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Thema: Probleme beim Gießen von Kettengliedern |
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09.05.2020, 23:35 Uhr
 Bilko
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Hallo, mir kam auch schon der Gedanke, dass der Weg durch den Einguss zu lang sein könnte. Von daher habe ich mir mal ein paar Gedanken gemacht.
Meine vierteilige Form ändere ich in eine zweiteilige um schneller entformen zu können, aber auch um die Form wieder schneller für den nächsten Guss zusammen setzen zu können.
Dafür unterteile ich das Oberteil (1) und das Unterteil (3) je in zwei weitere. Diese werden dann an die beiden Mittelteile (4 und 2) jeweils oben und unten angeschraubt, sodass ich zwei Formhälften bekomme.
Der Eingusskanal wird ebenfalls aus zwei Hälften entstehen und je an eine der beiden Formhälften geschraubt. So habe ich nach wie vor zwei Hälften. An der Stelle mit der (5) sitzt das Kettenglied.
Ich erreiche zwar keine 10 Zentimeter über dem Gussstück als Speiser ( wenn ich das richtig verstanden habe Hartmut?), aber deutlich kürzere Wege.

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10.05.2020, 16:44 Uhr
 halbkette

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Hallo Christian,
es ist erfreulich, dass du immer noch mit Elan bei der Sache bist. Das ist eine gute Voraussetzung, endlich doch an ein positives Ziel zu gelangen.
Deine Änderungen ( schnelles Öffnen der Kokille ) sind vielleicht gut für die Tatsache der Kokillen-Vorheizung und "Erhaltung der Restwärme" nach dem Ausformen.
Was die Kanalauslegung und die physikalische Wirkung der Einguss-Säule betrifft, muss ich leider noch einmal nach haken:
Ich muss dazu wohl mal ins Eingemachte gehen.
Wenn du also die Details des Gussmodells besser ausgeformt haben möchtest - und wer will das nicht - braucht die Schmelze zuerst mal einen anhaltenden Flüssig-Zustand. Dafür willst du ja vorheizen. Diese Temperatur wiederum sollte bei einer Kokille aus Stahl möglichst bis ganz nah an die Gießtemperatur des Gießmediums heran reichen.
Der Grund wird schnell klar, wenn du dir vorstellst, wie schnell der Stahl im Winter die Wärme z.B. aus deiner Hand ziehen kann - und das, obwohl er ein relativ schlechter Wärmeleiter ist. Aluminium ist dem Stahl sogar noch voraus in dieser Disziplin. ( ...ein anderes Beispiel: Anfrieren der blutgeheizten Zunge am kalten Laternenmast im Winter...)
Fazit: Ist also der Temperatur-Unterschied zwischen beiden Metallen zu groß, verliert die Aluminium-Schmelze blitzschnell die entscheidenden Wärmegrade für eine gute Fließfähigkeit zur Ausformung der Details.
Zum Glück ist nicht alles gegen dich.
Da gibt es z.B. auch die Tatsache, dass ein Klotz aus Stahl eine relativ große Wärmekapazität besitzt. D.h.: wenn man genügend hoch vorheizt, bietet der "Stahl-Klotz von der Kokille" einen längeren Wärme-Nachschub gegen die ständigen Wärme-Verluste während des Gießvorgangs. Das sollte man aber dann auch nutzen.
Etwas anderes stellt sich aber noch deinem Vorhaben entgegen:
Es gibt also weiterhin - physikalisch gesehen - die Tatsache der "Oberflächenspannung des flüssigen Metalls". Das ist natürlich auch bekannt bei Wasser.
Diese O.-Spannung steht der Ausformung der Form-Details in der Kokille stark entgegen. Die Ergebnisse hast du ja bereits vor dir.
Dagegen hilft beim Gießvorgang nur "Druck in der Schmelze".
Technisch gesehen haben wir etwa drei bekannte Möglichkeiten dazu:
a) eine heiße Kolbenpumpe füllt die Kokille - Spritzguss genannt,
b) die Fliehkraft wird drehend erzeugt und füllt die Kokille - Schleuderguss genannt,
c) der statische Druck vom Gewicht einer Flüssigkeitssäule füllt die Kokille - das ist dein momentaner Weg.
Offensichtlich habe ich wohl zu wenig Wert darauf gelegt, die Wichtigkeit der Einguss-Trichter-Höhe zu betonen.
Warum? Weil sie, die Höhe, das "druckerzeugende" Gewicht der Flüssigkeits-Säule darstellt.
Dieser Zusammenhang ist für mich aus deinem letzten Post nicht so klar hervor getreten, als dass ich annehmen kann, du hättest es richtig verstanden. ( Ich erinnere an deine Nachfrage... )
Das soll jetzt keine Kritik sein. Nichts für ungut, Christian.
Meine Empfehlung in diesem Punkt ist:
bitte bei der neuen Kanalformung beachten, dass der Höhen-Unterschied zwischen dem "Gewölbe der eigentlichen Form" und der Oberkannte des Eingusses einen geschätzten Wert von "mindestens" 10cm, besser noch darüber, aufweist.
Die Begründung aus der Physik ( einem meiner Fachgebiete ) lautet hierbei: die Höhendifferenz zwischen den Oberkannten der über Kanal verbundenen Flüssigkeits-Spiegel bestimmt die Höhe des statischen Druckes.
Wie wir gesehen haben, bestehen viele Möglichkeiten, etwas beim Umsetzen falsch zu machen und am Ende zu glauben - das geht ja gar nicht!
Das wäre aber dann ebenso falsch gedacht.
Lass dir diese Zusammenhänge ruhig noch einmal durch den Kopf gehen, Christian - dann wird das schon klappen. Es ist noch kein Profi vom Himmel gefallen.
Viel Erfolg ! -- Gruß Hartmut
\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\" Ein Modell ist mehr als nur die Summe seiner Teile \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\"
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10.05.2020, 23:00 Uhr
 Bilko
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Hallo Hartmut, das klingt natürlich Plausibel. Das Problem was ich dabei sehe, ist das wenn ich den Speiser mindestens 100 mm hoch mache, muss auch der Einguss die gleiche Höhe haben. Da ich im Moment meine Form nicht heißer als mit einem Handelsüblichen Backofen bekomme und ich beim bisherigen Eingusskanal eben gerade das Problem mit dem zu frühen Erstarren der Schmelze habe, lasse ich erstmal das Befüllen von unten her weg.
Ich mache mal eine Zeichnung und stelle sie hier ein.
Gruß Christian
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11.05.2020, 22:00 Uhr
 Bilko
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So ich habe mal zwei Zeichnungen erstellt.
Auf dieser hier habe ich die Variante gewählt, in der die Form von oben gefüllt wird um einen ausreichend hohen Fülldruck zu erreichen. Entlüftungsbohrungen sind hier noch nicht berücksichtigt.

