Boardnews:   Editieren von Beiträgen Du bist noch nicht registriert/eingeloggt !
RC-Panzer
  RC-Panzer Boards
    Off Topic
      Geschichten um den M 48; das Original in der BW
[ - Registrieren - Login - Passwort? - Hilfe - Suche - Kategorien wählen - F.A.Q. - ] Das Board hat 5229 registrierte Mitglieder
Davon 165 im letzten Monat im Board aktiv
4 Mitglieder, 18 Gäste und 82 Webcrawler online
[ - Aktuelle Beiträge - RC-Panzer-Homepage - Fanlandkarte - Board Regeln - ]

Thema: Geschichten um den M 48; das Original in der BW

[ - Antworten - ]
Seiten: (1) (2) (3) [4] (5) 
24.02.2023, 23:23 Uhr
Oldchap besucht im Moment das Board.Oldchap eine private Nachricht schreibenOldchap



So, und nach einigem Zögern möchte ich mich nun doch aufraffen und die Geschichte mit den 2 vergessenen Granaten berichten. Wie mir erzählt wurde, ist der Vorgang vom heutigen Standpunkt aus so abwegig, dass ihn vllt. nicht jeder für bare Münze nehmen wird. Ich versuchs trotzdem.

Wir hatten bekanntlich Munition im Überfluß. Das galt sowohl für Übungspatronen für G3 und MG1 (bis zu 4.000 Schuß pro Panzerbesatzung und Tag; völlig unmöglich, das zu verschießen) als auch für scharfe Munition; selbst für die doch nicht billigen Granaten. Wenn ich mich noch richtig erinnere, gab es für die Dinger eine Art Haltbarkeitsdatum; sie mussten innerhalb von 15 Jahren verschossen werden. Kann sein, dass der Überschuss daraus resultierte.

Der Einsatztag begann frühmorgens mit der Fahrt zum TrÜbPl; immerhin mehr als 40 km auf der Bundesstraße. Die Turmbesatzungen verdösten diese Fahrten meistens. Dort angekommen stellten wir die Fahrzeuge zugweise ab. Ein Zug (5 Panzer) besetzte jeweils die Schießhalte; für den Rest war dort kein Platz.

Die Granatmunition wurde uns per LKW direkt vom Mun.-Lager an den Schießplatz gebracht. Jede Granate steckte in einer Papphülse, und jeweils 2 dieser Hülsen lagerten in einer Holzkiste, die für 2 Mann noch halbwegs hantierbar war. Wenn aber der Bedarf einer ganzen Kompanie zu bewältigen war, hingen uns irgendwann doch die Arme herab. Die Handgriffe wurden immer "mechanischer"; der Kopf beschäftigte sich mit anderen Dingen als immer nur Kiste abladen, Kiste öffnen, Papphülsen rausheben, Papphülsen öffnen, Granaten aus den Hülsen rutschen lassen und zum Panzer tragen, Papphülsen auf einen Haufen werfen, Kisten auf einen 2. Haufen werfen.

Irgendwann war diese ermüdende Arbeit getan und das Schießen begann. Wir Fahrer hatten jetzt "frei" bis auf das gelegentliche Umgruppieren der Panzer, wenn ein Zug mit dem Schießen fertig war. Es war für uns ansonsten ein Gammeltag. Wir waren müde von der Fahrt und der Auslade-Arbeit, aber an Schlaf war bei dem Schießlärm natürlich nicht zu denken. Wir trugen auch vorsichtshalber die Kopfhörer der Ei-V, um den Krach in den Ohren abzumildern.

Am Abend war das Schießen vorbei, und wir freuten uns aufs Heimkommen. Aber nix da: erst mussten noch die Zielscheiben aufgeräumt werden, und es mussten auch die Munitionsbehälter wieder auf den LKW verladen werden. Natürlich wurde zuvor die Range bei den Amerikanern "abgemeldet", damit der Bereich der Zielscheiben überhaupt betreten werden durfte. Das Verpacken der Papphülsen in die Kisten und deren Aufladen auf den LKW war zwar körperlich leichter, aber irgendwie noch öder als das Ausladen.

Das änderte sich schlagartig, als mitten im Kistenhaufen eine Kiste besonders schwer war! Schnell war klar, dass da noch 2 Granaten drinsteckten. Jetzt war guter Rat teuer. Der Fahrer des LKW schloss kategorisch aus, dass er diese volle Kiste mitnehmen würde, denn er fuhr nicht zum Mun.-Lager zurück, sondern zur Sammelstelle fürs Transportmaterial. Verschießen ging auch nicht mehr, denn die Schießbahn war ja schon abgemeldet. Der Tag wurde immer länger und wir waren echt müde und hatten noch die Heimfahrt vor uns. Das galt besonders für die Fahrer, denn die Turmbesatzung döste ja doch wieder während der Fahrt. Irgendwann einigten wir uns darauf, die Granaten mit in die Kaserne zu nehmen; wohl wissend, dass das unser Problem nicht lösen, sondern nur zeitlich hinausschieben würde. In der Kaserne angekommen wurde das Problem gemeldet (unsere oberen Chefs waren ja daheim geblieben) und erzeugte allgemeine Ratlosigkeit. Unsere Absicht war, die Granaten einfach in den Mun.-Behältern eines Panzers zu lassen, wo wir sie zur Fahrt gelagert hatten (Kiste und Papphülsen hatte der LKW mitgenommen, damit seine Bilanz stimmte). Das wurde untersagt, weil die Panzer nicht abschließbar waren. Die nächste Idee betraf die Waffenkammer, nur war dort die Lagerung jeder Art von Munition strikt untersagt, und der WuG ließ da auch absolut nicht mit sich reden. Es wurde immer später, und wir waren todmüde. Die meisten Kameraden waren auch längst auf der Stube. In einem Wutanfall bot ich in der verbliebenen kleinen Gesprächsgruppe an, die Dinger dann eben in meinen Spind zu stellen bis zum nächsten Schießen. Eigentlich war das als grimmiger Scherz gedacht, aber es passierte Verblüffendes. Erst wurde es totenstill, dann guckten sich Spieß und Zugführer in die Augen (der Kp.-Chef war nicht da), und dann bekam ich den Auftrag, die 2 Granaten tatsächlich nach "Licht aus" in meinen Spind zu schleppen! Eventuellen Fragern würde man antworten, die Granaten seien nachts noch abgeholt worden.

