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      Geschichten um den M 48; das Original in der BW
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Thema: Geschichten um den M 48; das Original in der BW

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28.01.2023, 11:17 Uhr
Oldchap besucht im Moment nicht das Board.Oldchap eine private Nachricht schreibenOldchap


Hallo zusammen,

von einem Beitrag zum M 48 (Modell) in einem anderen Forum inspiriert, habe ich dort angefangen, ein paar Stories aus meiner Wehrdienstzeit zu berichten, die nun über 55 Jahre zurückliegt. Damals herrschte zum einen die Zeit des kalten Krieges, zum anderen war die Stellung der Bevölkerung zu allem Militärischen ganz anders als heute, und die Bundeswehr konnte materialmäßig im Überfluß leben.

Ich war als W18-er (Wehrpflichtiger mit 18 Monaten Dienstzeit) Panzerfahrer auf M 47 (nur zur Fahrschule) und M 48, wo ich es auf ca. 2.500 Panzerkilometer brachte. Das ist ein Wert, den auch ein Berufs-Panzerfahrer in der BW heute wohl kaum noch erreichen dürfte. Daran ist schon erkennbar, dass die Umstände damals ganz anders waren als heute, auch wenn ich als \\\"Einfahrer\\\" von neuen Panzern einen gewissen Sonderstatus hatte.

Geblieben sind mir ein paar heimlich geschossene Bilder (das Fotografieren der Panzer und auch den Gegebenheiten in der Kaserne war streng verboten) und einige Erinnerungen, von denen ich hier welche wiedergeben möchte, wenn das von allgemeinem Interesse ist. Ein paar dieser Geschichten sind aus heutiger Sicht kaum noch glaubhaft, weil man sich das heute wohl gar nicht mehr vorstellen kann; dennoch sind sie so passiert. Die einen oder anderen Details dazu sind mir inzwischen bestimmt entfallen; aber das wird wohl nicht so wichtig sein.
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Viele Grüße

Gerhard

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Bigtanks-Köti 1:6, Hermann-Porsche-Köti 1:6, Bigtanks-Jati 1:6, Armortek-Japa 1:6, Spearhead Pz. IV 1:6
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28.01.2023, 13:51 Uhr
Radfahrer besucht im Moment nicht das Board.Radfahrer eine private Nachricht schreibenRadfahrer


Hallo Gerhard,

wunderbar, her mit den Geschichten.
Jede Epoche hat ihre Zeitzeugen, die naturgemäß mit der Zeit versterben. Wird deren Wissen nicht weiter gegeben, verlieren die nachfolgenden Generationen diesen Erfahrungsschatz. Wir haben z.B. tonnenweise Informationen über den letzten echten großen Krieg in Europa verloren, weil unsere Großväter/Mütter verschieden sind. Haben sie ihre Geschichten nicht weiter erzählt, in Büchern und Kladden archiviert, sind sie weg. Das Internet bietet heut zu Tage die Möglichkeit, solche Lebenserfahrungen nicht nur quasi unendlich zu konservieren und zu replizieren. Darauf sollte man nicht verzichten.

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Isch ´abe ga´ keine Fahrrad!

Olaf (der Radfahrer)
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28.01.2023, 15:00 Uhr
Ulmmer besucht im Moment nicht das Board.Ulmmer eine private Nachricht schreibenUlmmer
Hallo Gerhard,

ja Mensch, mach doch!. Wirklich interessant, was da noch gelaufen ist. Ich selber war z.B. war nunmehr 38 Jahren, Anfang 1985, auf dem Truppenübungsplatz in Hohenfels. Damals bei 20 Grad Minus draussen unterwegs. Einige Kameraden mit Erfrierungen. Dort habe ich damals auch die für mich noch neuen Leopard 2 gesehen, wir selber waren noch mit dem 1er Leo ausgerüstet. Wahnsinn. Heute wären Übungen unter solchen Bedingngen sicherlich verboten. Also was ich sagen will, immer her mit den Geschichten von früher!

