02.09.2013, 13:31 Uhr
 Oldchap

|
Hallo Kollegen,
manche haben den Begriff "Telemetrie" schon gehört (z.B. von mir ), haben aber noch keine rechte Vorstellung, was das ist und was man damit machen kann. Kurz gesagt, es ist die Übertragung von Meßdaten; z.B. per Funk. Sowas hat erst mit den aktuellen 2,4 GHz-Anlagen in den Modellbausektor Einzug gehalten, seitdem aber eine beachtliche Ausbreitung erfahren. Kein namhafter Hersteller von Fernsteuerungen kommt mehr ohne Telemetrie aus, und es sind längst nicht nur mehr die High-End-Anlagen, die damit ausgestattet sind. Auch bei kleinen Sendern ist eine solche Anzeigemimik mittlerweile oft nachrüstbar; die meisten Empfänger haben sie sowieso. Wie immer liegt dabei das Augenmerk der Hersteller auf den Flugmodellen, daher sind neben den elektrischen Daten auch z.B. Werte wie Geschwindigkeit, Steigrate, GPS-Position (!), aber auch Spritverbrauch etc. abrufbar.
Wozu aber taugt das Ganze im Panzer? Nun, unsere Motoren haben einen Stromverbrauch, der sehr stark von der Last abhängt. Das erschwert einerseits die Wahl des Fahrtreglers und macht andererseits den Überblick schwer, wann denn die Akkus leer sein werden. Genau zu diesem Punkt gab es bisher KEIN wirklich zuverlässiges Meßgerät, weil die Spannung eines (Blei-) Akkus nun mal keine verwertbare Aussage zur vorhandenen Restkapazität liefert! Aber auch Wärmeprobleme können im Panzer auftreten; speziell beim Fahrtregler, der meistens irgendwo in die Tiefen der Wanne versenkt wurde.
Was braucht man also für die Telemetrie und was "bekommt" man? Hier unterscheiden sich die Möglichkeiten der verschiedenen Anbieter etwas, daher kann meine Graupner-Lösung hier nur ein Beispiel sein. Graupner hat nach seinen 3 Fehlstarts in Sachen 2,4 GHz, die die Firma nahe an den Abgrund brachten (Graupner war in 2013 insolvent und wurde dann von einer koreanischen Firma übernommen), inzwischen ein beachtlich umfangreiches Telemetriesystem, das u.a. -zusammen mit 2,4 GHz- sogar in mehr als 20 Jahre alten Sendern nachgerüstet werden kann! Natürlich sind die meisten aktuellen Sender heute schon fertig damit ausgerüstet.
Meine Devise war und ist übrigens das "Ein-Sender-Prinzip". Auch zu den Zeiten, als ich noch ca. 30 Flugmodelle in Betrieb hatte, benutzte ich nur einen Sender für alles. Schon seit Jahren ist das -im Ggs. zu früher- kein Problem mehr, weil man seither eine Vielzahl von Modellen mit ihren spezifischen Einstellungen in den Sender einprogrammieren kann. Daß man in diesem Fall nicht den einfachsten "Geiz-ist-geil"-Sender nimmt, dürfte verständlich sein, aber 2 oder 3 billige Sender sind teurer und weniger nützlich als ein "richtiger". So bin ich erst in diesem Jahr -nach etwa 23 Jahren !- auf einen neuen Sender umgestiegen, um noch mehr Kanäle als die bisherigen 10 direkt nutzen zu können. Auch mein alter Sender ist durch Graupners Aufrüstbarkeit übrigens voll telemetriefähig.
Die Telemetrie gliedert sich "elektrisch" in 3 Bereiche: Geber bzw. Sensor, Rückkanal im Empfänger und Sender, und die Anzeigeeinheit im Sender. Nur letztere bestimmt die "Komfortstufe" der benutzten Telemetrie; der Rest paßt bei Graupner an jeden gängigen Empfänger.
1. Geber / Sensor: Nur er muß bei aktuellen Anlagen i.d.R. -entsprechend den zu messenden Werten- extra gekauft werden. Ich benutze hier ein Kombimodul, das 3 Spannungen (eine davon einzelzellenweise), 3 Temperaturen und einen Stromfluß überwachen kann. Die weiteren Funktionen (Vario, GPS usw.) nutze ich im Panzer nicht, ebensowenig die Grenzwertbeeinflussung (Strombegrenzung etc.). Das Modul wird einfach an den Empfänger angesteckt (extra Buchse) und mit den zu messenden Spannungen, Strömen (150 A; bis 300 A kurzzeitig!) und den Gegenständen verbunden, deren Temperaturen gemessen werden sollen (Motor, Fahrtregler).
2. Rückkanal: jede 2,4 GHz-Anlage hat systembedingt (WLAN-Technik!) einen sog. Rückkanal. Soll heißen, der Empfänger kann auch senden und der Sender kann auch empfangen! Entscheidend ist, was der Hersteller daraus macht. Man kann die Funktion z.B. nur für Reichweiten-Warnungen nutzen oder eben auch ausgefeilte Infopakete übertragen.
3. Anzeige: sie hängt in ihrem Komfort vom verwendeten Sender ab, kann aber bei Graupner -mit eigenem Bildschirm- auch bei einfachen oder alten Sendern nachgerüstet werden.
Hier mal ein Bild meines o.g. Kombi-Sensors. Ich habe ihn mit Steckkontakten versehen, so daß ich ihn bequem und leicht zwischen verschiedenen Panzern wechseln kann. Die kleinen weißen Buchsen nehmen weitere Sensoren / Geber für Spannung und Temperaturen auf.:
Zur Demo habe ich mal den Pöti auf dem Bock mit "erhöhter Leerlaufdrehzahl" schnurren lassen......

..... und meine standardmäßig eingestellte Telemetrieanzeige fotografiert. Man sieht die Fahrakkuspannung, den momentan entnommenen Strom und -ganz wichtig- die bisher entnommene Kapazität im Milliampérestunden. Dieser Wert ergibt eine absolut zuverlässige Aussage darüber, wie weit voll der Akku noch ist, weil man ja die gesamte Kapazität des Akkus kennt und den bereits verbrauchten Teil leicht abziehen kann.

Natürlich wären per Fingertip am Sender von Fall zu Fall auch andere Anzeigen möglich, so die Temperatur (hier nicht angeschlossen, daher Minimalwert) und eine weitere Spannung (auch noch nicht angeschlossen). Ferner kann man Warnschwellen programmieren, so daß der Sender schreit, wenn ein Wert erreicht bzw. überschritten wird. Das klappt natürlich auch dann zuverlässig, wenn der fragliche Wert gerade nicht in der Anzeige angewählt wurde.

Das Ganze ist -die passende Fernsteuerung vorausgesetzt- eine echte Bereicherung für denjenigen, der sich ein wenig für die Innereien seines Panzers interessiert, und auch der Preis hält sich in annehmbaren Grenzen. -- Viele Grüße
Gerhard
_________________________
Tamiya-Leo 1:16, Bigtanks-Köti 1:6, Hermann-Porsche-Köti 1:6
|
|
|
|
|