Die "Geheimaktion Mun.-Spind" klappte tatsächlich, und sie hatte für mich einen -zunächst ungeahnten- positiven Nebeneffekt! Es gab nämlich jede Woche durch den jeweiligen UvD einen Spindappell, bei dem u.a. die ggf. nötige Kasernen- und Mun.-Lagerwache rekrutiert wurde. Sprich, wer auffiel, hatte automatisch Wachdienst oder zumindest keine Wochenend-Heimfahrt. Also war jeder von uns darauf bedacht, eben nicht aufzufallen, und der Spind war dabei -neben Haarschnitt etc.- ein wichtiges Kriterium. Der Appell wurde zu unregelmäßigen Zeiten durchgeführt und begann immer mit dem Kommando "Spind auf!", doch diesmal mit dem Zusatz "der hier bleibt zu!", was meinen Spind betraf. Ich heuchelte Überraschung, denn meine Stubenkameraden guckten mich natürlich verblüfft an. Irgendwann wurde das Thema als "unklärbar" vertagt; aber mir war klar, daß ich für die nächsten Appelle eine Ausrede brauchte. Als mein Spind auch beim nächsten Appell "zu" blieb, wurde ich natürlich mit Fragen bestürmt und berichtete einigermaßen verschwörerisch, ich sei per ausdrücklichem Befehl zum Schweigen vergattert. Na ja, so weit lag das gar nicht von der Wahrheit entfernt, und die Kameraden fanden sich damit ab. Im Stillen war ich natürlich begeistert, denn spindbedingte Sonderdienste waren für mich ab sofort gestrichen. So vergingen 2 Monate.

Danach fiel es mir schwer, in der Nacht vor dem nächsten Schießen die Granaten heimlich wieder in den Panzer zu schleppen, denn damit war die spindappellfreie Zeit für mich natürlich beendet. Leider ging es nicht, die Granaten wieder in ihren Halterungen im Turm zu verwahren, denn da wären sie unweigerlich von der Turmbesatzung entdeckt worden. Der M 48 hatte aber auf den Kettenabdeckungen große Werkzeugkästen, die bei uns relativ leer blieben, weil das meiste Werkzeug aus Diebstahlgründen (!) im Kasernenkeller blieb. Dort konnte ich sie unentdeckt zum Schießplatz mitnehmen. Auch das Umladen in den Turm fiel nicht auf, denn die Turmbesatzungen wurden vor dem Schießen zusammengerufen und nochmals sicherheits-vergattert, die Fahrer belagerten derweil die Kantine und der eingeweihte Zugführer half mir auch noch schnell bei meiner Arbeit. Beim Aufmunitionieren des Turms meldete ich mich freiwillig für den weniger beliebten Platz im Turm, wo man die Granaten von oben entgegennehmen und in ihre Behälter stecken musste. So fiel es nicht auf, dass 2 Behälter schon gefüllt waren. Ganz voll schlichteten wir die Türme sowieso nie, und jeder Panzer schoß eigenständig bis auf ganz wenige Ausnahmen (z.B. den sog. Feuer-Überfall). Ich glaube, meine Besatzung hat nicht mal gemerkt, dass sie 2 Granaten mehr hatte als die anderen, sondern eben wie immer das verschossen, was da war.

Was wäre wohl los, wenn HEUTE so etwas vorkäme und bekannt würde? Ich kann mir das nicht vorstellen bei dem Bohei, der heute um Munition gemacht wird....... :rolleyes:
--
Viele Grüße

Gerhard

_________________________
Bigtanks-Köti 1:6, Hermann-Porsche-Köti 1:6, Bigtanks-Jati 1:6, Armortek-Japa 1:6, Spearhead Pz. IV 1:6
Link direkt zu diesem Post in die Zwischenablage kopieren...    
25.02.2023, 22:53 Uhr
Oldchap besucht im Moment das Board.Oldchap eine private Nachricht schreibenOldchap



Hallo zusammen,

nachdem bei uns immer viel "Action" war, wie man das heute wohl nennen würde, passierte eben auch viel! Es verging nach Grundausbildung und Fahrschule buchstäblich keine Woche, in der die Panzerchen nicht wenigstens einmal aus der Kaserne herausbewegt wurden. Meistens war unser Ziel der Standort-Übungsplatz, der nur etwa 3 km von der Kaserne entfernt lag und der dadurch sozusagen unser Wohnzimmer wurde. Der Spritverbrauch bei diesen Gelände-Übungen war exorbitant, aber wenigstens konnten wir zum Nachtanken die Kasernen-Tankstelle benutzen. Bei den weiter entfernten Übungsplätzen war Nachtanken über die bekannten 20 l - Kanister angesagt, die uns per LKW angeliefert wurden. Ein vollständig leergefahrener M 48 hätte 60 Kanisterfüllungen verschlungen! Wir brauchten meist 40 bis 50 Kanister pro Panzer; auch schon eine recht anstrengende Beschäftigung. Der LKW fuhr ja nicht etwa jeden Panzer einzeln an, sondern hielt einfach irgendwo in der Nähe an. Dann war ähnliches Schleppen wie bei der Munition angesagt: Kanister abladen, zum Panzer tragen, hochhieven, Sprit einfüllen, Kanister zurücktragen. Auch wie bei der Munition wurden die Handgriffe mit der Zeit "mechanischer", und die letzten Kanister wurden nur noch grob über die Einfüllstutzen getreten anstatt richtig angesetzt. Mit dem Sprit, der dabei über die 12 Monate Einsatzzeit in der Kompanie daneben geschüttet wurde, hätte ich wohl ein Jahr lang meinen PKW fahren können!

