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      Workshop: Zink-Metall-Kette selber gießen
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Thema: Workshop: Zink-Metall-Kette selber gießen

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12.07.2007, 19:30 Uhr
Mortimer besucht im Moment nicht das Board.Mortimer eine private Nachricht schreibenMortimer


Hallo Freunde des Kettensports,


Viele hier werden es kennen, man grübelt und plant gedanklich am neuen Wunsch-Modell alles durch….





…nur der wichtigste Teil eines Kettenfahrzeugs - nämlich der erste Teil des Wortes – bereitet einem Kopfzerbrechen.
Was kann man tun, wenn es die gewünschte Kette nicht im Handel gibt?
Vielleicht eine vorhandene Kette abändern, dass sie eventuell grob passt… oder sie von einer Firma teuer gießen lassen… oder selber gießen… Selber gießen?

Ach selber gießen, das ist viel zu kompliziert und zu teuer und zu schwierig und...
Ist es nicht! Im Folgenden möchte ich einen kleinen Einblick geben, wie man auch mit einfachen Mitteln eine sehr robuste Zink-Metallkette selber herstellen kann.


Aber der Reihe nach.


Mein neues Wunschmodell ist ein Famo in 1/16, also musste als allerallererstes die Basis, der Grundstock, das Fundament her – die Kette, erst dann wird das Modell gebaut.


Folgendes wird benötigt:

- Eine Lötlampe (Bunsenbrenner/Lötbrenner…)
- Eine Keksdose
- Eine Bohrmaschine
- Eine Suppenkelle
- Silikon und Gießharz
- Zink (Kein Zinn!)
-„Bastelkram“ (Kinderknete, Aluplatten, Dremel, Schrauben…)






1. Schritt: Urmodell erstellen


Was will ich denn eigentlich gießen?
Als erstes braucht man also eine Vorlage eines Kettenglieds (bei mir von einem 1/35 Tamiya-Bausatz, falls möglich, kann man sich die Maße natürlich auch direkt von einem Original holen).
Dann misst man alles nach, rechnet es in den gewünschten Maßstab um (von 1/35 nach 1/16 z.B. einfach alles immer mit 2,1875 multiplizieren) und bastelt sich so ein Ur-Kettenglied zusammen (bei mir besteht es aus Alu, Polystyrol und Messing).





Das Urmodell sollte man ruhig ein wenig größer machen (etwa 3%), da das finale Gussteil beim Erkalten etwas schrumpft (Dank an Herbert für den Hinweis).


2. Schritt: Urmodell abformen und vervielfältigen


Ich möchte ja gerne die Kettenglieder in Metall gießen, und da ich natürlich nicht so oft gießen möchte (Motor aller Innovationen ist die Faulheit), kopiere ich einfach mein Urmodell zwölfmal (mehr Zink passt nicht in meine Suppengießkelle), so muss ich später für einen kompletten Kettensatz nur achtmal gießen.
Dazu stelle ich vom Urmodell eine Silikonform her (hier ist z.B. eine gute Anleitung) und gieße sie mit Resin aus (z.B. von http://www.weissmetall.de , wird in 10-20 Minuten hart).




An die Kunsstoffgießlinge habe ich kleine Messingrohre geklebt und dann etwas Schlauch drübergezogen, diese Kabelenden sollen später die Einfüllkanäle für das Metall werden.
Warum das Kabel nicht direkt ankleben?
Durch die Verschmälerung bei der Messingrohr-Methode hat man nachher im Metall eine schöne Sollbruchstelle und kann die Kettenglieder einfach mit der Hand abbrechen.


3. Schritt: Form für den Metallguss erstellen


Die 12 Resin-Kettenglieder samt Kabelenden müssen nun ihrerseits auch wieder in Silikon abgeformt werden. Benötigt wird dazu ein spezielles Silikon, das die hohe Hitze des flüssigen Metalls (ca 460 Grad) aushält. Ich verwende das WM 900 von Weissmetall.

Ebenfalls benötigt wird ein runder Behälter, da wir eine Zentrifuge bauen wollen.
Eine Zentrifuge?
Ja!