Schönen Gruss
Hans-Peter
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29.01.2023, 11:53 Uhr
Oldchap besucht im Moment nicht das Board.Oldchap eine private Nachricht schreibenOldchap


Hallo zusammen,

als dann fange ich mal an:

Wie man sich denken kann, ist das ein paar Jahre her; vor allem, wenn ich auch noch dazu sage, daß ich meine Panzerfahrschule noch auf dem M 47 begonnen habe. Das war in den Jahren von 1967 bis 1969, also vor mehr als einem halben Jahrhundert. Das Verhältnis der Regierung und der Bevölkerung zur BW war ganz anders als heute, und die Truppe konte sich wahrlich nicht über mangelnde Unterstützung an Sprit, Munition und vor allem Bereitschaft beklagen, diese Vorräte auch einzusetzen bzw. deren Einsatz freizugeben.

In den 60-ern gab es natürlich noch die Wehrpflicht, und sie betrug 18 Monate. Man sprach deshalb von W18-ern. Zur Wehrpflicht gehörte neben der Tauglichkeitsbefragung die Musterung, um auch die körperliche Tauglichkeit des Delinquenten festzustellen. Wer konnte, besorgte sich ein Attest, um entweder ganz um die Sache rumzukommen oder um wenigstens potentiell ungeliebte Einsatzmöglichkeiten zu vermeiden. Die Stimmung in den Musterungsräumen war gedrückt bis gereizt, denn wer tatsächlich "zum Bund" wollte, hatte längst die Alternative gewählt, sich für 2 Jahre oder mehr freiwillig zu melden und damit eine weitaus bessere Bezahlung zu kassieren, und das bei freier Wahl des Truppenteils, soweit er dafür tauglich war. Dafür weitere 6 Monate dranzugeben war für viele Betroffenen ein akzeptabler Weg, und man wurde lieber zur "Z-Sau".

In Erinnerung geblieben ist mir bei der Musterung ein Kollege, der einen großen Schuhkarton mit der Aufschrift "Atteste" unter dem Arm mitbrachte. Der Mensch am Empfang bekam bei diesem Anblick einen Lachkrampf, was der Situation eher nicht angemessen war, und tauchte deshalb hinter seinem Tapeziertisch unter, um sich aus der Schußlinie zu bringen. An mehr erinnere ich mich dazu nicht. Ich selbst wurde mit meinen Plattfüßen für alle Mögliche für untauglich befunden und war gespannt, wie das ausgehen wurde.

Einberufen wurde ich dann nach dem Abitur zu den Panzern, und zwar direkt in eine Kampfkompanie. Das war ungewöhnlich, denn üblich war es, für die 3-monatige sog. Grundausbildung in einer Ausbildungskompanie zu landen. Sowas gab es in unserer Kaserne auch, und wir merkten recht schnell, daß wir mit der Kampfkompanie das bessere Los gezogen hatten, denn verglichen mit uns erschien die Ausbildungskompanie eher wie ein Drillcamp. Panzer bekamen wir in der Grundausbildung nicht zu Gesicht, außer daß einige, mit Planen abgedeckt, im Kasernengelände rumstanden. In der Grundausbildungszeit gab es auch einige lustige Vorkommnisse, aber hier soll es ja um Panzer gehen, und ein Buch will ich auch nicht gleich schreiben.

