16.08.2013, 01:27 Uhr
 Oldchap

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Hallo zusammen,
da auch in diesem Forum die Zahl der Freunde von größeren Modellen langsam zunimmt und diese Modelle durch die Bank mit getrennt dazu gekauften (Flugmodell-) Fernsteuerungen bestückt sind, möchte ich hier mal auf dieses Thema eingehen. Unsere Modelle werden zudem gerne mit einfachen Stirnradgetriebe-Motoren bestückt, die relativ leichtgängig sind. So ein Panzer läßt sich (zum Glück!) mit abgeschaltetem Antrieb relativ leicht schieben, was z.B. Verladeaktionen etc. wesentlich vereinfacht. Auch ein Abschleppen der im wahrsten Sinne des Wortes "untragbaren" Modelle wird dadurch deutlich erleichtert, denn man kann sie notfalls wie einen störrischen Hund an einem Seil hinter sich herziehen.
Spätestens mit der 2,4 GHz-Ära wurden die Computersender zum Standard der Fernsteuertechnik und finden auch bei den Panzerleuten immer mehr Verwendung. Allerdings merke ich schon in der Modellfliegerei, daß viele meiner Kollegen dort den üppigen Einstellmöglichkeiten dieser Kästen gleichgültig bis mißtrauisch gegenüberstehen. In der Panzerei dürfte das wohl noch verbreiteter sein, denn praktisch alle Anlagen außer Brixl und Blauzahn sind nun mal für Flugmodelle konzipiert, und man muß sich die Funktionen erst mal für die Panzerei "übersetzen".
Dabei sind einige Möglichkeiten dieser Anlagen auch für den Panzermann durchaus nützlich, wenn man erst mal dahinter gestiegen ist, was man damit machen kann. Weil die Sender der verschiedenen Hersteller durchaus unterschiedlich zu programmieren sind, will ich hier nur auf die Funktionen als solche und deren Nutzen eingehen. Dann kann jeder im Handbuch seines Senders selbst nachlesen, wie die gewünschte Funktion aktiviert wird.
1. Failsafe.
Die vermutlich wichtigste Funktion für uns ist der Failsafe, eine Einstellung, die bei Signalausfall (Senderakku leer etc.) die Fahrmotoren stillegt. Die Bedeutung dieser Funktion nimmt zwar langsam ab, weil das die meisten Fahrtregler inzwischen von alleine können, aber die Aktivierung kann dennoch nicht schaden! Weil der Panzer zwar einerseits störempfindlicher, andererseits aber deutlich langsamer ist als ein Flugzeug, können wir es uns hier leisten, die Failsafe-Zeit (die Zeit bis zum Ansprechen des Failsafes) etwas länger zu wählen als beim Flugmodell. Eine Sekunde ist hier durchaus tragbar und gewährleistet, daß sehr kurze Signalunterbrechungen nicht gleich zur Vollbremsung des Panzers führen.
2. Servo-Drehrichtungs- und Wegeinstellung
Nicht zwingend nötig, aber doch eine Hilfe ist die Möglichkeit, "verpolte" Servos mit ein paar Klicks am Sender zu korrigieren oder die Ausschlagweiten einzustellen.
3. Mischer.
Wer 2 einfache Fahrtregler nutzt (etwa die beliebten Robbe 540 NAVY), braucht unbedingt einen Mischer. Sowas kauft man heute nicht als extra Elektronik, sondern nutzt die Mischerfunktionen des Senders (hier: V-Leitwerksmischer). Aber Mischer sind auch für andere Dinge ideal, etwa für ein Hydraulikgeräusch bei Turm und Kanone in Verbindung mit einem programmierbaren Soundmodul.
4. Schalter als Geber
I.d.R. benutzt man am Sender einen "Geber" (Steuerknüppel, Drehrad usw.), um ein Servo zu bedienen. Manchmal ist es nützlicher, das mit einem einfachen Kippschalter zu erledigen, wie ihn die meisten Computersender "auf Vorrat" eingebaut haben. Viele Sender lassen sich da passend programmieren.
