmer.
Bombastische Arbeit. Wirklich sehr filigran in Richtung Uhrmacherhandwerk. Bei manchen Sachen hätte ich Angst, dass es in der Größe dann nicht hält. Aber so ein Modell ist auch nicht dazu da es durch das Gelände zu scheuchen, Sand, Matsch zu durchfahren und Büsche zu plätten.
Schade ist dann immer, wenn so ein Modell mit 1000en Arbeits- und Maschinenstunden auf dem Tisch steht und ein ahnungsloser Besucher vorbei kommt und meint 'ach so einen, den hab ich auch stehen, 99€ bei I-Bläh von HangLong...' - aber da stehen wir drüber. ;)
Viel Erfolg weiterhin.
--
Isch ´abe ga´ keine Fahrrad!

Olaf (der Radfahrer)
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30.09.2022, 20:24 Uhr
Stahlsturm besucht im Moment nicht das Board.Stahlsturm eine private Nachricht schreibenStahlsturm
(steelfire)
Danke für das Lob.

Was die Stabilität angeht - bei belasteten Teilen die dennoch filigran sein müssen nutze ich hochwertige Stähle, und ich denke mein Bauteil ist trotzdem noch stabiler als ein viermal dickeres Kunststoffteil. Bevor an meinen Bauteilen etwas während des Fahrens bricht, würde eher die Kette reißen, denn diese ist schon ziemlich dünnwandig.

Wie Du aber schon richtig erkannt hast baue ich für die Vitrine und das Modell erwartet eine Betriebsdauer in niedriger einstelliger Stundenzahl...
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01.10.2022, 09:02 Uhr
OliverRauls besucht im Moment nicht das Board.OliverRauls eine private Nachricht schreibenOliverRauls
3D - Drucker



Ich schliesse mich Olaf an- sehr sehr gut. Ich bewundere wenn jemand sich so einen Aufwand macht. Und Olaf- die meisten "Leute" fragen doch: "Kann der auch schiessen?" ;D

Oli
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01.10.2022, 16:27 Uhr
SLT50-2 besucht im Moment nicht das Board.SLT50-2 eine private Nachricht schreibenSLT50-2
Der Dachsmaster



Hallo Falk ,
auch ich kann nur sagen: Wieder einmal wunderschöne Teile und wunderbare Arbeiten von dir.
Es ist ein Genuss deine Arbeiten im Bild zu betrachten :bounce: :bounce: :bounce: :bounce: :bounce: :bounce: :bounce:

Grüße
Michael
--
nicht´s ist unmöglich,wenn man es nur will
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02.10.2022, 17:26 Uhr
Frank (FN) besucht im Moment nicht das Board.Frank (FN) eine private Nachricht schreibenFrank (FN)
Der, der nicht nur den Imai sondern auch einen 250/8 zersägte !



Hallo Falk ,

ich lese ja immer mit, aber die letzten Teile und der Versteller klasse Arbeit und schön umgesetzt.
--
Gruß

Frank


Königstiger 1:10 Baubericht
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