Ein kleiner Einschub: Beim normalen Hobby-Gießen (das Metall fließt einfach durch die Schwerkraft in die Form) treten viele Probleme auf:

- Das Metall fließt nicht richtig in die Form, bleibt im Gussast stecken (Zink fließt sowieso sehr schlecht)
- riesige Einfüllschächte für rel. wenige Gusstücke werden benötigt
- Man muss evtl. viele Entlüftungskanäle bohren oder schnitzen
- Ist das Metall zu heiß, verbrennt die Form, ist es zu kalt, werden kaum Details abgebildet
- „wellige“ Oberfläche der Gussteile

Die Lösung für diese ganzen Probleme Gießen mit einem höheren Druck - erzeugt durch die Fliehkraft einer Zentrifuge.

Diese Zentrifuge bastelt man sich aus einer solchen Keks-Blechdose (z.B. vom Lidl):





Vorteil der Dose: Sie ist schön rund.
Nachteil der Dose: Bei häufigem Gießen (und Keksgenießen) wird man es auch.

Hier eine Skizze, wie ich die Dose gießerfreundlich machen wollte:





Zunächst isst man die Kekse auf. Dann braucht man eine feste Bodenplatte, da das Blech der Dose sehr dünn ist. Ich verwende dazu einfach eine 3mm Aluplatte. Dann sind Schrauben nötig, die nachher Boden- und Deckelplatte wie einen Schraubstock zusammenziehen. Das Silikon in der Mitte neigt nämlich bei Hitzeeinwirkung dazu, sich zu verformen.
Ebenfalls benötigt man eine zentrale Schraube, die nach unten zeigt, hier wird die Dose nachher an einem Motor befestigt. Bei dieser Schraube penibel darauf achten, dass sie genau mittig ist, da sonst nachher die Dose eiert.

Hat man also die Bodenplatte nebst ein paar Schrauben befestigt, bedeckt man den Boden mit Kinderknete und presst dann die Kettenglieder samt Kabelenden halb rein.

Danach sollte man versuchen, die Knete so an den Kanten des Kettenglieds zu verteilen, dass die Gussnaht (die Naht, an der die beiden Silikonhälften sich berühren) nachher nicht so auffällig ist bzw. sich leicht entfernen lässt. Etwas doof erklärt, notfalls nachfragen.
In die Mitte, auf die offenen Ende der Kabeläste, macht man noch eine flache Halbkugel aus der Knete. Die Silikonform, die auf diesem Knetgebilde entsteht, ist nachher der Boden, also muss in der Mitte eine kleine Aushöhlung sein.

Der komplizierten Dinge nicht genug:
Das Silikon WM 900 ist so zäh, dagegen sind die Steaks meiner Freundin… lassen wir das lieber. Es ist also recht zäh, was natürlich gut ist (hohe Einreißfestigkeit, extreme Hinterschneidungen möglich) aber auch schlecht, es lässt sich kaum bis gar nicht durch Bohren, Fräsen usw. nachträglich bearbeiten.

Folglich müssen evtl. Entlüftungskanäle vorher miteingegossen werden.
Dazu kann man z.B. dünnen Federstahldraht (0,5 mm) verwenden.

Eine Skizze:




Die Luft kann durch den entstehenden Kanal entweichen, das Zink kann nicht durch.

Um herauszufinden wo man (und ob überhaupt) solche Kanäle benötigt werden, muss man gedanklich den Fluss des Metalls in die Gussform durchspielen. Da wo Luft eingeschlossen werden könnte, braucht sie halt einen Ausgang, sonst hat man nachher eine Beule im Gussstück.

Ist man nun mit der Positivform zufrieden, gießt man das hitzebeständige Silikon in die Dose. Ich habe die Hälfte der Dose genommen, also 250 Gramm / 220 ml.
Am nächsten Tag nimmt man dann die nun feste Silikonform raus. Dabei darauf achten, dass Kettenglieder und „Kabel-Gussäste“ im Silikon verbleiben (ansonsten merken, wo welches Glied dringesteckt hat [Freunde des Zweideutigen – Haltet still]).
Die Silikonform dann umdrehen, und wieder (nun verkehrtrum) in die leere Dose legen.
Dann gucken, ob alles Abzugießende im Silikon steckt.