Meine Wehrdienstzeit lag so, dass ich 2 Winter mitmachen musste, wenn auch einen davon hauptsächlich in der Fahrschule. So ein Blechpanzer kann bei Minustemperaturen aasig kalt werden! Zum Glück hatten wir eine separate benzin-elektrische Heizung im Wagen; ähnlich der bekannten Nachrüst-Standheizung in manchen PKWs. Dieses Ding fiel gerne mal aus und wurde dabei zum K.O.-Kriterium, wenn es ans Übernachten im Inneren ging. Wir waren uns daher schnell darin einig, daß dieses Zubehör fur uns sozusagen kriegsentscheidend war, und kein Fahrzeug verließ die Kaserne im Winter mit defekter Heizung! Das wurde sogar von unseren Chefs eigens vorher nachgefragt, wenn sie an der jeweiligen Übung teilnahmen. Der Standard-Fehler für den Totalausfall war nach Ausbau einer defekten Heizung schnell gefunden: es gab da einen Keramik-Stift in der Temperatursteuerung, der bei Vibration, Verspannung etc. gerne mal brach. Die genaue Ursache fanden wir nicht heraus, denn z.B. beim Schuß traten keine Beschädigungen auf, obwohl die Stoßbelastung dabei doch viel höher sein mußte. Jedenfalls war das Ding zum Glück auch im eingebauten Zustand der Heizung (vorne beim Fahrer im Fußraum der Wanne) noch relativ gut zu erreichen; und fortan war jeder Fahrer darauf erpicht, ein Schächtelchen mit Ersatz-Keramikstiften dabei zu haben; meist an geheimer Stelle im Panzer untergebracht.

Damit komme ich mal auf ein recht unschönes Kapitel der damaligen Wehrdienstzeit zu sprechen: einen gewissen Hang zur Selbstbedienung, um das Wort "Diebstahl von Armeebeständen" zu vermeiden. Man muss sich vorstellen, daß in der Kaserne rund 1.600 Mann und weit über 100 Rad- und Kettenfahrzeuge beheimatet waren. Der weitaus größte Teil des Personals bestand aus Wehrpflichtigen, die da nicht unbedingt gerne hausten. Alle Fahrzeuge waren offen und mit absolut professionellem Werkzeug ausgestattet, bis hin zu teuren Drehmomentschlüsseln etc. Andererseits war jeder Fahrer für sein Werkzeug selbst verantwortlich. Fehlte etwas, wurde das neu beschafft und ihm vom kargen Wehrsold abgezogen! Das förderte auch bei ehrlichen Gemütern schon mal die Versuchung, sich Fehlendes doch eben von der Nachbarkompanie zu holen statt den Sold für die Neubeschaffung zu opfern. Prompt fehlte es dann dort, und das Spiel wiederholte sich.

Es war daher schon vor meiner Zeit üblich geworden, das teure Werkzeug eben nicht im Fahrzeug zu lassen, sondern es in einen Kellerraum der Kompanie einzusperren. Der Zusatzaufwand, es für die Wartung oder für unsere "Ausflüge" erst wieder einladen zu müssen, wurde dabei billigend in Kauf genommen. Selbst Kleinteile wie die besagten Stifte fielen dabei durchaus auch ins bevorzugte Beuteschema von Langfingern, weil sie schwer nachzubekommen waren. Daher war hier Verstecken angesagt.

Eine andere Gemeinheit in Sachen Heizung betraf den Wachdienst, also unsere eigenen Kameraden! Wenn im Feld übernachtet wurde, mussten natürlich offiziell Wachen aufgestellt werden, und ebenso natürlich stapften die dann mißmutig und frierend im Lager herum, weil eine Wache ja eigentlich unnötig war. Da war so ein Auspuffröhrchen der Heizung, seitlich auf der Oberwanne vor dem Turm angebracht, eine willkommene Wärmequelle, und das trotz der Abgase. Bis hierher wäre das ja noch alles okay gewesen, aber irgendwann kam ein Scherzbold auf die Idee, das Rohr eben mal zuzuhalten. Die Heizung hatte eine Flammüberwachung, die dann sofort auf Störung ging und abschaltete. Das war von außen natürlich auch zu merken, und der Scherzbold hatte reichlich Zeit, sich abzusetzen, bevor die Besatzung aus dem Schlaf aufwachte, weil es kalt wurde.
--
Viele Grüße

Gerhard

_________________________
Bigtanks-Köti 1:6, Hermann-Porsche-Köti 1:6, Bigtanks-Jati 1:6, Armortek-Japa 1:6, Spearhead Pz. IV 1:6
Link direkt zu diesem Post in die Zwischenablage kopieren...    
26.02.2023, 15:32 Uhr
Oldchap besucht im Moment das Board.Oldchap eine private Nachricht schreibenOldchap


