23.09.2012, 18:26 Uhr Oldchap
|
Hallo zusammen,
ein Schnellwechsel-Stahlhalter (SWH) mit mehreren Stahlhalte-Einsätzen an der Drehbank ist zweifellos eine feine Sache, aber in den seltensten Fällen bringt eine Bastler-Drehbank sowas von Haus aus mit. Dort sind i.d.R. die Vierfach-Stahlhalter das Höchste der Gefühle. Die SWH werden von verschiedenen Firmen passend für ihre aktuellen Drehbänke angeboten; etwa bei Optimum.
Warum eigentlich einen SWH? Na gut, der schnelle Umstieg von einem Stahl auf den anderen (hier eine Arbeit von max. 5 Sekunden) ist ein Komfortgewinn, aber der wäre im Bastlerbereich noch verschmerzbar. Viel nützlicher dagegen ist, daß beim SWH jder Stahlhalter-Einsatz auf "seinen" fest montiert bleibenden Drehstahl sehr genau eingestellt werden kann. Vorbei ist das Gefummel mit den Unterlegeplättchen, um die Stahlhöhe immer wieder neu und richtig zum Werkstück einzustellen, denn jetzt erlaubt eine konterbare Rändelschraube eine exakte und gleichbleibende Höheneinstellung -sogar unter das bisherige Montage-Niveau-, die beim Wechsel auf 1/100 mm eingehalten wird, ebenso wie die Seitenjustierung (Anlagewinkel zum Werkstück).
Kein Vorteil ohne Nachteil: nachteilig ist -neben der teuren Anschaffung, die leicht 700 € erreichen kann-, daß der SWH in den seltensten Fällen ohne Anpassung auf den Kreuzsupport einer älteren oder weniger geläufigen Maschine paßt. Um also einen wahrlich teuren Fehlkauf zu vermeiden, sollte man genau feststellen, wie hoch der bisherige Stahlhalter ist und wie er auf dem Kreuzsupport befestigt ist. Dann läßt sich meist ohne Schwierigkeiten feststellen, welcher SWH prinzipiell richtig wäre, denn alle nötigen Maße sind z.B. aus dem Optimum-Katalog entnehmbar.
Zwischen "prinzipieller Eignung" und fertig montiertem SWH liegt aber noch eine kräftige Hürde: diese Dinger haben im Tragkörper ein großes zylindrisches Sackloch mit kleinerer Durchgangsbohrung, in das ein mit dem Support verbundener Stahlzylinder klemmpassend eintauchen sollte, um per Zentralschraube eine kraftschlüssige Verbindung des SWH mit dem Support zu bilden. Ein Vierfach-Stahlhalter hat dagegen i.d.R. einen angeformten Zylinder, mit dem er in ein passendes Sackloch des Supports eintaucht. Will man da den SWH montieren, treffen sozusagen 2 "Weibchen" in Sachen Steckverbindung aufeinander, die noch dazu i.d.R. unterschiedliche Durchmesser und Eintauchtiefen haben.
Aber wozu haben wir eine Drehbank? Es gilt einen Stahlzylinder herzustellen, der einerseits nach Durchmesser und Höhe saugend in das Sackloch des Supports paßt, andererseits genauso saugend in das Sackloch des SWH. Dieser Zylinder bekommt noch eine zentrale Bohrung, weil er -zumindest bei meiner Maschine- zusammen mit dem neu hergestellten Adapter-Zylinder über eine durchgehende Spannschraube mit T-Nut auf dem Support befestigt wird.
Damit ist der SWH auf dem Support sicher befestigt und einsatzbereit. Hat der Support eine andere Art der Befestigung des Vierfachstahlhalters, muß natürlich eine andere Art von Umbau angewandt werden. Wenn man aber vorher die Schnittzeichnung des SWH genau analysiert, kann man mit Bestimmtheit eine passende Lösung zaubern, sofern man für kompliziertere Fälle über eine Fräse mit Ausdrehkopf oder wenigstens drehbarem Schraubstock verfügt, um auch z.B. Sacklöcher oder angeformte Zylinder bei großen Vierkantstahlstücken erzeugen zu können. Das war bei mir nötig, weil ich den SWH gegenüber dem Support auch seitlich versetzen wollte, um -bei größeren Werkstücken wie den 160 mm-Treibrädern eines 1:6-Panzers- den Stahl weit genug von der Mitte weg fahren zu können.
Die Vorteile des SWH gegenüber z.B. einem Vierfach-Stahlhalter liegen auf der Hand. Bei einem SWH kann man problemlos und ohne Unterlagplättchen etc. einen 10 / 8 / 6 mm - Stahl in einen 12 mm-Halter einspannen, weil man den ganzen Halter ja stufenlos in der Höhe verstellen kann! Entscheidend für den Einsatz ist bekanntlich die Anlagehöhe der Schneide am Werkstück. Wenn man aber z.B. einen 12 mm -Stahl hat, heißt das noch lange nicht, daß dessen Schneide immer genau in 12 mm Höhe liegt (vom Höhenverlust durchs Nachschärfen mal ganz abgesehen). Liegt die Schneide aber tiefer (warum auch immer), muß man den Stahl mit Plättchen so weit unterlegen, daß die Schneide wieder auf die nötige Höhe kommt.
Genau diese Krampflösungen werden mit dem SWH überflüssig; deshalb möchte man ihn nicht mehr missen, wenn man ihn hat.
Hier mal, was ich meine: Bild 1 zeigt den SWH-Grundkörper im Vordergrund mit einem der Stahlhalter rechts daneben im Hintergrund. Der Stahl kann immer ohne besondere Höhenkontrolle eingespannt werden, und er bleibt sozusagen auf Lebenszeit in seinem Halter. Man benötigt also so viele Halter, wie man Stähle nutzen möchte. Das macht die Sache erst nützlich, aber nicht preiswerter.
Hier z.B. ein Haltekörper für einen runden Drehstahl, eine Bohr- und Ausdrehstange. Mn sieht deutlich, daß die Schneide weit unterhalb der Oberkante angeordnet ist. Das ist auch nötig, damit der Stahl ins Loch des Werkstücks paßt. Ein solcher Stahl muß also deutlich höher eingespannt werden, damit die Schneide wieder auf die richtige Höhe kommt!
Hier sieht man an den eingekreisten Halter-Stangen die Lage eines tief einbgespannten Stahls (Schruppstahl; Schneide fast ganz oben) in Relation zum Grundkörper:
..... und hier noch mal die Bohrstange mit ihrer hohen Einspannung; wieder eingekreist. In meinem alten Vierfachhalter hätte ich sie so stark mit Plättchen unterlegen müssen, daß sie gar nicht mehr in den Ausschnitt des Halters gepaßt hätte!
--
Viele Grüße
Gerhard
|
|
Beitrag 1 mal editiert. Zuletzt editiert von Oldchap am 24.09.2012 15:38.
|
|
|