04.08.2023, 13:02 Uhr Stahlsturm
(steelfire)
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Ein Teil, woran ich beispielhaft noch etwas zur Modellbautechnologie erklären kann, ist die Werkzeugkiste auf dem Kettenblech:
Und zwar möchte ich hier ein paar Dinge zum Löten erklären, womit ich mich natürlich an Modellbauanfänger wende. Zum vorherigen Aussägen, Feilen und Biegen der Bleche braucht es keine Erklärungen.
Auch nicht zu den Verschlüssen, die zwar kompliziert aussehen, aber keinerlei Besonderheit aufweisen, außer daß es sehr eng zugeht und man etwas Fingerspitzengefühl braucht. Sie sind sehr klein, aber dennoch für den Maßstab zu groß. Dafür funktional und somit zufriedenstellend.
Zum Löten soll erklärt werden: es wird, außer Elektronik, nur mit Gas gelötet, egal ob Weich- oder Hartlötungen. Es ist wirtschaftlicher, geht viel schneller, man kann gezielt die Wärme zuführen und man muß die Bauteile nicht mit der Wärmequelle berühren. Es hat nur Vorteile. Für Detailarbeiten und kleine Bleche reichen kleine Brenner, die mit Feuerzeuggas befüllt werden, völlig aus.
Sofern keine schmalen Teile auf Stoß gelötet werden müssen, ist eine Weichlötung ausreichend stabil, auch mit üblichem Elektroniklot.
Bei zarten Teilen hat sich bei mir mit der Zeit folgende Technik heraus kristallisiert, die ich hier weitergeben möchte.
In diesem Bild ist schon alles erklärt. Das kolophoniumhaltige Weichlot unterstütze ich mit Löthonig als Flußmittel. Vorteil: es sorgt nicht für Korrosion, denn nicht bei allen Bauteilen kommt man später gut an alle Stellen der Lötung zum restlosen Versäubern. Und der Skalpell dient dazu, kleine Stücken vom Lot zu schneiden.
Die Vorbereitung der Lötung sieht so aus:
Man muß grob abschätzen wieviel Lot man benötigt um den gewünschten Spalt auszufüllen. Ich habe auch schon Lötungen durchgeführt wo ich das abgeschnittene hauchdünne Stück nochmals quer halbierte, um nur eine ganz winzige Menge Lot zuzufügen.
Denn: wir wollen etwas verlöten, und nicht sinnlos die Teile mit unnützem Lot vollkleistern. Das sieht hässlich aus, ist grobe Verschwendung und zieht unnötige Arbeit nach sich, wenn man mit Frässtiften, Schabern, Feilen und Schmirgelleinen nacharbeiten muß - denn eines ist klar: die Lötstelle gehört versäubert, egal ob man später noch lackiert oder nicht.
Die Lotstücken werden direkt an die Naht gelegt, die man davor schon mit Löthonig benetzt hat. Gewissermaßen klebt man das Lot am Honig fest. Wenn man mit Flamme lötet entsteht immer auch eine Strömung, klar, und der Löthonig sorgt auch dafür, daß winzige Lotstücken nicht fortgeblasen werden.
Nachträgliche Ergänzung: Nicht mit der Flammenspitze direkt an das Teil gehen zur Erwärmung, sonst verbrennt der Löthonig. Also Abstand halten und nicht zu schroff erhitzen.
Nach dem Erhitzen sieht es so aus und ich finde, es kann sich sehen lassen. Viel Nacharbeit braucht es da nicht mehr.
Die andere Seite des Teiles. Die Rückstände vom Löthonig kann man mit weißem Wasser oder Verdünnung entfernen.
Manchmal stellt sich die Frage, wie man auf engem Raum mehrere Lötungen durchführt, ohne daß alles wieder zerfällt. Man kann mit Loten unterschiedlicher Schmelztemperatur arbeiten, oder aber muß selektiv kühlen. Oft genügt es, andere metallische Teile aufzulegen, oder Klemmpinzetten anzubringen, damit die Wärme abgeführt wird und dort nicht die Schmelztemperatur des Lotes errreicht werden kann. In anderen Fällen hilft sogenanntes Thermo-Gel, von welchem ich vermute, daß es nichts anderes als eingefärbte Maisstärke ist. Auf dem Bild sieht man, mit welch geringen Mengen man damit auskommt. Hier wurde die Rückwand angelötet und die Naht der vorderen Seite mußte gekühlt werden. Das Thermo-Gel nimmt dort die Wärme auf und schrumpelt zusammen.
Abschließend soll erklärt werden, daß ich gern an Hilfstoffen spare und ungern super spezielle Sachen kaufe. Mag sein daß es ganz dünne SMD-Lote gibt und Lötpasten die auch nicht korrosiv wirken, aber ich wollte es, auch wenn es richtigen Profis umständlich erscheinen mag, dennoch mit einfachen Mitteln zeigen.
Das soll es nun auch gewesen sein, denn die restliche Detaillierung besteht nur aus bekannten Techniken und enthält kein erwähnenswerten Fertigungtechnologien. Mein Baubericht sollte folgende Ziele verfolgen:
- Techniken zeigen, die für Anfänger interessant sein könnten, vor allem wie man improvisieren kann.
- Lust auf ernsthaften klassischen Modellbau zu machen: Zu zeigen, wie schön es ist wenn Modelle auf ganz unterschiedlichen Wege entstehen (ganz gleich, aus welchem Material), während komplett gedruckte Modelle den Modellbau nur monoton, langweilig und uninteressant machen. Wer nun entgegen wollte "aber nein, es gibt doch viel mehr Typen die es zuvor nicht gab", erhält von mir die Erwiderung: "ja, das ist Masse - aber nicht Klasse!".
- Zeigen, daß es hochwertigen vorbildgerechten Modellbau nicht nur in 1:10 und größer gibt und umgekehrt der Maßstab 1:16 nicht bloß von infantilen Spielereien geprägt ist. Es hängt immer davon ab, was man daraus macht.
Wenn auch nur ein Leser - und sei es auch einer, der zu einem späteren Zeitpunkt diese Beschreibungen liest - eine beschriebene Technologie nicht bloß interessant findet sondern selbst ausprobiert und darin eine Hilfe sah, wenn auch nur ein Leser sich durch mich animiert fühlen wird, ein Modell komplett selbst zu bauen (zu bauen!), dann hätte sich der Aufwand für diesen Bericht hier schon gelohnt. Es würde mich wirklich freuen.
In diesem Sinne wünsche ich weiterhin frohes Schaffen und danke für die Aufmerksamkeit.
Falk
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Beitrag 3 mal editiert. Zuletzt editiert von Stahlsturm am 06.08.2023 17:42.
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