16.05.2012, 22:56 Uhr halbkette
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Hallo Freunde
des besonderen Modellbaus,
ich meine, es ist nicht selten, dass Modellbauer ein Modell haben, bauen oder nur fahren wollen, das nicht jeder besitzt. Da werden mir doch wohl viele Leser zustimmen, so etwas übt schon einen starken Reiz aus.
Klar, dass auch ich so denke und mich deshalb besondere Ideen zur Form - oder wie hier zum Antrieb - eines Modells extrem beschäftigen... wenn ich mal \"Zeit dafür finde\".
Das ist eigentlich kein Witz - selbst ohne Berufsverpflichtung gibt es halt soviel anderes, was in meinem Leben wichtig ist.
Mein Alu-Tiger-1 ist bekanntlich aus verschiedenen Gründen noch in den Puschen stecken geblieben. Der Bauzustand reicht aber aus, um die Wanne als Versuchsträger für alternative Antriebskonzepte zu nutzen. Davon kann man bei Interesse im Baubericht von Achim nachlesen.
Jetzt wurde mein Interesse für diese Möglichkeit aber neu durch das Vorhaben von Florian mit seinem 1: 6 Leo-Antriebs-Bericht geweckt. Die Verwendung bzw. der Einsatz von Strömungsgetrieben im Modellbereich war schon lange auf meiner Wunschliste. Wen wunderts, dass ich dort ein begeisterter Leser wurde.
Warum sollte ich nicht die Gelegenheit ergreifen und am besten sogleich meine Begeisterung in eigene Taten umsetzen - sowas darf man nicht anbrennen lassen, sonst wird daraus niemals was.
Ich erwähne das, weil ich ja eigentlich am Steiger-Modell weiterbauen sollte und dort schon genug neuen Anlauf brauchte.
Langer Rede gar kein Sinn: nach einigen Nächten der Gedankensortierung und Unterlagensuche begann ich, im ersten Schritt - wie immer - zu zeichnen. Bei dieser Konstruktionsarbeit wird schon vieles konkreter und es stellt sich eventuell auch schnell heraus, in wie weit die Pläne und Vorstellungen zu einem Projekt wirklich umsetzbar sind oder auch nicht. Für \"Nichtzeichner\" sei gesagt, das ist also nicht etwa ein umständlicher Baubeginn sondern für mich eine klärende Notwendigkeit und außerdem eine zusätzlich erfreuliche Beschäftigung mit dem Projekt vor dem Bau.
Die Fa. Voith hat einen guten Ruf, was Anlagen und Getriebe dieser Art betrifft. Die Ingenieure dort haben wahrscheinlich schon alle möglichen Varianten solcher Fluid-Kupplungen und -Getriebe entworfen. Natürlich bin ich mit meiner Vorstellung auch in deren Unterlagen fündig geworden. So wundert es sicher nicht, wenn ich mich in meinem Entwurf für den geplanten Modellantrieb im wesentlichen an ein von Voith gebautes Diesel-Lokomotiv-Getriebe anlehne.
Hoffentlich langweile ich jetzt nicht einige Leser mit technischen Details, aber ich für meinen Teil halte die Funktionsbeschreibung eines relativ hochtechnischen Gerätes für unverzichtbar. Allein durch die Details wird das Besondere dieses Projektes sichtbar. Dass bestimmte \"Features\" ( mir fehlt tatsächlich ein gut passendes Wort in deutsch...) in Großgeräten vorhanden sind, ist ja fast schon normal - aber in einem Modell-Getriebe mit der gleichen Komplexität und Funktion aufzuwarten, ist schon wieder erstaunlich.
Der Kern meiner Gedanken zum Ursprung des Projektes war eigentlich ( schon länger ) der Wunsch nach einem Modell-Schaltgetriebe, bei dem zum Schaltvorgang keine mechanischen Kräfte - weder während des Schaltens noch nach dem Schalten - notwendig sind. Diese Kräfte müssen normalerweise durch Servos beim Betätigen einer Bandbremse ( Planetengetr.) oder einer Reibkupplung aufgebracht werden und kosten ziemlich viel Strom - besonders, wenn der Schaltzustand über längere Zeit gehalten werden soll.
Da bietet sich also nur der Einsatz von Hydrokupplungen an, wie sie von automatischen Fahrzeuggetrieben bekannt sind. Zum besseren Verständnis für weniger genau informierte Leser versuche ich der Vollständigkeit halber eine Beschreibung des Corpus delicti.
In einer Hydrokupplung der einfachsten Bauart stehen sich zwei gleichgeformte \"Schaufelräder\" dicht gegenüber, wobei sie sich die offenen Seiten der Schaufelfächer einander zuwenden. Diese Räder sitzen zweckmäßigerweise in einem engen Gehäuse, das mit Öl gefüllt und entleert werden kann.
Die Einfachheit des Prinzips überzeugt sofort: wird eins dieser Räder angetrieben und damit zur \"Pumpe\", wird bei Zulauf von Füllöl das andere Rad zur Turbine und läuft mit fast gleicher Drehzahl mit. Das ist dann der erwünschte sanfte Kupplungsvorgang, der zudem noch quasi verschleiß- und kräftefrei abläuft.
\"Das isses doch !\", sagt jetzt jedermann, \" und wo ist nun der Haken ?\"
Natürlich gibt es ( gerade für die Bauart dieses Projektes ) einige Haken an der Sache und damit kommen wir genau zu den Dingen, die jetzt bei der Umsetzung für den Modellbereich schon besonders problembehaftet sein können - beim Bau wie auch später bei der Handhabung.
Ich habe dazu, nach meist nächtlichen Überlegungen, folgende Erkenntnisse gewonnen:
a) Man braucht ein öldichtes Gehäuse, denn das Öl wird aus drehenden Kupplungsgehäusen spritzen,
b) man muß für eine ständige Ölversorgung und auch Absaugung sorgen: eine Pumpe, die auch schadlos trockenlaufen darf und ein externer \"Ölsumpf\"-Behälter erscheinen angebracht, wegen evtl. Schräglagen des Fahrzeugs ( kommt bei Lokomotiven ja nicht vor ).
c) das Öl wird zwischen den Schaufeln \"geschert\" und dabei erhitzt, es muß also ein gut funktionierender Ölkühler für den Ölkreislauf eingeplant werden.
d) die Gänge werden durch einzelne Hydrokupplungen dargestellt, die jeweils gefüllt/entleert werden. Dafür braucht es eine Art Umsteuerventil und ein verzweigtes Rohrleitungs-System im Getriebe-Gehäuse,
e) die Anfahrstufe/ bzw. der 1.Gang wird durch einen sogn. Drehmoment-Wandler dargestellt. Das ist eine kompliziertere Art der Hydrokupplung, die in der Lage ist, ein mehrfaches des Motordrehmomentes beim Anfahren zur Verfügung zu stellen - genau so, als wenn ein ganz kleiner Gang geschaltet wäre.
Dieser Wandler hat einen höheren Bauaufwand wegen seiner filigranen mehrfachen Rotoren. Da rückt die Herstellung dann schon in die Nähe der Uhrmacherei.
Genug der Einleitung und allgemeinen technischen Information, jetzt kommen erst einmal ein paar Bilder, die den Beginn und die Planung zeigen.
Naja, viel weiter bin ich auch noch nicht - das heißt.... aber das der Reihe nach.
Das erste Bild zeigt die Gesamtzeichnung und danach folgen ein paar der Einzelansichten zur besseren Einsicht.
--
Gruß Hartmut
\" Ein Modell ist mehr als nur die Summe seiner Teile \"
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