05.11.2016, 22:09 Uhr Oldchap
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Hallo Martin,
der TVC-B100 ist (obwohl das m.W. nirgends nachzulesen ist) generell in 2 Firmware-Varianten zu haben, der "Classic"- und der "LÜG"-Variante (LÜG = Lenk-Überlagerungsgetriebe). Eigentlich gab es sogar 4 "offizielle" Varianten, weil es beide Ausführungen wahlweise mit oder ohne eigenen, über den Sender proportional steuerbaren Bremskanal gab. Diese Wahl ist jetzt überflüssig, denn es wird nur noch die Variante mit steurbarem Bremskanal ausgeliefert. Wenn man den 3. Kanal einfach nicht benutzt (= den Stecker frei hängen läßt), schaltet der Regler auf die interne Bremswirkungs-Einstellung via Taster um. Die Beeinflussung via Prop-Geber ist etwas eleganter, weil man damit bergab die Fahrschwindigkeit (= Bremsstärke) variabel regeln kann. Das klingt schon wie echter Luxus, aber wer genug Kanäle hat, kann das natürlich benutzen. Ich habs auch angeschlossen, nur steht die Bremse bei mir eigentlich immer auf Maximum. Später mehr dazu; erst mal zurück zum Lenkverhalten.
"An sich" unterscheiden sich die Lenkvarianten nur darin, daß die LÜG-Variante bereits mit Betätigung des Lenkknüppels (also ohne zusätzliches Gas) auf der Stelle dreht. Die Drehgeschwindigkeit wird also rein mit dem Lenkknüppel gesteuert. Gibt man Gas dazu, werden die Kurven größer.
Die Klassik-Variante braucht zu jeder Bewegung erst mal Gas. Lenkt man zusätzlich, fährt der Panzer eine Kurve. Lenkt man voll ein und gibt Gas dazu, dreht der Panzer auf der Stelle. (Nur) mit dem Gasknüppel steuert man dabei die Drehgeschwindigkeit.
Zu beachten ist, daß sich die Regler in Rückwärts-Kurven genau entgegengesetzt zueinander verhalten! Das ist auch logisch, wenn man sich die Wirkungsweise vor Augen führt: der Lenkkanal des LÜG-Reglers "weiß" ja nix von der Fahrtrichtung! Steuert man den Lenkknüppel nach rechts, dreht die rechte Kette prinzipiell rückwärts und die linke vorwärts. Ohne Gas dreht der Panzer dann wirklich rechts herum auf der Stelle; das ist klar. Mit zusätzlichem Gas nach vorne dreht die linke Kette zwar noch schneller vorwärts, für die rechte "reicht" es aber nicht mehr zum Rückwärtsdrehen; sie dreht stattdessen nur langsamer vorwärts. Der Panzer fährt eine Rechtskurve, wie man das ja auch erwartet. Aus der Sicht des hinter dem Panzer stehenden Steuerers fährt der Panzer also nach rechts vorne.
Rückwärts passiert aus Lenksicht ja genau das selbe! Mit Lenkknüppel nach rechts will die rechte Kette rückwärts und die linke vorwärts. Jetzt fährt der Panzer zusätzlich rückwärts, also dreht die rechte Kette noch schneller rückwärts. Die linke dreht -natürlich immer je nach Lenk- und Gasknüppel-Ausschlagweite- nicht mehr vorwärts, sonder langsamer rückwärts. Der Panzer fährt jetzt -wieder aus der Sicht des immer noch dahinter stehenden Steuerers- nach links hinten! Das mag gewöhnungsbedürftig sein, denn ein Radfahrzeug würde sich natürlich genau umgekehrt verhalten.
Soweit die LÜG-Variante. Die Klassik-Variante fährt dagegen die Kurven vorwärts und rückwärts genau so, wie sich ein Radfahrzeug verhalten würde.