Wenn man heute z.B. die Werbefilme vom Leo sieht, sind Luftsprünge von Panzern sozusagen Normalität. Bei uns war das durchaus nicht so, denn besonders die amerikanischen Panzer der 60-er Jahre waren eher behäbig unterwegs. Dennoch konnten die Fahrzeuge aber offenbar Einiges einstecken, wie ich unerwartet erleben durfte. Grundlage der Übung war ein U-Lehrgang, aus diversen Kompanien zusammengestellt, der die künftigen Unteroffiziere u.a. als "echte" Panzerkommandanten qualifizieren sollte. "Echt" meine ich dabei als Gegensatz zu unseren "Hobby"-Kommandanten, die als Wehrpflichtige, wie wir alle, eben einfach zu diesem Job abkommandiert worden waren, um den Platz im Panzer auszufüllen. Die bekamen in der Spezialausbildung besonders das Richten und Schießen beigebracht, weil sie ja auch direkten Zugang zu den Richt- und Feuermöglichkeiten hatten und von ihrem Platz aus den Richtschützen jederzeit übersteuern konnten. Die echten Kommandanten lernten auch die strategischen Ansätze des Panzerkampfs, den Einsatz von Panzergruppen und -Zügen usw.

Also wurden unsere Panzerchen mit den Teilnehmern des U-Lehrgangs geflutet; nur wir Fahrer behielten unsere Plätze. Jeder Lehrgangsteilnehmer musste dann reihum einmal den Kommandanten spielen, seine Kameraden im Turm hatten frei und genossen die Aussicht. Das Ganze wurde ein Rundkurs um einen Feldherrnhügel, auf dem der Lehrgangsleiter samt ein paar Bewertern Platz genommen hatte und die Szene im Blick behielt. Wir brausten also durch die Gegend und mimten die Formationen, die über Funk befohlen wurden; also z.B. Kette, Keil links / rechts, Breitkeil usw. Weil wir als Fahrer die Befehle mithörten, fuhren wir schon von selbst diese Formationen und die Kommandanten hatten nur noch die Aufgabe, Hilfestellung beim Einhalten der Seitenabstände etc. zu geben. Das war dem Fahrer schlecht möglich, denn das Gelände bestand aus mannshoch mit Kiefern begrüntem Sandboden, so daß man nur vom Turm aus die Türme der anderen Panzerchen sehen konnte. Unser Zugführerwagen hatte den Fahrweg unter sich (und damit gute Sicht) und brauste munter drauf los. Ich war der "Rechtsaußen" im Breitkeil und sah buchstäblich nichts außer Kiefern! Mein Kommandant gab mir die Geschwindigkeit vor, um mich auf gleicher Höhe mit dem Zugführerwagen zu halten, und genoß ansonsten wohl die Landschaft.

Plötzlich tat sich wenige Meter vor mir eine beachtliche Grube auf, die wohl unsere Pioniere mal gegraben hatten. Vom Turm aus war die schon von weiter weg zu sehen, aber niemand informierte mich. Bremsen hätte mein Panzerchen wohl genau in diese Grube fallen lassen (und der M 48 hat weder Sicherheitsgurte noch Knautschzonen), also gab ich Vollgas und hoffte. Der Panzer schaffte es mehr oder weniger über die Grube und knallte drüben an die Grubenkante, wo der Aushub lagerte. Die Wanne schlug da voll auf, alle Laufrollen federten vermutlich gleichzeitig ein und kurz danach wieder aus, als der Panzer den Aushub überrollte. Jetzt war Abheben angesagt, und die Kollegen auf dem Feldherrnhügel sprachen später von 7 m Sprungweite bei etwa 1 m Höhe. Das mag heute harmlos klingen; uns hat es jedenfalls gereicht, denn die Landung war heftig. Ich war zuvor aus dem Sitz gehoben worden und mit dem Kopf / Barett an die Kanone geknallt; jetzt fiel ich zurück auf meinen hoch gestellten Sitz. Dessen Arretierung hielt das nicht aus und ich sauste gleich bis zum Boden durch und verlor dabei mein Hör-/ Sprechgeschirr der Ei-V. Weil ich kein Gas mehr gab, rollte der Panzer aus, und ich konnte mich neu sortieren. Vom Turm war nix zu hören, das war nicht gut. Ich schälte mich aus meiner Luke (die Kanone stand inzwischen zur Seite) und guckte von oben in den Turm. Da war es noch ziemlich still, und erst nach und nach kriegten wir die Fakten zusammen.

Der Kommandant war, wie wir alle, vom Sitz gehoben worden. Nur klappt dieser Sitz dann per Feder sofort hoch, um das Einsteigen zu erleichtern. Prompt fiel der Mann bis zum Turmboden durch und wurde dabei von der Kante der Turmluke ausgeknockt. Der Richtschütze hatte versucht, durch die Optik was zu sehen, und hatte sich ein beachtliches Veilchen eingefangen. Dabei hatte er wohl den Schwenkhebel des Turms bedient und den Turm etwas gedreht. Den Ladeschützen hatte es am schlimmsten erwischt, aber er hatte noch Glück im Unglück gehabt. Er hatte seine zentnerschwere und mit Ausgleichsfedern versehene Luke nicht richtig arretiert. Die hat ihn wie eine Fliegenklatsche in den Turm gehauen, wo er mit einem Fuß in den Zahnkranz geraten war, just als der Richtschütze den Turm drehte. Das Ritzel erfaßte den Schuh, trennte die Sohle ab und zermalmte sie, ohne Strumpf oder Fuß zu beschädigen! Was ihm blieb, waren eine Gehirnerschütterung und ein Souvenir (der Schuh).