In dieser zweiten Variante habe ich einem seitlicheren Einguss eingebaut. Steigender Guss und ein kurzer Füllweg, allerdings kein hoher Fülldruck.

Vielleicht kann ja mal Christian der das Beruflich macht, mal drauf schauen und etwas dazu sagen.
Natürlich kann auch jeder andere etwas dazu sagen, ich möchte niemanden vergraulen.
Ich danke schon mal im Voraus!
Gruß Christian
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12.05.2020, 01:21 Uhr
 TriadeDragon
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Moin, hab zwar nicht so viel Erfahrung beim gießen aber kann es sein, dass deine Schmelze zu schnell in die Form fließt und dann Luft einschließt? Und zum aufheizen tuts doch bestimmt auch nen Holzkohlegrill. Mit nem Föhn bekommst du richtig Temperatur hin aber wahrscheinlich zu viel. Oder du packst die Form so auf deinen Schmelzofen dass die Abluft durch deinen Angusskanale zieht.
Ob die Temperatur dann noch reicht zum Metall schmelzen musst du ausprobieren. Oder nen Popeliger Propan Brenner wie von Dachdecker.
Gruß Patrick
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Beitrag 1 mal editiert. Zuletzt editiert von TriadeDragon am 12.05.2020 01:31. |
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12.05.2020, 09:34 Uhr
 Bilko
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Hallo Patrick, an einer unzureichenden Entlüftung sollte es nicht liegen. Da ich mindestens für 2 Panzer, eher für 3 ( das nächste Projekt existiert schon Gedanklich) Kettenglieder produzieren muss, sollte ich auch etwas wirtschaftlich denken. Die Idee mit dem Grill ist zumindest für die Temperaturen nicht schlecht, würde aber eine ganze Menge Kohle verheizen. Hinzu kommt, das ich nur bei gutem Wetter Kettenglieder gießen könnte.
Ich werde wohl auf Dauer nicht Drumherum kommen, mir einen Härteofen anzuschaffen. Den bräuchte ich dann aber in passender Größe um auch mehrere Formen gleichzeitig vorheizen zu können.
Die sind wiederum auch nicht ganz günstig. Ich bin aber schon auf der Suche.
Gruß Christian
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12.05.2020, 16:53 Uhr
 TriadeDragon
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Das mit dem Grill war ja nur als Versuch gedacht. Nicht das du dir nen Härteofen kaufst und es bringt dir beim gießen nix.
Gruß Patrick
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12.05.2020, 17:17 Uhr
 Matthes