Das Ganze wäre eine reine Geschmackssache, wenn es da nicht noch einen gravierenden Unterschied gäbe! Bei der LÜG-Variante wirkt die Bremse bei Gas und bei der Lenkung so, als würde sie beim Gasgeben / Lenken einfach zunehmend weiter gelöst; also genau so, wie man das eigentlich erwarten würde. Das führt z.B. dazu, daß sich auch der maximal gebremste Panzer beim Bergabrollen (ohne Gas) genauso sanft lenken läßt, wie man das mit etwas Gas in der Ebene gewohnt ist.
Die Klassik-Variante zeigt hier ein Verhalten, das ich -mal direkt gesagt- nicht brauchen kann: bei der geringsten Berührung des Lenkkanals wird die Bremse sofort voll deaktiviert und der Panzer rennt ungebremst bergab! Läßt man den Lenkknüppel "vor Schreck" wieder los, wirkt die Bremse schlagartig wieder voll und der Panzer stoppt so heftig, als sei er gegen eine stabile Wand gekracht! Das sieht für mich entsetzlich aus und ist auch für den Antrieb nicht gesund, wie man sich leicht vorstellen kann, aber es war lt. SGS mal ein Kundenwunsch, der dann beibehalten wurde. Bei mir kommt aus dem genannten Grund jedenfalls nur die LÜG-Variante zum Einsatz!
Warum ich die Bremse immer voll aktiviert halte, liegt am Verhalten unserer leichtgängigen Stirnrad-Getriebemotoren (und gilt demnach nicht für den AT-Japa mit seinen Spiradrives):
Jeder Panzer muß bei Kurvenfahrt die Ketten seitlich über den Grund rutschen lassen. Das kostet viel mehr Kraft als das Geradeaus-Rollen. Das führt beim Stirnradler dazu, daß die kurveninnere Kette "lieber" den stromlosen Motor mitdreht (schiebt) als sich seitlich über den Boden zu bewegen! Ergo lenkt der Panzer erst bei einem kräftigen Knüppelausschlag, also wenn der innere Motor echt Gegenspannung bekommt. Das ergibt ein eckiges Lenkverhalten.
"Flyback" V2" sorgt nun dafür, daß der kurveninnere Motor in den Impulspausen nicht einfach nur stromlos gemacht, sondern kurzgeschlossen wird. Das zwingt die Kette in die Kurve, auch wenn noch keine Gegenspannung anliegt! Die voll aktivierte Bremse hilft bei sehr langsamer Fahrgeschwindigkeit auch noch dazu (der Grund, sie immer voll aktiv zu lassen!). Panzer mit Schneckengetriebe (Armortek) haben genügend Selbstsperrung, um ohne dieses Feature auszukommen, aber schaden dürfte es auch dort nicht. Allerdings ist der Stromverbrauch etwas höher und der Regler wird heißer, weil die Kurzschlußleistung ja irgendwo hin muß.
"Antibock" ist eine Fehlerumgehung, die ab sofort in jedem Regler drin ist; ähnlich wie die Varistoren zum Schutz gegen Überspannungsimpulse. Wir hatten jahrelang nachvollziehbare, aber dennoch von der Ursache her unerklärliche "Bocksprünge" der Panzer im Stand oder bei langsamer Fahrt, bei denen der Regler für einen Sekundenbruchteil Vollgas gab. Der Effekt war ein Hüpfer des Modells und -ähnlich wie die vorgenannte Bremsensache- recht unerquicklich für den Antrieb. Die Ursache ist immer noch nicht gefunden, aber das ist jetzt egal, denn die programmierte Umgehung eliminiert jeden solchen Übertragungs- oder sonstigen Fehler, noch bevor der sich auswirken kann.
-- Viele Grüße
Gerhard
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Bigtanks-Köti 1:6, Hermann-Porsche-Köti 1:6, Bigtanks-Jati 1:6, Armortek-Japa 1:6
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