Wichtig: Es muss nun ein nach oben hin schmaler werdender Turm aus Knete in der Mitte geformt werden (siehe Skizze oben). Nachher wird ja die Form schnell gedreht und man gießt oben heißes Zink rein. Würde man die Seitenwände gerade machen, würde das heiße Metall auch oben aus der Form laufen – was bei der schnellen Schleuderei sicher alles andere als harmlos wäre.
Dann den Rest vom WM 900-Silikon in die Dose gießen.

Wieder einen Tag warten – Fertig sind die beiden Formen.





Nach dem Entfernen der Innereien, also der Plastikglieder, Kabel, Draht und Knete stellt man sich nun noch einen Deckel aus Alublech her, der ein Einfüllloch in der Mitte und Löcher für die Schrauben besitzt. Die Schrauben nur handfest anziehen.
In den ursprünglichen Deckel der Keksdose sollte man auch ein großes Loch schneiden, dieser nach innen zeigende Rand ist ein (von mir dringend empfohlener) Schutz, falls man beim Gießen mal was daneben schüttet.




Die ganze Dose muss nun noch zum Rotieren gebracht werden. Ich verwende eine Bohrmaschine, in die die zentrale Schraube der Dose eingespannt wird. Vorteil der Bohrmaschine ist auch, dass man hier rel. leicht die Geschwindigkeit verstellen kann.


4. Schritt: Das Gießen


Grob ein bisschen Zink abschätzen und es in der Suppenkelle mit einem Lötbrenner zum schmelzen bringen.

Die richtige Gießtemperatur: Das WM 900 ist ziemlich empfindlich, wenn das Zink heißer als 480 Grad wird. Ich habe mal den Tipp gehört, nachdem alles in der Kelle geschmolzen ist, noch 10 Sekunden zu warten und dann zu gießen. Das ist m.E. noch zu heiß. Ich mache es genau umgekehrt.
Sobald fast alles geschmolzen ist, schalte ich den Brenner ab. Der Rest schmilzt in der Suppe auch so. Dann warte ich 40 – 60 Sekunden. Dabei schwenke ich leicht das Metall in der Kelle, sobald die Oberfläche beginnt dicker und träger zu werden (schwer zu beschreibende Erfahrungswerte), schalte ich die Keksdosenzentrifuge ein und gieße das Zink langsam in das mittlere Loch.
Dabei gilt: Lieber zehnmal zu kalt als einmal zu heiß gießen!



Dann die Bohrmaschine noch 30 Sekunden laufen lassen, und man kann das nun erstarrte Metall herausformen. Also Deckel abschrauben und obere Silikonhälfte abnehmen. Beim Lösen des Metalls Zangen verwenden, da es noch sehr heiß ist.









Mit einem Topflappen kann man nun einfach die Kettenglieder abbrechen, durch die Sollbruchstellen geht das sehr gut.





Ich habe bis jetzt ca. 25 mal gegossen und somit Ketten für zwei Famos zusammen, die Form ist immer noch gut, ich kann keinen Unterschied zwischen ersten und letzten Gießlingen erkennen.


5. Schritt: Entgraten/Versäubern/Zusammenbau


Dann noch die Glieder entgraten, Kettenbolzen aus Federstahldraht zurechtschneiden (oder einfach passende Nägel benutzen), Löcher in die Glieder bohren und alles Zusammenstecken.
Die äußeren Löcher habe ich etwas enger gelassen, so halten die Kettenbolzen sehr gut, und die Kette ist trotzdem sehr schön leichtgängig.





Flugs noch mit der Ebalta-Gießmasse ein paar Gummipolster erstellt…




…und man hat eine schwere, sehr robuste Metallkette.




Fehlt nur noch der Famo *grummel*

Fazit: Mit ein wenig Spaß am Modellbau und etwas Geduld kann man auch für kleines Geld eine schöne Metallkette selber herstellen. Das teuerste am Ganzen ist das Silikon (50 Euro), Dadurch, dass ich schon zwei Kettensätze (+ zig Ersatzkettenglieder) gegossen habe reduziert sich bei mir der Gesamtpreis (Zink, Gas, usw) pro Kettensatz auf etwa 35 Euro.