Nach der Grundausbildung wurden wir vom "Panzerschützen" zum Gefreiten ernannt und es kam die sog. Spezialausbildung, die auf den späteren Einsatzzweck des Rekruten zugeschnitten war. Außerdem wurde nochmals abgefragt, wer von den Abiturienten sich womöglich doch noch für wenigstens 2 Jahre verpflichten wollte, um den ROA (Reserveoffiziersanwärter) zu machen. Diese Kameraden wurden später zu den Unteroffiziers- und Offizierslehrgängen abgezweigt und wurden ansonsten erst mal Kommandant. Der Rest wurde Fahrer, Richtschütze oder Ladeschütze. Den "offiziersausbildungsunwilligen" Abiturienten wurde speziell die Fahrausbildung angeboten, was ich gerne annahm, denn da war der LKW-Führerschein mit dabei. Also ging es zunächst auf den damals sattsam bekannten Fünftonner MAN mit seiner Stockschaltung (eine 6 Gang-H-Schaltung, die senkrecht statt waagrecht funktionierte und etwas gewöhnungsbedürftig war). Für Nicht-LKW-Fahrer: die 5 Tonnen bezogen sich auf die Nutzlast; es war also ein richtiger LKW mit 13,5 t Gesamtgewicht. Dieser Militärführerschein der Klasse C war von der Bezeichnung her seiner Zeit weit voraus; zivil war das damals ja der "Zweier", aber ohne Anhängerzulassung. Auch da gab es lustige Ereignisse, die ich hier unter den Tisch fallen lasse, und irgendwann hatten wir unsere 6 (!) Prüfungen bestanden und den C-Schein in der Tasche.

Jetzt endlich ging es zu den Panzern. Vergleichsweise ahnungslos standen wir vor den 2 Fahrschul - M 47. Der M 47 hatte 5 Mann Besatzung; genau wie Tiger, Panther usw.; u.a. den Funkerplatz mit Bug-MG rechts in der Wanne. Dort waren bei den Fahrschulpanzern Doppelpedale installiert. Das war auch schon die einzige Änderung; ansonsten waren das voll kampftaugliche Einsatzfahrzeuge. Leider habe ich von damals kein passendes Bild, also nehme ich hier eins, das ich im Wehrtechnikmuseum Röthenbach geschossen habe. Man erkennt u.a. Fahrer- und Funkerluke. Warum der MG-Auslaß hier verschweißt ist, weiß ich nicht.




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Viele Grüße

Gerhard

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29.01.2023, 12:57 Uhr
kiro1948 besucht im Moment nicht das Board.kiro1948 eine private Nachricht schreibenkiro1948
bin gespannt auf weitere episoden deiner bw zeit

gruß dieter
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30.01.2023, 10:52 Uhr
Oldchap besucht im Moment nicht das Board.Oldchap eine private Nachricht schreibenOldchap


Unser Fahrlehrer zeigte und erklärte uns in kleinen Grüppchen den Fahrerplatz samt Bedienung, guckte mich hinterher abschätzend an und sagte "DU fährst als Erster".

Ich nahm auf dem Fahrersitz Platz und wartete darauf, daß der Fahrlehrer auf dem Funkersitz Platz nehmen würde, wegen der Doppelpedale. Das tat er aber nicht, sondern stieg in den Turm. Ein weiterer Neuling mußte auf den Funkersitz. Der Lehrer und ich waren zwar über die Hör- / Sprechgeschirre (Eigenverständigung, kurz Ei-V) akustisch verbunden, aber direkt ins Geschehen eingreifen konnte der Lehrer von da oben natürlich nicht. Das kam mir reichlich seltsam vor, denn nun ging die Fahrt direkt aus der Kaserne heraus und nach 50 Metern "Zubringer" direkt auf eine viel befahrene Bundesstraße! Mir stand sozusagen der Fußschweiß auf der Stirn, denn die Abmessungen des Panzerchens und erst recht das Lenkverhalten (über einen kleinen Steuerknüppel rechts von mir, der auch als Ganghebel diente) waren uns natürlich völlig ungewohnt.