Mir wurde vom Feldherrnhügel symbolisch der Hoch- / Weitsprungrekord für M 48 zuerkannt. Mein Panzerchen war augenscheinlich unbeschädigt geblieben. Das Fahrwerk hielt also doch Einiges aus.
--
Viele Grüße

Gerhard

_________________________
Bigtanks-Köti 1:6, Hermann-Porsche-Köti 1:6, Bigtanks-Jati 1:6, Armortek-Japa 1:6, Spearhead Pz. IV 1:6
Link direkt zu diesem Post in die Zwischenablage kopieren...    
27.02.2023, 13:01 Uhr
Lodla besucht im Moment nicht das Board.Lodla eine private Nachricht schreibenLodla


Mega Interessant! Danke für deine Berichte! :-)
--
Panzer IV FOA 1:6 RC; Armortek Panzer III; Armortek Stug III; Dragon Kübelwagen + Schwimmwagen + Kettenkrad 1:6 RC; Armor Hobbies SdKfz 250 1:6 RC; Opel Maultier selbst gebaut 1:6 RC
Link direkt zu diesem Post in die Zwischenablage kopieren...    
27.02.2023, 19:29 Uhr
Oldchap besucht im Moment das Board.Oldchap eine private Nachricht schreibenOldchap


Danke fürs Feedback!
--
Viele Grüße

Gerhard

_________________________
Bigtanks-Köti 1:6, Hermann-Porsche-Köti 1:6, Bigtanks-Jati 1:6, Armortek-Japa 1:6, Spearhead Pz. IV 1:6
Link direkt zu diesem Post in die Zwischenablage kopieren...    
27.02.2023, 21:11 Uhr
panzerpabst besucht im Moment nicht das Board.panzerpabst eine private Nachricht schreibenpanzerpabst


Hallo Gerhard,

Deine Berichte lese ich seit ein paar Tagen auch sehr gerne und mit viel Interesse und Respekt. Ich habe nur einen Monat Bundeswehrerfahrung, habe aber auch geschafft, in dieser kurzen Zeit einige interessante Erfahrungen zu machen. Mit Deinen kann ich da aber nicht mithalten - es war Anfang der 90er - die Bundeswehr hatte genug zu tun, die Ossies zu integrieren... Bei Bedarf kann ich gerne plaudern, will aber deinen Thread nicht missbrauchen.

Schön, dass Du Dir die Zeit nimmst und alles so sachlich beschreibst.


--
Grüße aus Leipzig
Matthias

www.boorad.de
Link direkt zu diesem Post in die Zwischenablage kopieren...    
27.02.2023, 23:16 Uhr
Oldchap besucht im Moment das Board.Oldchap eine private Nachricht schreibenOldchap


Hallo Matthias,

danke auch für deine Rückmeldung. Von mir aus darfst du hier gerne auch von deinen Erfahrungen in der Truppe berichten, auch wenn es sich dabei natürlich nicht um den M 48 und seine Zeit handeln wird. Ich könnte mir vorstellen, dass die Kollegen auch Berichte aus neuerer Zeit interessant finden werden, und sei es als Kontrast zu damals.

Ich habe zwar noch ein paar Stories im Vorrat, aber irgendwann bin ich damit natürlich auch durch. Vielleicht lebt dieser Thread dann von euren Geschichten weiter.
--
Viele Grüße

Gerhard

_________________________
Bigtanks-Köti 1:6, Hermann-Porsche-Köti 1:6, Bigtanks-Jati 1:6, Armortek-Japa 1:6, Spearhead Pz. IV 1:6
Link direkt zu diesem Post in die Zwischenablage kopieren...    
27.02.2023, 23:20 Uhr
Oldchap besucht im Moment das Board.Oldchap eine private Nachricht schreibenOldchap


Hier noch schnell ein paar Bildchen. Wie gesagt, bei der Fahrschule wurde das Fotografierverbot nicht ganz so eng gesehen::











--
Viele Grüße

Gerhard

_________________________
Bigtanks-Köti 1:6, Hermann-Porsche-Köti 1:6, Bigtanks-Jati 1:6, Armortek-Japa 1:6, Spearhead Pz. IV 1:6
Link direkt zu diesem Post in die Zwischenablage kopieren...    
28.02.2023, 22:56 Uhr
Oldchap besucht im Moment das Board.Oldchap eine private Nachricht schreibenOldchap



Hier mal ein Foto, das ich mit offizieller Erlaubnis schießen durfte, weil außer den Uniformen praktisch kein Bezug zum Militär erkennbar wird. Warum ich es dann überhaupt zeige? Ganz einfach, weil an dem Raum eine Story dranhängt, die wir zum Brüllen komisch fanden!






Das war nämlich ein Schulungsraum für alles Mögliche, das wir an Theorie zu pauken hatten, bis hin zu Lehrfilmen, gezeigt über den aus heutiger Sicht mickrigen Fernseher. Diese Schulungen waren -je nach Stimmungslage des Einzelnen- mäßig interessant bis sterbenslangweilig, so dass die Meisten von uns in der Regel froh waren, wenn die anderthalb Stunden wieder vorbei waren. Andererseits saßen wir warm, trocken und gut, und das war auch nicht zu unterschätzen. Nur lustig waren diese Stunden praktisch nie. Jetzt kommt die einzige Ausnahme:

Es ging dabei um die Gefahr von Nervenkampfstoffen, die Anleitung, wie man sowas erkennt und vor allem, wie man ihnen begegnet. Das war ein sehr heikles und an sich widerwärtiges Thema, denn wir wußten ja, dass diese Kampfstoffe wie Sarin, VX etc. sehr wohl existierten und auch schon zum Einsatz gekommen waren. Man lehrte uns, dass es dagegen ein einziges Sofort-Mittel gäbe, nämlich die Atropin-Automatikspritze. Das Zeug müsse, wenn es denn helfen solle, so früh wie möglich nach Erkennung der Vergiftung in den Körper gejagt werden, erzählte der Instruktor. Dazu gab es automatisierte Spritzen, die am Bein einfach auf die Kleidung aufgesetzt wurden und nach Auslösung eine Injektionsnadel per Federdruck durch die Kleidung hindurch in den Muskel jagten. Auch das Einspritzen des Atropins erfolgte dann vollautomatisch. War das Thema bis hierher schon hässlich genug, setzte der Instruktor anschließend noch einen drauf, der uns den Fußschweiß auf die Stirn trieb: er verteilte an jeden von uns so eine Spritze, die wir uns gefälligst probeweise ins Bein zu jagen hatten! Natürlich enthielten diese Test-Spritzen kein echtes Atropin, sondern die berühmte "physiologische Kochsalzlösung", die in solchen Demo-Fällen immer verwendet wird. Aber auch so war das übel genug, wie man sich sicher vorstellen kann. Ich muss zugeben, dass auch mir dabei nicht wohl war. Dazu kam ich aber nicht mehr.

Die Schau begann in der ersten Reihe, und die Kameraden gehorchten dem Instruktor, der das Geschehen direkt kontrollierte, mehr oder weniger unwillig. Natürlich guckten alle, so gut sie konnten, auf den jeweiligen Delinquenten und was dem dabei so passierte. Es war der vierte oder fünfte Kamerad, bei dem es geschah: er wurde bleich wie ein Bettlaken und erstarrte zur Salzsäule. Der Instruktor ermahnte ihn, er fasste sichtbar den Entschluß, fletschte die Zähne, erhob sich halb von seinem Stuhl, die Spritze in der Hand, stieß zu und... jagte sie im letzten Moment seinem Nachbarn ins Bein! Der sprang erschrocken auf und brach dabei auch noch die die Nadel ab, die in seinem Bein stecken blieb.

Dann brach der Tumult los. Die Kollegen vorne, die das Geschehen aus erster Hand mitbekommen hatten, fielen vor Lachen von den Stühlen; wir in den hinteren Reihen konnten erst mitlachen, nachdem wir nach und nach von den Augenzeugen aufgeklärt wurden, als die ihren ersten Lachkrampf überwunden hatten. Die weitere Aktion wurde zunächst abgeblasen und der Kamerad mit der Nadel im Bein wurde zum San-Bereich eskortiert, wo man ihm schmunzelnd erklärte, die praktische Ausbildung an dieser Spritze werde doch inzwischen gar nicht mehr durchgeführt! Das wiederum hatte unser Instruktor noch nicht mitbekommen gehabt. So wurden wir des zweifelhaften Vergnügens beraubt, die "Atropinspritzen" an uns zu testen.


--
Viele Grüße

Gerhard

_________________________
Bigtanks-Köti 1:6, Hermann-Porsche-Köti 1:6, Bigtanks-Jati 1:6, Armortek-Japa 1:6, Spearhead Pz. IV 1:6
Link direkt zu diesem Post in die Zwischenablage kopieren...    
01.03.2023, 23:22 Uhr
Oldchap besucht im Moment das Board.Oldchap eine private Nachricht schreibenOldchap


So, hier noch ein paar Bilder allgemeiner Art, z. B. die angetretene Kompanie. Das Stammpersonal stand seitlich (warum auch immer). Hier sind es (mit dem Chef) 8 Mann, weil wir temporär einen Leutnant dazubekommen hatten, dessen Aufgaben uns nie so recht klar wurden.




Im Hintergrund erkennt man die zentrale Wartungshalle für die Panzer. Einer steht ja davor. Die Kaserne beherbergte immerhin 2 Panzerbataillone, 2 PzPi-Kompanien und m.W. 4 Ausbildungskompanien. Ein Bataillon hatte 3 Pz-Kompanien, also schon mal 51 Kettenfahrzeuge. Dazu kamen die Bergepanzer und die Brückenleger, ferner die M 113 der Pioniere. Alles in allem waren hier weit mehr als 100 Kettenfahrzeuge beheimatet; da rentierte sich schon eine gut ausgestattete Werkstatt. Im Kasernengelände gab es noch eine ganz besondere Einrichtung; nämlich einen Panzer-Schießplatz ( :ai ). Allerdings wurde da aus Sicherheits- und Krawallgründen natürlich nur mit Kleinkaliber geschossen (.22 lfB). Dazu bekam der Panzer eine Vorrichtung ins Kanonenrohr eingesetzt, aus dem dann die Kleinkaliber-Munition verschossen wurde. Sie war stilecht mit dem normalen Abzugsmechanismus zu bedienen. Der E-Messer bekam auch einen optischen Aufsatz, der ihn für derart kurze Entfernungen (50 m) nutzbar machte. So konnte der Richtschütze wie gewohnt anrichten und "scharf" schießen, ohne die Kaserne verlassen zu müssen. Als Ziele waren verkleinerte Papp-Panzer aufgestellt. Es gab sogar eine Vorrichtung, diese Scheiben mit verschiedenen Geschwindigkeiten quer über den Schießstand laufen zu lassen, um das Schießen mit Vorhalt auf bewegte Fahrzeuge zu trainieren.