Noch ein wenig Sicherheits-Gefasel:
Liebe Kinder. Wenn es sich einrichten lässt, führt das Gießen bitte nicht in einer Schwarzpulver-Fabrik durch. Desweiteren empfehle ich Schutzbrille/-Kleidung. Sollte Euer Haus abbrennen, wird es natürlich von der Keksdosenfirma ersetzt (einfach Beschwerde hinschreiben).
Heißes, flüssiges Metall ist schon fies, und heißes, flüssiges Metall in einer Zentrifuge hat gute Chancen von der UNO als Fernkampfwaffe mit Streuwirkung geächtet zu werden.




Ich musste aber feststellen, dass ein paar Brandblasen doch pädagogisch wertvoller sind als jede Warnung.

Ich empfehle auch, ab und zu aus den Gussästen kleine Geschenke für die Dame seines Herzens zu erstellen.





Sie wird es furchtbar finden. Aber doch ist es - genau wie die Kette - mit Liebe gemacht.

Ich hoffe, der ein oder andere kann was mit den Tipps anfangen, würde mich über Ergänzungen, Verbesserungen, eigene Gießerfahrungen, Kritik und Kommentare freuen.

Gruß
Martin
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12.07.2007, 19:37 Uhr
Roverleo1 besucht im Moment nicht das Board.Roverleo1 eine private Nachricht schreibenRoverleo1


Mal wieder ein Super Bericht.
Sehr ausführlich.

Da wird es bestimmt den einen oder anderen geben der damit was anfangen kann.
Wirklich Genial. Von soetwas lebt ein Forum.

Besten Dank.
--
Viel Spaß Beim Bauen

Wünscht Dirk

Homepage
http://www.roverleo.de/
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12.07.2007, 19:48 Uhr
chrisch besucht im Moment nicht das Board.chrisch eine private Nachricht schreibenchrisch


Hallo Martin,

super Bericht, in jeder Hinsicht :bounce:

--
MfG Chrisch
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12.07.2007, 19:57 Uhr
tomiboy besucht im Moment nicht das Board.tomiboy eine private Nachricht schreibentomiboy


Hallo Mortimer,


auf so einen Baubericht haben hier bestimmt schon viele gewartet.
Damit dürfte wohl auch der blutigste Anfänger was anfangen können,
und die Geschicht mit der Keksdose und den Zeichnungen..Weltklasse.. ;)

Ich hoffe meine Frau sieht das auch so...wenn ich mir mal den ein oder anderen
Löffel aus der Küche borge.......


Viele Grüsse und noch viel Erfolg mit dem Famo...

Thomas.
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12.07.2007, 20:09 Uhr
RK besucht im Moment nicht das Board.RK eine private Nachricht schreibenRK
Mister 0900



Hallo Martin


DANKE für diesen Bericht :bounce:

Wenn ich ehrlich sein darf I) Habe mich nie an die sache heran getraut I)

Aber dur deinen Bericht ist die Hemmschwelle schon geringer geworden :p

Super ausführlich > Vertändlich (selbst für mich !!!!!!! )

grüße

robby
--
Seit 02.06.2001 - Kanal 51
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12.07.2007, 20:29 Uhr
kai besucht im Moment nicht das Board.kai eine private Nachricht schreibenkai


Hi Martin...Spitzenbericht !!!!!!!!!!!! besonders geil finde ich die Isolierung deines Suppenkellengriffs´ ;D Gruß Kai
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12.07.2007, 20:35 Uhr
sutti besucht im Moment nicht das Board.sutti eine private Nachricht schreibensutti


Hallo Martin

Ich kann mich nur den anderen anschliesen, ein Toller bericht der keine Fragen offen lässt und dazu auch noch witzig ist.


viele Grüsse Hans:dance1:
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12.07.2007, 21:07 Uhr
Robert besucht im Moment das Board.Robert eine private Nachricht schreibenRobert
BW-Meister

[Administrator]



Eehhhh Coooooool .... :bounce:

Geile Zeichnungen !!! :))

Toller Bericht .... und die Kette in 1/16 ist auch Spitzenklasse !


Was mich aber noch interessiert:
1.) Wie schnell hast du die Dose beim Gießen rotieren lassen ?
2.) Und wie hat sich die Dose wärend des Rotierens verhalten (Unwucht) ?


Gruß Robert
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12.07.2007, 21:39 Uhr
Herbie1 besucht im Moment nicht das Board.Herbie1 eine private Nachricht schreibenHerbie1
Hallo Martin

Gratulation zu diesem Erfolg. Darauf habe ich gewartet und auch nie gezweifelt daß Du mit Deiner unkonventionellen Art einen Weg finden wirst. Das ist die Motivation welche ich brauchte um mit meinen Projekten weiterzumachen.