5. Geberkurven-Beeinflussung
Die sind schon langsam die "höheren Weihen" der Programmierung. Normalerweise ist eine Proportional-Anlage sozusagen stolz darauf, daß das Servo ganz genau der Knüppelstellung folgt: halber Knüppelweg = halber Servoweg usw. Das ist oft sehr gut, manchmal aber eben nicht! Da möchte man vllt., daß das Servo beim halben Knüppelweg erst 1/4 des Weges zurückgelegt hat und den Rest erst kurz vor Schluß aufholt. Dieses nichtlineare Verhalten heißt beim Sender "exponentielle Knüppelsteuerung" oder kurz EXPO. Man benutzt es in der geschilderten Weise z.B., um um die Mittellage herum ein besonders "weiches" Steuerverhalten zu haben, bei Vollausschlag aber dennoch die volle Ruderwirkung nutzen zu können. Ein Modellflugzeug / Modellauto läßt sich so viel leichter steuern bzw. lenken.
Beim Panzer nutze ich diese Möglichkeit erstmalig genau andersrum, und das gefällt mir gut, weil es das typische ruckartige Lenkverhalten der meisten Fahrtregler korrigieren hilft.
Schauen wir uns das Lenkverhalten unserer Stirnradgetriebe-Panzer mal näher an: der Panzer fährt vorwärts geradeaus, und ich ziehe den Lenkknüppel z.B. langsam von Mitte (0%) auf Vollausschlag (100%) nach rechts. Was passiert? Bei 25 % bekommt der rechte Motor nur noch 50% Spannung "vorwärts", bei 50 % bekommt er gar nix mehr, bei 75 % bekommt er 50 % "rückwärts" und bei 100% bekommt er 100 % "rückwärts". So weit, so gut und vorbildlich, aber was machen unsere Stirnradmotoren daraus? Bei 25 % fährt der Panzer weiter fast völlig geradeaus, weil der mit halber Spannung laufende rechte Motor vom anderen "mitgezogen" wird! Für den linken Motor ist es nämlich viel einfacher, die rechte Kette weiterhin mit vorwärts zu zerren als beide Ketten auf dem griffigen Untergrund zu einer Drehung und damit zu seitlichem Rutschen zu zwingen! Selbst bei 50 % Lenkausschlag, bei dem der rechte Motor bereits völlig spannungslos ist, findet auf griffigem Grund noch kaum eine Drehung statt! Erst wenn der rechte Motor bei mehr als 50 % Lenkung allmählich Gegenspannung bekommt, geht der Panzer endlich so langsam in die gewünschte Kurve. Bei weiterem Ausschlag wird die Kurve jetzt aber recht schnell eng und zum Tableturn, weil es ja auf 100 % Knüppelweg und damit auf volle Gegenspannung des rechten Motors zugeht.
in der Praxis heißt das: von 0 bis 50 % Lenkausschlag passiert GAR NIX, auf dem Rest der Knüppelwegs geht dann alles zu schnell! Daraus resultiert das oft ruckartige Lenkverhalten der Panzer mit leichtgängigem Stirnradgetriebe. Genau hier kann man aber mit der negativen Exponentialkurve eine deutliche Besserung erreichen, wenn der Sender diese einstellen läßt. So kann man nämlich festlegen, daß z.B. bei den ersten 15 % Knüppelweg schon 50% Lenkausschlag simuliert werden. Damit bekommt der rechte Motor im obigen Beispiel schon nach 15 % Weg keinen Strom mehr und fängt langsam zu bremsen an. Beim weiteren Knüppelausschlag bekommt er schon Gegenspannung, aber viel langsamer als bisher, weil ja dafür jetzt noch viel mehr Knüppelweg übrig ist als früher! Damit haben wir den m. E. einzigen Nachteil unserer Stirnradgetriebe elegant kompensiert! -- Viele Grüße
Gerhard
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Tamiya-Leo 1:16, Bigtanks-Köti 1:6, Hermann-Porsche-Köti 1:6
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