In der Nähe gab es einen weiteren Schießplatz für Handwaffen, von der P1 über Uzi und G3 bis zum MG1. Nur das sMG cal .50 war dort nicht mehr zugelassen und auch die anderen Schmankerl wie Gewehrgranaten und Panzerfäuste nicht, an denen wir ebenfalls ausgebildet wurden. Hier das Schießen mit dem MG1 (ex MG42):





Beim Schießen mit der P1 (die P38 der Wehrmacht, nur als Leichtbau-Ausführung) kam es zu einem Zwischenfall, der so unglaublich war, daß man ihn kaum erzählen mag. Ein Rekrut, der vorher schon ab und zu durch sein, sagen wir mal, einfaches Gemüt aufgefallen war, stand zum Pistolenschießen am Platz, hatte die Waffe durchgeladen, zielte auf die Scheibe und drückte ab. Es passierte... nichts! 2. Versuch, 3. Versuch; kein Schuß fiel. Da drehte er sich mit noch erhobener Waffe zum Ausbilder um, der schräg hinter ihm stand, zielte mehr oder weniger auf den, drückte noch ein paarmal schnell hintereinander ab und rief dabei "das Ding schießt nicht..." Wir standen alle reglos bis auf den Ausbilder, der vorsprang und dem Rekruten einen Kinnhaken verpaßte, der ihn zu Boden gehen ließ.

Was war passiert? Der Herr Rekrut hatte schlicht vergessen, die Waffe zu entsichern. Die Sicherung blockiert (nur) den Schlagbolzen; die Waffe lässt sich trotzdem spannen und abdrücken; d.h. der außenliegende Hahn schnellt sichtbar nach vorne. Dem Hersteller sei dank, daß diese Sicherung zuverlässig funktioniert hat!

Das Nato-Oliv war alles in allem eine brauchbare Tarnfarbe; das sieht man u.a. an dem folgenden Bild, das auf ca. 1/5 bis 1/10 der üblichen Kampfentfernung geschossen wurde. Ich habe die Panzer zur besseren Sichtbarkeit markiert:








--
Viele Grüße

Gerhard

_________________________
Bigtanks-Köti 1:6, Hermann-Porsche-Köti 1:6, Bigtanks-Jati 1:6, Armortek-Japa 1:6, Spearhead Pz. IV 1:6
Link direkt zu diesem Post in die Zwischenablage kopieren...    Beitrag 1 mal editiert. Zuletzt editiert von Oldchap am 02.03.2023 22:50.
02.03.2023, 20:02 Uhr
OliverRauls besucht im Moment nicht das Board.OliverRauls eine private Nachricht schreibenOliverRauls
3D - Drucker



Hallo Gerhard- Interessierte wie ich: ich möchte ein Taschenbuch empfehlen- "Plan B- Die Abenteuer eines Soldaten der BW im Kalten Krieg". Zwar Infanterie aber im Stil von Gerhard. Sehr interessant und tlw. "skuril". Sehr spannend zu lesen. Autor Hartmut Schoba ISBN 9783964030610

Ich als KatS ler hab es verschlungen.

Oli
Link direkt zu diesem Post in die Zwischenablage kopieren...    Beitrag 1 mal editiert. Zuletzt editiert von OliverRauls am 02.03.2023 20:03.
02.03.2023, 23:13 Uhr
Oldchap besucht im Moment das Board.Oldchap eine private Nachricht schreibenOldchap


Seltsam; die Bilder in meinem letzten Beitrag waren weg. Ich hab sie erneuert. Jetzt möchte ich noch ein paar mehr davon zeigen. Sie betreffen die Fahrschulfahrten; eine vergnügliche Zeit. Die 2 Fahrlehrer waren von einer anderen Einheit ausgeborgt und sahen das mit dem Fotografieren nicht ganz so eng:















--
Viele Grüße

Gerhard

_________________________
Bigtanks-Köti 1:6, Hermann-Porsche-Köti 1:6, Bigtanks-Jati 1:6, Armortek-Japa 1:6, Spearhead Pz. IV 1:6
Link direkt zu diesem Post in die Zwischenablage kopieren...    
03.03.2023, 13:03 Uhr
Oldchap besucht im Moment das Board.Oldchap eine private Nachricht schreibenOldchap


Damals herrschte eine gewisse allgemeine Unbekümmertheit, und ich führe die nicht nur auf unsere Jugend zurück. Die gesamte Bevölkerung in Deutschland war in den 60-ern weit weniger verkniffen als heute, und wir waren alle auch noch weit von dem heute offenbar vorherrschenden Grundsatz entfernt, dass nur schlechte Nachrichten gute Nachrichten sind und jeder versucht, mit seiner Schlagzeile die maximale Aufmerksamkeit zu erregen! Leider gab es auch damals Ereignisse, die diese Leichtlebigkeit heftig trüben konnten; so etwa die sog. Lebach-Affäre, wo Soldaten von Terroristen erschossen wurden, um an Waffen zu kommen, oder der Einmarsch der Sowjets in Tschechien nach dem Prager Frühling. Beides fiel in meine BW-Zeit und prägte auch den Dienst nachhaltig; wenn auch nur für relativ kurze Zeit.