Auch ich hätte noch ein paar Fragen die sicher viele interessieren.

Hattest Du mit der Kinderknete kein Problem mit dem hygroskopschen Verhalten vom WM 900. Was war das für ein Material.

Woher hattest Du das Zamak,? Es hat ja nur 3oder4 % Alu. Das von mir verwendete Zink hatte einen viel höheren Anteil.

Hast Du irgendwas unternommen, um die Millionen feiner Luftblasen zu vermeiden?( Absaugen)

Die Frage nach der Drehzahl wurde ja schon gestellt, mir scheint sie auch sehr wichtig.

Vielleicht hast Du noch ein Foto von der gesamten Einrichtung, Du wirst ja die Bohrmaschine mit der Zentrifuge nicht frei in der Hand halten.

Nochmal Gratulation und Dank für den tollen Bericht.

Schöne Grüsse

Herbert
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13.07.2007, 02:20 Uhr
kampfgnom besucht im Moment nicht das Board.kampfgnom eine private Nachricht schreibenkampfgnom


Hi,
muss sagen, das ist mal wieder ein echt gelungener Bericht :)
Besonders deine Zeichnungen und den Schreibstil mag ich :)

Damit machst du mir (ich geh ja noch als Kind durch ;) ) auch mal Mut in Mutterküche zu experimentieren :)
Die wird sich freuen, wird das herrlich ;) die hat ja schon zu viel bekommen als ich Poly gebacken habe, damit ich es biegen kann :D


Aber sag mal was ist das für ne tolle Gummimasse?

MFG kevin
--
Meine neue Homepage

http://www.kevin.de.md
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13.07.2007, 12:48 Uhr
Mortimer besucht im Moment nicht das Board.Mortimer eine private Nachricht schreibenMortimer


Hallo zusammen, Danke für Eure positive Rückmeldungen!



Zu Euren Fragen/Anmerkungen (hier und im Panzerketten-Forum):

Genauigkeit des Urmodels:

Damit die Kette nicht krumm wird, sollte man beim Urmodell schon sehr genau arbeiten, wichtige Punkte sind hier vor allem die Teilung (also der Abstand) der Bohrlöcher und die Parallelität derselben.

Dazu habe ich die hinteren Messingröhrchen des Urmodells noch nicht festgeklebt, sondern langen Federstahdraht durch die Löcher geschoben und alles erst fixiert, als die beiden Drahtstücke den vorgeschriebenen Abstand hatten und genau parallel waren (Drahtlänge: 1 Meter - je länger, desto genauer).

Eine Skizze:




In den abgegossenen Resin- und Zinkgliedern sind die Bohrungen natürlich nicht mehr durchgehend, dennoch reichen die Vertiefungen zum schnellen Ansetzen und Bohren (Bohrer ab und zu in Schneidöl tauchen).


Die Drehgeschwindigkeit:

Die Drehzahl ist ein wichtiger Punkt, den ich vergessen habe.
In der wikipedia findet man unter "Schleuderguss" eine Formel, mit der man eine Mindestdrehzahl berechnen kann.
Das habe ich auch gemacht, bin aber unfähig, an meiner Bohrmaschine die Drehzahl irgendwie zu messen. Folglich musste ich experimentieren.
Beim allerersten Gießversuch habe ich die Drehgeschwindigkeit recht schnell gewählt – so, wie man etwa in Holz bohren würde (ca. mittlere Geschwindigkeit bei der Bohrmaschine).
Dieser allererste Gießversuch ist aber nichts geworden, die Kettenglieder waren nur halb mit Zink gefüllt (außen), die Gießkanäle waren aber wieder voll mit Zink.
Ich konnte mir das nur dadurch erklären, dass der Zinkstrom abgerissen ist (man legt sich ja solche Erklärungen immer vor sich selber irgendwie zurecht).
Ich habe also die Bohrmaschine auf die langsamste Geschwindigkeit gestellt und siehe da, das Ergebnis war perfekt, wirklich alle Kettenglieder waren 100%ig und sauber gefüllt.

Was dem Fahranfänger hilft, kann auch beim Gießen nicht schaden: Bevor man mit zu hohen Geschwindigkeiten experimentiert, lieber erstmal im niedrigen Drehzahlbereich bleiben.


Die Kettengummis:

Das ist eine gummiähnliche Gießmasse von http://www.ebalta.de, die Bezeichnung ist GM - 951. Das ist eine weichere Mischung (50 Shore), für Kettenpolster ist evtl. ein härteres Gummi sinnvoller (meine Polster sind noch nicht festgeklebt, nur kurz aufgesteckt)

Zum Problem der Luftblasenbildung beim Silikon WM-900:

Zunächst zum Anmischen: Das ist nach meiner Erfahrung unproblematisch, die Mischung beträgt 1:1 (sowohl Gewichts- als auch Volumenmäßig; gleiche Dichte der Komponenten), man sollte es z.B. mit einem großen Löffel verrühren, also etwas, was viel umwälzt, aber nicht großartig Luft unterrührt.

Extra entlüftet habe ich das Silikon nicht.
Es bilden sich zwar sehr viele Luftblasen, diese steigen aber nach meiner Beobachtung an die Oberfläche.
Bei der Silikonformerstellung pinsel ich aber grundsätzlich zuerst die abzuformenden Gegenstände dünn mit dem Silikon ein, um Luftblaseneinschlüsse zu vermeiden. Man kann das ruhig gründlich machen, das Silikon bleibt mindestens 15 Minuten gut flüssig. Nach dem Einpinseln dann das Restsilikon rübergießen.
Den Pinsel danach einfach mit Verdünner reinigen.
Noch ein Nachsatz: Beim Herstellen der zweiten Silikonhälfte die erste mit Trennspray/Fett/Wachs einsprühen, sonst backen beide Hälften unlösbar aneinander.

Hier noch ein Bild der Oberfläche der Silikonform:




Man sieht hier ein paar Luftblasen, in der Form selber ist aber glücklicherweise keine einzige.

Auch zu sehen sind noch dünne Kanäle, die ich mit einer Rasierklinge in das Silikon geritzt habe. Diese leiten die Luft der kleinen Luftkanäle (die durch den 0,5mm-Draht erstellt wurden) nach außen, da ja noch der Aludeckel draufkommt und die Löcher sonst verschließen würde.
Nach etwa fünfmal gießen sollte man übrigens die Entlüftungsröhrchen mit einem dünnen Draht säubern, da doch hin und wieder Zink drin stecken bleibt.


Zur Befestigung der Keksdose an der Bohrmaschine:

Wie schon beschrieben, befindet sich unten an der Dose eine Schraube in der Mitte:




Diese wird dann in eine Bohrmaschine eingespannt.




Ich benutze dazu einen Billig-Schraubstock vom Obi (10 Euro?), an den man statt der Zwingen auch einen Bohrmaschinenhalter schrauben kann.


Zur Unwucht:

Das war eine meiner größten Sorgen, durch das Silikon und die Aluplatte ist das ganze schon recht schwer. Aber auch ein 20-Minuten-Dauertest konnte zumindest meine Konstruktion nicht zum Abheben bringen. Klar vibriert es ganz ordentlich, aber ich habe den Eindruck, dass es sich durch die Drehbewegung selber stabilisiert (möglicherweise eine physikalisch unhaltbare Einschätzung ;) )
Und wie schon geschrieben – die Schraube sorgfältig mittig platzieren.
Man kann auch einfach die Dose auf der Schraube gerade auf den Tisch stellen. Kippt sie nach rechts, kann man an einer linken Schraube ein paar Unterlegscheiben mehr anbringen, vielleicht hilft das.

Wo bekommt man Zink her?

Am billigsten ist es natürlich vom Schrottplatz, also Vergaser oder Deckel und Manometer von Öltanks (müssen ja funkenfrei sein) und so was.
Ich bin einfach zu einer Zinkdruckgussfabrik gefahren und habe dort einen Mitarbeiter mit einem Herz für Modellbauer gefunden. Zur Not kann man auch bei der Grillo-Gruppe anrufen und nach so einer Fabrik oder Fabriken für Druckgussmaschinen in seiner Umgebung fragen.
Kilopreis ist glaube ich momentan 5-6 Euro.

