20.07.2020, 00:19 Uhr
 Oldchap

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Diskussionen darüber, ab wann man nun ModellBAUER ist, habe ich schon oft gehört; immerhin habe ich 50 Jahre lang Flugmodelle gebaut und quadratmeterweise Balsaholz verarbeitet. Heute ist die "Schaumwaffel" "in", das ARF-Fertigmodell aus Leichtschaumstoff mit einem Zusammensteck-Aufwand von einer halben Stunde. Was solls? Der Zweck eines Flugmodells ist das Fliegen, und das können die Dinger erstaunlich gut!
Von meiner Panzerfreundin habe ich ein Heng Long - Panzermodell in Pflege und war im ersten Moment perplex, was man da für die paar Kröten (komplett lackiert ca. 130 €) in die Hand bekommt! Im zweiten Moment stellte sich dann heraus, das das Ding Haken schlägt wie ein Wildhase; von "proportional" kann keine Rede sein. Ich habe es jetzt mit dem brandneuen Beier SFR-1-HL ausgestattet, und jetzt klingt und fährt es wie ein Großer. Allerdings kostet der Soundfahrtreger fast das Doppelte des Panzerchens, und eine "richtige" Fernsteuerung braucht man auch noch dazu. Aber was solls; das Ergebnis ist es allemal wert!
Zurück zu 1:6, wo leider die deutschen Hersteller sozusagen nicht mehr vertreten sind. Nils Hermann baut m.W. nicht mehr in 1:6, von Jürgen Stehrs 1:6 - Modellen (Leopard etc.) habe ich außer Fahrwerksteilen nichts mehr gehört, und die früher tätigen Hersteller sind auch nicht mehr am Markt. Es bleibt also nur der Verglecih von AT und BT, wo -nach meiner persönlichen Definition- bei AT gewisse Modellbauer-Gene vorhanden sein sollten; bei BT nicht. Somit ist -wieder nach meiner persönlichen Sichtweise- das BT-Modell für einen größeren Kundenkreis nutzbar, denn wenn man es erst mal aus seiner Bauschaum-Hülle gepuhlt hat (puh!), ist es als Standmodel schon mal fix und fertig. Auch die Antriebe (Fahrmotoren, Turmdreh- und Kanonenrichtantrieb) sind drin; sowohl im Modell als auch im Preis.
Bei AT gibt man zum gut anderthalbfachen Preis für den rohen Bausatz noch das Geld für das Motion Pack aus, das dann allerdings auch die Fahrtregler enthält. Bis beide Modelle wirklich fahren, hat der AT-Kunde gut den doppelten Preis ausgegeben und bis zu 200 Stunden für den Zusammenbau und das Finish aufgewandt, hat dann aber ein optisch eindeutig ansprechenderes Modell.
So weit waren wir eigentlich schon, aber man sollte auch noch einen Blick auf den Nutzwert werfen; sprich das Fahren. Dabei fällt auf, daß das BT-Modell dazu neigt, mit der Kanone zu wippen. Das ist zweifellos unschön, kann aber mit gewissen Veränderungen abgestellt werden. Sonst habe ich am fahreindruck nichts auszusetzen. Die Verteilung der "Nutzlast" ist bei beiden Modelltypen hilfreich für den Fahreindruck.
Die AT-Modelle, die ich bisher gesehen habe (vorwiegend Tiger, Köti und Panther / Jagdpanther), haben eine gewisse Empfindlichkeit für Kettenrisse. In Hausen, wo jährlich (bis auf diesmal; leider!) etliche Modelle beider Hersteller aufeinandertreffen und das selbe sehr einfache Gelände befahren, verging buchstäblich kein Jahr ohne einen Kettenriß bei einem solchen AT-Modell. An einen Kettenriß an einem fahrenden BT-Modell kan ich mich dagegen nicht erinnern; nur Reinholds BT-Leo hatte völlig unbrauchbare Ketten, deren Glieder man schon mit einer Hand zerbrechen konnte. Der fuhr auch nicht mit, weil er vermutlich keine 10 m weit gekommen wäre. Alle anderen BT-Ketten liefen problemlos, wenn ich mich recht erinnere.
Woran liegt das? Nach meiner persönlichen Meinung liegt es daran, daß AT sich der Maßstabstreue bis ins Detail verschrieben hat, während BT ganz absichtlich dort Abstriche an die Detailtreue macht, wo es der Haltbarkeit dient. Meine AT-Japa-Aluketten z.B. haben wegen der originalgetreuen Maße so wenig "Fleisch" an den Bolzenaugen der Kettenglieder, daß schon ein "passender" Stein in der Kette diese in arge Bedrängnis bringen kann. Bigtanks-Kettenglieder sind aus Zamak statt aus Alu; vor allem aber sind sie maßstäblich deutlich zu dick und haben gleichzeitg maßstäblich zu dünne Bolzen. Dies ergibt eine erheblich höhere Haltbarkeit der Kette, denn die dünnen Stahlbolzen (2 mm Fahrradspeichen statt 4 mm Stahlbolzen bei AT!) sind dennoch unverwüstlich und das dicke Zamak verkraftet so manchen Stein.
Für meine Kötis und den Jati habe ich durch einen glücklichen Zufall Chromstahl-Ketten mit hoher Maßstabstreue bekommen. Bei denen sind die "fleischarmen" Bolzenaugen natürlich kein Thema mehr, denn ein einzelnes Auge vertrug bei einem Test schon eine Last von 100 kg. Das ist auch logisch, sonst hätten die Originale schließlich auch nicht fahren können. Das Problem bei AT sehe ich also in der Materialwahl für die Kettenglieder.
Ich kaufte meinen AT-Japa deshalb erst dann (gebraucht), als ich von der Stahlkette erfuhr, die ein Kollege in Eigenregie gefertigt hat. Damit wollte ich dem Kettenproblem entgehen. Leider ging das schief, denn diese Kette läuft auch nach einigen Änderungen nicht vernünftig am Japa. Seitdem bin ich mit dem Modell nicht mehr gefahren, auch nicht mit dessen Originalkette. Das hübsche Modell steht nur rum........
-- Viele Grüße
Gerhard
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Bigtanks-Köti 1:6, Hermann-Porsche-Köti 1:6, Bigtanks-Jati 1:6, Armortek-Japa 1:6, Spearhead Pz. IV 1:6
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