Nach einem knappen Kilometer war der gröbste Spuk vorbei, denn da begann die Panzerstraße zum nahegelegenene Standort-Übungsplatz. Die war zwar relativ eng, aber ohne Verkehr. Nach 2 weiteren Kilometern war der eigentliche Übungsplatz erreicht; tief verschneit wie die ganze übrige Gegend auch. Damit war meine Fahrt zu Ende. Ich wechselte in den Turm, der "Funker" wurde Fahrer und ein Kamerad aus dem Turm kletterte auf den Funkerplatz. Schon ging die Fahrt weiter, und ich konnte sie aus der Ladeschützenluke heraus genießen. Der Panzer fuhr einen Hügel hinab auf eine (verdächtig) ebene Schneefläche zu, der Kommandant (Fahrlehrer) schrie "laaangsam" und schon krachte es. Der Panzer war durch die Eisdecke einer sehr ordentlichen, wassergefüllten Kuhle gefahren und die Schollen schoben sich über die Wannenvorderseite auf die Köpfe von Fahrer und Funker zu. Das war lebensgefährlich! Schon waren die Scheinwerfer abgerissen und die Welle aus Wasser und Eisbrocken erreichte die Luken. Einer von den beiden Kameraden hatte offenbar gerade noch die Bremse erwischt, aber die Jungs bekamen einen heftigen Schwall eiskalten Wassers ab, bevor der Panzer rückwärts aus der Gefahrenzone bugsiert wurde. Jetzt war (nicht nur) mir schlagartig klar, warum der Herr Oberfeld als Fahrlehrer lieber im Turm als in der Wanne saß, denn so tief waren die Kuhlen nicht, daß das Wasser bis zum Turm gereicht hätte. Die beiden Wassermänner konnten gar nicht so schnell zittern, wie sie froren. Sie wurden jetzt nicht etwa schnell heimgeschafft, sondern durften zum Trocknen auf den Abdeckplatten des Motors Platz nehmen. Der war luftgekühlt (!) und die Lüfter pusteten jede Menge heiße Luft nach oben. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie so ein nicht ganz ungefährlicher Vorfall heute behandelt werden würde!

Im Laufe der weiteren Fahrschule brannte einer unserer M 47 vollständig aus. Ich erfuhr die Ursache nicht, aber man munkelte von einem heißgelaufenen Laufrollenlager. Die Kameraden sagten, die Stichflamme sei mindesten 120 m hoch gewesen, als der erste (Benzin-) Tank explodierte. Die Besatzung war zu dieser Zeit zum Glück längst ausgebootet.

Mir selbst passierte auch ein Mißgeschick bei einer Heimfahrt vom Übungsplatz. Noch auf der Panzerstraße riß mir bei voller Fahrt eine Kette. Immerhin verkniff ich mir trotz des Schrecks das Bremsen, wodurch der Panzer fast geradeaus weiterrollen konnte. Er legte 4 Straßenbäume um und kam dann zum Stillstand. Die abgelaufene Kette mit ihren rund 3 Tonnen Gewicht hatte einen weiteren Baum beschädigt. Funk hatten wir in den Fahrschulpanzern nicht, und Handies waren längst noch nicht erfunden. Zum Glück verlief die Bundesstraße parallel zur Panzerstraße, und wir konnten per Anhalter aus der Kaserne Hilfe holen. Ich fuhr den Panzer auf einer Kette ein gutes Stück zurück, was auf der Straße kein Problem war, wenn man davon absieht, daß ich nicht lenken konnte. Die Kette wurde mit Seilen über das Treibrad herangeholt, wodurch sie gleich fast richtig zu liegen kam, um drauffahren zu können. Der Feinschliff wurde mit den mitgeführten großen Brechstangen erledigt. Mit den Kettenspannern konnte sie nach Austausch des defekten Glieds wieder geschlossen werden.
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Viele Grüße

Gerhard

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30.01.2023, 11:46 Uhr
jpdomein besucht im Moment nicht das Board.jpdomein eine private Nachricht schreibenjpdomein


Tag Gerhard,

diese geschichte bringt einen zurück in die Zeit.

Erinnerungen kommen wieder auf. Herrlich.

Die Gute Alte Zeit. :D

Gruß,
Jan
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31.01.2023, 07:13 Uhr
Lodla besucht im Moment nicht das Board.Lodla eine private Nachricht schreibenLodla


Hallo Gerhard,

sehr interessant! Bin auf weitere Erzählungen gespannt! :-)

Gruß
Richard
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Panzer IV FOA 1:6 RC; Armortek Panzer III; Armortek Stug III; Dragon Kübelwagen + Schwimmwagen + Kettenkrad 1:6 RC; Armor Hobbies SdKfz 250 1:6 RC; Opel Maultier selbst gebaut 1:6 RC
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31.01.2023, 14:00 Uhr
hk-wotan besucht im Moment nicht das Board.hk-wotan eine private Nachricht schreibenhk-wotan

Hallo Gerhard,

da habe ich dich wohl in der Gesamtkilometerleistung ein kleines Stück überholt.
In 13,5 Bw Jahren habe ich ca 20000 Km auf Kette abgerissen.
War ne tolle Zeit.

Grüße

Heinrich
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31.01.2023, 23:14 Uhr
Oldchap besucht im Moment nicht das Board.Oldchap eine private Nachricht schreibenOldchap


Hallo Heinrich,

wow, das hätte ich nicht gedacht! Wo hattet ihr den Sprit her? :D Die BW-Leute, die ich später gesprochen habe, haben mir alle berichtet, dass es in den späteren Jahren aus Spargründen kaum noch Fahreinsätze gab.
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Viele Grüße

Gerhard

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31.01.2023, 23:24 Uhr
Oldchap besucht im Moment nicht das Board.Oldchap eine private Nachricht schreibenOldchap




So, heute komme ich zum letzten Abschnitt meiner Zeit mit dem M 47.

Die Fahrschule war längst vorbei, und wir waren schon fast ein Jahr im M 48 unterwegs. Im nächsten Winter durfte ich den einzig verbliebenen M 47 zur Bahnverladung fahren. Das Wetter war mies; Schneeregen bei wenigen Plusgraden. Der M 47 hatte einen Vergaser-Benzinmotor, und da trat bei diesen Wetterbedingungen ein Phänomen auf, das bei den PKWs dieser Zeit gerade per Vergaser-Heizung überwunden war: die Vergaser-Vereisung. Sowas kennt heute vermutlich kein Mensch mehr, schon weil es keine Vergaser im PKW mehr gibt. Durch die Vergasung des Benzins ist der Vergaser immer ein paar Grad kälter als die Umgebung, und die Feuchtigkeit der Luft gefriert bei passenden Temperaturen und verstopft die feinen Kanäle der Düsen. Ergebnis: der Motor stottert oder setzt ganz aus. Weil der Vergaser aber auch eine gewisse Menge an Motorwärme abbekommt, taut das Eis dann relativ schnell weg und der Motor springt wieder an oder läuft in weniger schweren Fällen sogar weiter, aber eben mit gewaltigen Fehlzündungen und Rucklern. Besonders häufig laufen Doppelvergaser-Motoren wie beim M 47 stotternd weiter, wenn abwechselnd einer der Vergaser gerade stärker betroffen ist als der andere.

So fuhr ich das Teil mit gewaltigem Stottern und Auspuff-Knallen bis zum nahen Bahnhof, wo mich ein fremder StUffz auf den Transportwagen einweisen wollte, der von einer Rampe aus schräg befahren und auf dem Wagen gerade gedreht werden musste. Das war schon unter normalen Bedingungen ein kitzlige Angelegenheit, weil der Panzer breiter war als der Wagen und die Bahn darauf bestand, daß er wegen der Gewichtsverteilung genau mittig auf dem Transporter stehen musste. Wegen der Ruckelei war das praktisch unmöglich, so sehr ich mich auch bemühte. Dem StUffz platzte der Kragen; er befahl mich mit rüden Kommentaren aus dem Panzer und stieg selbst auf den Fahrersitz. Dann kam, was kommen musste: der Panzer machte einen Satz, rollte schräg über den Wagen weg und kippte zur anderen Seite runter. Dabei kippte auch der Transportwagen mit und sprang aus den Schienen; ein Riesen-Theater mit Untersuchung durch Feldjäger und DB-Spezialisten. Zu allem Überfluß stellte sich dabei heraus, daß der StUffz noch nicht einmal einen F3-Schein hatte, den Führerschein für den Panzer.

So sah ich meinen Fahrschul - M 47 zum letzten mal. Er endete unrühmlich als Panzerziel auf dem Truppenübungsplatz.

Ab jetzt geht es um den M 48.
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Viele Grüße

Gerhard

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31.01.2023, 23:46 Uhr
rennkiste besucht im Moment nicht das Board.rennkiste eine private Nachricht schreibenrennkiste
Deine Erzählungen lesen sich wie "Der Landser"! Wenn du kannst, erzähle mehr, aus deinem BW-Leben!

"Obwohl ich das Hydro Getriebe für die besonderen Modellbauer, sehr vermisse! Nee Spass!"

Ich war in meiner BW-Zeit bei der Luftwaffe. Ich habe mit dafür gesorgt, die Pershing einzutüten, sprich zu entsorgen. Wurde wohl gegen die Patriot verbessert! Bin mir da aber nicht ganz sicher! War nicht so spannend, wie deine Erzählungen!

Also gerne mehr!!!!

Gruß Reimund
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Leopard 2A4 von Bauplanmaster im Bau
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01.02.2023, 09:05 Uhr
Lodla besucht im Moment nicht das Board.Lodla eine private Nachricht schreibenLodla


jap, lässt sich super gut lesen!

Bitte mehr davon! :-)
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Panzer IV FOA 1:6 RC; Armortek Panzer III; Armortek Stug III; Dragon Kübelwagen + Schwimmwagen + Kettenkrad 1:6 RC; Armor Hobbies SdKfz 250 1:6 RC; Opel Maultier selbst gebaut 1:6 RC
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01.02.2023, 10:11 Uhr
Oldchap besucht im Moment nicht das Board.Oldchap eine private Nachricht schreibenOldchap


Hallo Kollegen,

danke für die Blumen! :D Allerdings liegen meine Berichte schon ein wenig später als der Landser, rein zeitlich gesehen.... :D :D :D

Ja, ich werde diese "Serie" noch einige Zeit fortsetzen können, auch wenn es dann streng genommen nicht immer nur den M 48 selbst, sondern auch die anderen Ereignisse meiner Dienstzeit betrifft. Eure Kommentare oder gar Bilder aus der Zeit der späten 60-er sind mir natürlich willkommen.

Es geht hier gleich weiter:


Unsere M 48 standen bei uns schon lange vollzählig auf dem Panzerparkplatz herum, als wir endlich da rankamen. Vollzählig, das heißt 17 Fahrzeuge je Kompanie, nämlich der Chefwagen, der Begleitwagen (eigentlich für den KpFw), 3 Zugführer-Fahrzeuge plus je Zug 2 Gruppen mit je 2 Fahrzeugen. Das Kennenlernen erfolgte im Rahmen des technischen Dienstes. Wir waren wie gesagt eine Kampfkompanie, was bedeutete, dass es nur 7 Mann Stammpersonal gab; der Rest waren wehrpflichtige Rekruten. Hauptberufliche Ausbilder gab es gar nicht, wenn man von den kompaniefremden "ausgeborgten" Fahrlehrern mal absieht. Es gab auch weder eigene Fahrstunden noch gar eine spezielle Prüfung für den M 48, denn so unterschiedlich war die fahrerische Bedienung nun auch nicht, wenn man davon absah, daß es im M 48 immerhin ein ovales Lenkrad anstelle des Steuerknüppels gab. Zubehör wie Blinker oder Rückspiegel suchte man auch vergeblich.

Hier kann ich gleich mal anmerken, dass auch unser Stammpersonal den M 48 noch kaum kannte, denn die Fahrzeuge waren erst geliefert worden, kurz bevor wir eingezogen wurden. Es gab noch nicht mal die sonst üblichen technische Anleitungen (tDVs) in deutscher Sprache, sondern nur das originale amerikanische Handbuch in englischer Sprache, was das Kennenlernen doch recht spannend machte.

Hier ein leider recht verwaschenes Bild vom Fahrerplatz meines Panzerchens:






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Viele Grüße

Gerhard

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02.02.2023, 15:42 Uhr
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Das große Pedal ist übrigens weder Kupplung (der M 48 hatte eine 2-Gang-Automatik) noch Bremse, sondern das Gaspedal (jawohl: links; die Bremse war rechts davon und ist hier nicht zu sehen). Die seltsame Form des Pedals erlaubte 2 Fußstellungen; einmal für den angehobenen Sitz (Fahrer guckt oben mittig aus der Wanne raus) und einmal für den abgesenkten Sitz zur Benutzung der 3 Winkelspiegel, von denen der mittlere als weiße Fläche oben im Bild zu sehen ist. Mehr selbst geschossene Fotos vom Fahrerplatz habe ich leider nicht, daher beschreibe ich den Platz hier mal mit Worten. Rechts an der Fahrerseite war das eigentliche Armaturenbrett mit Tacho, Drehzahlmesser, Öldruckanzeige und Tankuhren für beide Tanks, dazu der kombinierte Lichtschalter und der Kombischalter für die 2 Zündbänke und den Anlasser. Der deutsche Tigerpanzer lässt grüßen, was die Anordnung angeht. Der M 48 fuhr wie der Tiger auch mit Benzin. Er hatte allerdings einen luftgekühlten Taumelscheiben-Einspritzmotor, der eigentlich aus einem Hubschrauber stammte. Daher auch die doppelte Magnetzündung. Getankt wurde daher auch Flugbenzin F100. Ebenso wie den Tiger konnte man den M 48 auch rein manuell anlassen, hier aber über einen Hilfsmotor mit Seilzugstarter und großer Lichtmaschine, die den Anlaßstrom für den Hauptmotor liefern konnte. Hinter dem Fahrer befanden sich der Spritverteilhebel mit den Stellungen AUS, Tank 1, Tank 2, beide Tanks und "nur Hilfsmotor" sowie die Hand-Einspritzpumpe zur Startunterstützung.

Der Fahrer rutschte entweder vom Turmboden aus auf seinen Sitz durch (dazu ließ sich die Lehne nach hinten abklappen), oder er stieg durch seine Luke in die Wanne. Vom Turm aus kam man nur auf den Sitz, wenn die Kanone mehr oder weniger in der 6 Uhr Stellung stand, sonst war die Turminnerei im Weg; bevorzugt die Kanone. Stand die Kanone auf 12 Uhr und war nicht hoch gestellt, kam der arme Fahrer auf diesen 2 Wegen überhaupt nicht mehr aus dem Panzer heraus, weil die Kanone ja genau über seinem Kopf aufragte! Deswegen hatte er direkt bei seinem Sitz eine Notausstiegsluke im Wannenboden für den Fall, dass es brenzlig wurde. Bei nur 38 cm Bodenfreiheit kam man da am besten so raus, daß man sich (nach genauer Geländebeobachtung mit peniblem Hindernischeck) mit den Füßen zuerst nach hinten aus der Luke gleiten und sich sozusagen vom Panzer mit dessen Restschwung ganz herausholen und überrollen ließ, bis man (hoffentlich) wohlbehalten hinter ihm zum Vorschein kam. Wir, die Fahrer, haben das auf der geteerten Fläche in der Kaserne geübt, und es ging eigentlich ganz gut. Wichtig war, sich flach und locker zu machen, damit sich die Gliedmaßen (speziell die Beine) nicht zwischen Wanne und Boden einklemmen konnten, denn 38 cm Platz nach oben sind nicht üppig. Die 3 Mann im Turm mussten i.d.R. nach oben raus, wenn die Kanone nicht auf ca 6 Uhr stand. Trotzdem mussten alle das Überrolltwerden üben, allerdings seltsamerweise mit Stahlhelm, der doch im Panzer nie getragen wurde. Genau dabei kam es dann zu einem leichten Unfall.

Wir lagen in einer langen Linie hintereinander auf dem Bauch. Der Panzer kam von hinten und überrollte diese Linie in bestenfalls halbem Schritttempo, assistiert von 2 Einweisern, die nebenher liefen und darauf achteten, dass unter dem Panzer alles ruhig blieb. Ein Kamerad bekam es mit der Angst, als das Ungetüm über ihm auftauchte, und wollte sich schräg nach seitlich vorne aus der Gefahrenzone retten (was ihn plattgewalzt hätte). Der Panzer wurde sofort gestoppt, der Kamerad durfte nach vorne wegrobben, stand auf und erhielt seinen Anschiß. Ich weiß nicht mehr, ob er wieder drunter mußte; aber irgendwann rollte der Panzer wieder an, und da passierte es. Der Fahrer hatte bei dem Aufenthalt vorschriftsmäßig das Standgas von 750 auf 1.000 Touren hochgefahren, damit der Motor nicht verdreckte. Leider vergaß er, die erhöhte Leerlaufdrehzahl von dem Einlegen der 1. Fahrstufe wieder zurückzunehmen, und der Panzer ruckte deutlich an. Auch das wäre kein Thema gewesen, aber der vorherige Kamerad in der Reihe, der noch hinten unter dem Panzerheck lag und sich langweilte, hatte aus Bequemlichkeit den Kopf auf beide Unterarme gestützt. Über ihm war der Panzerwulst um den Ölablaßdeckel des Motors. Der Panzer federte durch den Ruck hinten nach unten, schlug eine beachtliche Delle in den Stahlhelm und klatschte das Kinn des Rekruten bis auf die Fahrbahn durch. Aua! Der verdellte Stahlhelm wurde ein Souvenir für den Betroffenen.

Das Thema Standgas etc. ruft mir in Erinnerung, daß dieser Panzertyp für alle in der Kompanie Neuland war, nicht nur für uns Rekruten! Es gab de facto noch keine deutschen Unterlagen dazu, und einiges von dem, was uns erzählt wurde, beruhte schlicht auf Hörensagen! Aber zu jedem Panzer gab es eine über 750-seitige Bedienungsanleitung, natürlich in Englisch, und die wurde schnell zur Bibel für uns alle. Daraus stammte z.B. auch die Weisheit mit der erhöhten Leerlaufdrehzahl, aber auch alles andere, was Fahren und Schießen betraf. Der Rest war learning by doing, und das sozusagen bei völliger Umkehrung der Befehlskette. Die Abiturienten, die ja eh schon als Fahrer ausgesucht worden waren, solange der Vorrat reichte, wurden wegen der vorhandenen Englischkenntnisse als Übersetzer und "Erklärer" eingesetzt und hatten fortan sogar zu bestimmen, was beim sog. technischen Dienst nun wirklich zu machen war. Das ging so weit, daß wir uns einmal sogar mit dem höchsten technischen Kommandoträger der Kaserne, dem sog. T-Offizier anlegten (immerhin ein Major), weil der uns Dinge aus seinen Unterlagen verkaufen wollte, die einfach nicht zutrafen. So wollte er z.B. darauf bestehen, daß der Hauptmotor erst angeworfen werden dürfe, wenn der Hilfsmotor liefe, um die Batterien nicht zu überlasten. Das war für den kleinen 2-Zylinder Hllfsmotor des M 47 noch okay; der M 48 hatte aber einen fetten Einzylinder mit einer Dynastartanlage (Lichtmaschine und Anlasser in einem), und dessen Lichtmaschine hatte als Anlasser einen derart schlechten Wirkungsgrad, daß das Ding beim Anlassen mehr Saft brauchte als der ganze Hauptmotor. Also haben wir dem Mann freundlich, aber bestimmt erklärt, daß er auf Grund falscher Unterlagen Unsinn verbreiten würde, und wir haben ihn danach nie mehr gesehen! Es ist schon ein Vorteil, wenn man als Wehrpflichtiger nicht auf seine soldatische Karriere achten muß. Unser Stammpersonal bezeichnete uns fortan übrigens als "Kopfgesteuerte", und es blieb offen, ob das eher anerkennend oder abwertend gemeint war. :whistling:
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Viele Grüße

Gerhard

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