Ich freu mich, wenn ich weiterhelfen konnte. Mein Kekskästchen steht offen, fragt mir Löcher in den Bauch und haltet mich über Eure Versuche auf dem Laufenden.

Freundlicher Gruß
Martin
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13.07.2007, 14:19 Uhr
halbkette besucht im Moment nicht das Board.halbkette eine private Nachricht schreibenhalbkette


Hallo Martin,

ich bin eben erst auf deinen Bericht gestoßen und habe ihn mit großem Interesse gelesen. Ich gehöre zu denen, die auch schon seit einiger Zeit an einem Famo brüten und denen das Selbergießen der Kettenglieder bisher nicht so einfach erschien.
Von der Meinung bin ich jetzt abgekommen - Danke für deinen tadellosen und vorbildlich dargestellten Bericht. Darauf habe wir gewartet.

Ein Lob verdient auch deine pragmatische Art, gießtechnische Probleme erfolgreich anzugehen und auf nachvollziehbare Weise umzusetzen.

Deine Kette kann sich sehen lassen, auch, wenn ich jetzt auf Anhieb jemanden nennen könnte, der mit dem erreichten Detaillierungsgrad nicht zufrieden wäre. Aber das ist eigentlich ein anderes Thema und Ansichtssache - mir persönlich würde das Ergebnis für den Maßstab 1:16 ausreichen. Aber ich ziehe 1:10 vor und da sieht es dann schon ein wenig anders aus.

Trotzdem ist dein Bericht ein "Eisbrecher für Unentschlossene" und damit besonders wertvoll.

Nochmal: Bravo !

Übrigens hast du mit der Erklärung für die geringe Unwucht nicht daneben gelegen. In der Physik wissen wir:
Eine drehende unhomogene Masse sucht sich automatisch einen eigenen Mittelpunkt.
Wenn das System es zuläßt, dreht sich alles um einen neuen Mittelpunkt, der dem eigentlichen Schwerpunkt entspricht. Das reduziert natürlich in der Praxis die Schwingungen, so, wie du es beobachtet hast.


Ich bin sicher, dass dein Famo ebenso gut gelingt wie deine Kette. Viel Erfolg dabei.



P.S.:

Eine Frage drängt sich mir aber doch noch nachträglich auf:

Wie konntest du sicherstellen, dass die obere und untere Formhälfte immer genau übereinander stehen, damit das Gußteil keine Verschiebungen erleidet ?? Habe ich da was überlesen?

--
Gruß Hartmut

" Ein Modell ist mehr als nur die Summe seiner Teile "
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13.07.2007, 18:44 Uhr
panzerpabst besucht im Moment nicht das Board.panzerpabst eine private Nachricht schreibenpanzerpabst


Hallo Martin,

da hast du ja einen sauberen Bericht abgeliefert - einfach Klasse. Deine Kette ist die beste für den Famo die ich bisher gesehen habe. Ich arbeite zwar gerade daran das zu topen :rolleyes: aber wenn ich damit eine Bauchlandung hinlegen werde ich mich mit Sicherheit an deiner Variante versuchen - wenn ich nicht ohnehin einige Details abgucke :)

Wie ist denn sonst der Stand deines Famo-Projektes? Mein "Baubericht" ist dir ja sicher schon über den Weg gelaufen - da weißt du ja in etwas was bei mir gereade in Arbeit ist. Vielleicht können wir uns austauschen.


--
Grüße aus Leipzig
Matthias

www.boorad.de
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13.07.2007, 22:46 Uhr
 Account deaktiviert. Gieli
Hallo,

herrlich geschrieben und die Illustrationen dazu. Ist für mich wie Dejavue. :))

Weiter so!


--
Gruß Stefan
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14.07.2007, 00:28 Uhr
Matthes besucht im Moment nicht das Board.Matthes eine private Nachricht schreibenMatthes


Abend zusammen,

Ich habe den Bericht gerade gelesen. Sehr gut! Diese Technik eröffnet neue Wege im Modellbau. Nie hätte ich gedacht, dass es mit verhältnissmäßig geringen Aufwand möglich ist, Metall zu gießen.

Eine Frage hätte ich zum Thema Zink dann noch: Wie gut lässt sich dieser Werkstoff anschließend noch spanend bearbeiten? Ist Planfräsen und Gewindeschneiden gut machbar?


Grüße!

Matthes
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