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Ich hatte auf der Vorseite auch noch ne Frage eingeworfen? Wurde die übersehen oder ...?
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12.05.2020, 21:03 Uhr
 Bilko
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Hi Matthes, oh ja, völlig überlesen, sorry.
Es handelt sich hauptsächlich um AlCu4PbMg, wie ich im nachhinein erfahren habe, also das allbekannte Automatenalu.
Gruß Christian
Jetzt hätte ich Patrick fast überlesen. Das ist ja auch meine Sorge. Von daher hoffe ich so ein wenig auf eine Expertenmeinung die sagt, so geht es, oder nicht. Ich weiß, nur durch das hier lesen wird das schwierig, aber die Hoffnung stirbt als letztes.
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Beitrag 1 mal editiert. Zuletzt editiert von Bilko am 12.05.2020 21:09. |
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12.05.2020, 22:59 Uhr
 TriadeDragon
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Ich fieber mal mit und bin gespannt wie es weiter geht.
Vakuum gießen ist wahrscheinlich gar nicht möglich oder?
Bekommt man einen Backofen mit Pyrolyse-Reinigungsfunktion eigentlich wehrend des Vorgangs auf?
Macht ja glaub ich auch 500°C.
Gruß Patrick
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Beitrag 2 mal editiert. Zuletzt editiert von TriadeDragon am 12.05.2020 23:20. |
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13.05.2020, 08:24 Uhr
 Matthes

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Christian, ich würde mal eine andere Legierung testen..
Aluminium Gusslegierungen sind bewusst am eutektischen Punkt gehalten. Sprich, die Schmelze hat keinen Erstarrungsbereich. (flüssig- klumping - teigig- fest) sondern erstarrt in einem Temperaturpunkt (flüssig - fest).
Gleichzeitig ist dieser Erstarrungspunkt bei der eutektischen Mischung auch der niedrigste Temperaturpunkt, der möglich ist.
Knetlegierungen, wozu auch das "Automatenalu" gehört haben diese Eigenschaft bewusst nicht...
Bevor du hier die x-te Form neu machst, würde ich einfach mal losziehen, mir eine alte Alufelge besorgen und da ein Stück abkloppen und in den Ofen tun...
Wir haben früher mit den Gusslegierungen Schwingarme mit Details und ganze Türme in Sand gegossen.. Ohne je Probleme zu haben.
Gruß
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13.05.2020, 08:33 Uhr
 Bilko
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Hallo Matthes, um was für eine Legierung handelt es sich denn bei den Alufelgen. Kann man das sagen, oder ist das je nach Hersteller was anderes?
Ich hätte hier noch eine Siliciumhaltige Aluminiumlegierung rumliegen.
Gruß Christian
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13.05.2020, 08:40 Uhr
 Matthes

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Keine Ahnung, was die Felgenmenschen nehmen.. Ich dachte mir nur: Wenns schon mal vergossen wurde, muss es gießbar sein ;-)
Wir haben damals AlSi12 genommen. Haben wir extra als Gussbramme gekauft....
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13.05.2020, 08:44 Uhr
 Bilko
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Hi, ich probiere es mal, da Silicium-Legierungen wohl bevorzugt für Alugusswerkstoffe eingesetzt werden.
Gruß Christian
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13.05.2020, 08:47 Uhr
 Matthes

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Beitrag 1 mal editiert. Zuletzt editiert von Matthes am 13.05.2020 08:49. |
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