War vor der Lebachsache z.B. der Wochenend-Wachdienst im Mun.-Lager die reinste Erholung, wenn man schon keinen allgemeinen Ausgang bekommen hatte (wir nahmen dazu im Sommer die Badehosen mit), war das kurz danach schon etwas gespenstisch! Alles war mit S-Rollen (Bandstacheldraht) verbarrikadiert, und zur Krönung des Ganzen musste der Wachhabende die zurückkehrenden Wachsoldaten bei geschlossener Tür mit vorgehaltener, durchgeladener Waffe empfangen und erst mal per Parole feststellen, ob alles okay war. Wir schliefen mit geladener Uzi griffbereit am Bett. Wer noch weiß, wie leicht diese Dinger losgehen können, kann sich vorstellen, wie erquicklich das war. Der Wachhabende saß sozusagen auf einer Kiste Eierhandgranaten; dumm nur, dass wir gar keine Einweisung für diese Dinger erhalten hatten! Neben dem Telefon stand ein Funkgerät mit Batterien für den Fall, dass jemand die Festnetz-Leitung kappen würde. Die Posten mussten als Doppelposten gehen, aber nicht nebeneinander, sondern einzeln in 50 m Abstand. Prompt passierte es, dass ein übernervöser Posten eine kurze Uzi-Salve auf den Vordermann abgab und dabei dessen Hose im Kniebausch streifte, ohne dem Bein einen Kratzer zuzufügen. Angeblich hatte er einen Schatten gesehen, der sich auf den Vordermann zubewegte.

Als der Nato-Alarm wegen der CSSR kam (an einem Freitag spät abends, wenn ich mich recht erinnere), waren unsere Stammpersonaler wie immer auf Wochenend-Ausgang (Heimschläfer). Selbst der UvD war ein RUA, also einer von uns. Der OvD war von einer anderen Einheit in der großen Kaserne und blieb unsichtbar. Ausgerechnet mein Zug stellte turnusmäßig die 5 Bereitschaftspanzer der Kaserne, die voll aufgetankt, bewaffnet und aufmunitioniert einzeln in speziellen Splitterboxen standen. Sollten wir die von der gegnerischen Luftwaffe einfach kaputtbomben lassen, wenn der liebe Feind an der tschechischen Grenze vllt. doch nicht Halt machte? Wir sprangen nach kurzer Abstimmung ohne Befehl in die Borgwards, rasten zu unseren Panzerchen und fuhren die erst mal aus der Kaserne raus in einen Wald nahe des Standortübungsplatzes. Das Verlassen der Kaserne mit einem Panzer war übrigens absolut unkompliziert, weil es ein eigenes Panzertor mit einem Posten gab, der "natürlich" ein- und ausfahrende Panzer unkontrolliert durchließ. Wer würde schon ohne Befehl einen Panzer bewegen? ;)

Dort warteten wir und horchten in die Funkgeräte, aber die blieben stumm. Es dauerte Stunden, bis die per Alarmplan aus dem Bett geklingelten Vorgesetzten uns im finsteren Wald wieder gefunden hatten, nachdem sie vom zurückgebliebenen Rest unserer Kompanie nur erfahren hatten, dass wir "irgendwo draußen" waren. Keiner von ihnen war auf die Idee gekommen, den Funk zu benutzen und uns zu rufen, weil die Funkgeräte normalerweise ja nicht eingebaut waren.
--
Viele Grüße

Gerhard

_________________________
Bigtanks-Köti 1:6, Hermann-Porsche-Köti 1:6, Bigtanks-Jati 1:6, Armortek-Japa 1:6, Spearhead Pz. IV 1:6
Link direkt zu diesem Post in die Zwischenablage kopieren...    
03.03.2023, 18:46 Uhr
JuergenL besucht im Moment nicht das Board.JuergenL eine private Nachricht schreibenJuergenL
Hallo Gerhard,
zu deiner Geschichte über Atropin-Spritzen kann ich bestätigen, dass manche Leute eine nahezu irrationale Angest vor Spritzen haben. Ich war als Sani bei der BW. Eines schönen Tages soltte ein Kollege, der sonst nicht mundfaul und immer vorn dabei war, eine Spritze bekommen, nichts Großes, irgendeine Impfung außer der Reihe mit einer 0,8er (mm nicht cm)-Spritze. Wir haben uns, weil er ja auch nicht um flotte Sprüche verlegen war, den Scherz erlaubt und die fertig aufgezogene Spritze von einem Sani zum anderen gereicht, immer dem Sinn nach "ach, mach du das, ich kann das nicht gut". Zufällig kam gerade einer unserer Kolelgen vom technischen Dienst zurück (mit entsprechend ölbesudelten Händen), dem haben wir dann die Spritze gegeben mit den Worten "du musst das auch mal lernen". Das war dann zu viel, der Delinquent zog eilig seine Hoe wieder hoch und wollte fluchtartig den San-Bereich verlassen. Es hat mich dann eine gute Viertelstunde gekostet, ihn wieder zu beruhigen und ihm glaubhaft zu machen, dass wir alle schon mehr als eine Spritze verteilt hätten und er in guten Händen sei. Er war nicht wirklich überzeugt, aber nachdem er dann die Spritze endlich bekommen hatte, musste er doch zugeben, dass es nicht so schlimme war.
--
Beste Grüße
Jürgen
____________________________
Nicht denken lassen; selber denken
Link direkt zu diesem Post in die Zwischenablage kopieren...    
03.03.2023, 19:40 Uhr
OliverRauls besucht im Moment nicht das Board.OliverRauls eine private Nachricht schreibenOliverRauls
3D - Drucker



Hallo Gerhard,

ich fand die Passage krass das jeder Fahrer für "sein" Werkzeug verantwortlich war und es bei Verlust (oder Diebstahl) selbst bezahlen musste. Heute wohl undenkbar- andererseits wohl absolut motivierend drauf aufzupassen.

Krass.

Oli
Link direkt zu diesem Post in die Zwischenablage kopieren...    
Seiten: (1) (2) (3) [4] (5) 
[ - Zurück - Antworten - ]

Forum-Jump: